Schon recht, dich hab ich derwart', Kreuzweghofbauer, du mußt doch überall dabei sein, wo ein Unheil für mich um die Weg' is.

FERNER. Begehr du nit auf, lern lieber Demut; ich siech am Adamshof nur ein Unheil, und das bist du selber. Obwohl ich nimmer dein Vormund bin – wofor ich Gott dank, daß er mich von der Last erlöst hat – so gib ich dir doch als Christ guten Rat und sag dir: Schnür dein Bündel, führ neamand in Versuchung und geh von da je ehnder, je lieber.

VRONI. Was die Vormundschaft anbelangt, hast du Gott nit z' danken, daß du s' nimmer führst, du hast s' ja freiwillig selber niederg'legt und dafür dank ich ihm, und dein christlich' Rat is da auch unnötig, ich weiß's schon selber, was ich jetzt zu tun hab. Zu Höllerer. Adamshofbauer, wenn dir's der Kreuzwegbauer, der jetzt da im G'höft red't und schalt', verlaubt, so wär mir's recht lieb, wann d' mich gleich heut noch aus 'm Dienst ausstehn ließ'st.

HÖLLERER. Kreuzdividomini, wer söllt mir was verlaub'n auf mein G'höft?! – Sternsakra, kam mir recht. – Was ich da sag, das gilt und, was ich sag, das wägt – und wann ich sag, du verbleibst deine vierzehn Täg, so verbleibst.

FERNER. Wär ein Unsinn! Ich sag, sie geht an der Stell'.

HÖLLERER. Tausend Element! Ja – und wann ich sag, du gehst an der Stell', so gehst a an der Stell'.

VRONI. Ich müßt frei lachen über dich – wann mir zum Lachen wär –, Adamshofbauer, wie du ein'm ein' Herrn zeigst! Gleichwohl möcht ich doch wissen, was eigentlich dein' Meinung is, die vierzehn Täg Kündfrist, dö gelten – oder 's an der Stell' geh'n?

FERNER. Du gehst gleich. Willst 'leicht Unfried' stiften zwischen mir und 'm Schwiecher?

HÖLLERER. Kreuzsakra! Dös gibt's nit.

FERNER. 's Zeug dazu hätt'st. Dein Mutter – Gott laß s' ruh'n und verzeih ihr die Sünd' – hat auch am Kreuzweghof Unfried' g'stift, du bist ganz ihr Kind und hast auch das von ihr, daß d' dich ein'm Reichen naufheftst.

VRONI aufschreiend. Jesus, Maria! Du verschimpfst mein' arm' Mutter im Grab. Streift sich die Haare zurück und tritt Ferner ganz unter die Augen. Herrgott! – Und wenn das meine letzte Stund' wär, Kreuzwegbauer, das schenk ich dir nit. Glaubst, weilst noch lebig herumlauf'st auf der Erd', du darfst die schlecht machen, die in ihr vergrab'n sein? Du glaubst wohl, weil d' Leut', wo du hinkommst, sag'n: Aufg'schaut, der reich' Kreuzweghofbauer kommt! – weil s' dir überall, wo d' einkehrst, 'n Ehrensitz lassen, weil s' in der Kirch' nach dein'm polsterten Betbankerl schau'n: der frumme Mann – du dürfest dir gegen tot und lebig herausnehmen, was d' willst? Reich bist, davon nimmt dir keiner was, aber wann d' Armut kan' Schand', so is auch der Reichtum kein' Ehr' z' nennen. Doch, sei du ehrbar und frumm in der Leut' Augen, ich glaub' nit an dein' Ehrbarkeit und nit an dein' Frummheit, von Kind auf nit, ich will dir's wohl sagen, warum. Du lieber Ohm, hast du nit mehr als einmal uns Kinder, die wir'doch deines Bruders Blut waren, am Kreuzweghof in ein' Winkel g'führt und dort g'schlagen und treten ohne Grund und Ursach'? Du braver Vormund, hast du dich je um uns umg'schaut? Hätt'n wir nit deinetweg'n an Leib und Seel' verderb'n können, wie auch an meinem Bruder g'scheh'n is? – Du hast kein Herz im Leib, sonst hätt'st dich nit an unschuldig wehrlose Kinder vergriffen – du hast kein' Ehr' im Leib, sonst hätt'st nit die Pflicht, über unmündig' Kinder zu wachen, auf dich g'nommen und Händ' am Rucken zug'schaut, wie s' wild aufwachsen; du hast kein Christentum in dir, Kreuzwegbauer, du betrügst so wenig unsern Herrgott mit deine Kirchgäng' als mich. Du bittst wohl auch nur zu Gott, daß er dir 'n Teufel, den d' dreifach verdient hättst, nit in die Wirtschaft fahren laßt. – Denk ich dran, wie wir immer, wo du 'n Fuß hing'setzt hast, weit weg, dir aus 'n Aug'n hab'n fort müssen, da is mir allemal g'wes'n, als hätt'st du a schlecht' G'wissen, als könntst uns derentweg'n nit ausstehn, weil d' dich an uns versündigt hast.

FERNER bleich und aufgeregt. Nimm dich in acht, Dirn, nimm dich in acht, was du sagst. Lauernd. Was willst damit sagen? Weißt du leicht was?

VRONI ruhiger. Nein, Kreuzwegbauer. – Aber völlig leicht is mir ums Herz, weil das herunter is, was mich schon lang druckt. Wußt ich so gut wie der Herrgott, was du in deiner Angst naufbet'st zu ihm, glaubst du, ich hätt g'wart bis heut? Aber das weiß ich in mir, ich tu dir kein Unrecht.