- »Der Ontario kann dort, oder er mag ebenso gut in meiner Tasche liegen. Gut - aber, Pfeilspitze, wenn Bleichgesichter in unserer Nachbarschaft sind, würde es mir nicht unangenehm sein, mit ihnen zu reden.«
Der Tuscarora neigte ruhig sein Haupt, und die Gesellschaft verließ schweigend ihren Standpunkt auf den Wurzeln des umgestürzten Baumes. Pfeilspitze wollte, als sie unten waren, auf das Feuer zugehen, um sich erst zu vergewissern, wer dort sei. Der alte Cap schüttelte den Kopf. »Häuptling«, sagte er, »das möchte beim Sondieren angehen oder in einer Bai, deren Einfahrt man kennt. In einer unbekannten Gegend aber wie dieser halte ich es nicht für sicher, daß sich der Pilot zu weit vom Schiff entfernt. Wir wollen daher, wenn es ihnen recht ist, zusammen aufbrechen.«
»Was will mein Bruder?« fragte der Indianer ernst, ohne durch das offensichtliche Mißtrauen beleidigt zu scheinen.
»Ihre Gesellschaft, Meister Pfeilspitze, und sonst nichts. Ich werde mit Ihnen gehen und mit diesen Fremden sprechen.«
Der Indianer willigte ohne weiteres ein. Er deutete an, daß die beiden Frauen zu dem Kanu, das sie im nahen Bach gelassen hatten, zurückkehren sollten, um dort zu warten. Mabel zeigte sich aber schwierig. Obgleich tapfer, war sie doch nur ein Weib, und der Gedanke, in der Wildnis ohne männliche Begleiter zu sein, war ihr nicht angenehm.
»Nach so langem Sitzen im Kanu, lieber Onkel, wird mir ein Gang guttun«, sagte sie, um ihre Bitte zu begründen. »Vielleicht ist auch unter den Fremden ein weibliches Wesen.«
»So komm, Kind, - es ist nur so weit als ein Tau lang ist, und eine Stunde vor Sonnenuntergang sind wir wieder zurück.«
Mabel Dunham also schickte sich an, die beiden Männer zu begleiten, während Junitau geduldig ihren Weg zum Bach antrat, denn sie war an Gehorsam und an die Einsamkeit der Wälder gewöhnt. Die drei anderen suchten nun einen Weg durch das Labyrinth der übereinandergestürzten Stämme und erreichten schließlich den Waldsaum. Einige Blicke genügten dem Indianer; der alte Cap aber nahm bedächtig einen Taschenkompaß hervor und untersuchte die Richtung, ehe er in den Schatten der Bäume trat.
»So eine Stunde nach der Nase, Magnet, mag für einen Indianer ganz gut sein, aber ein tüchtiger Seemann kennt die Kraft der Nadel«, sagte der Onkel und folgte dem Indianer. »Amerika würde nie entdeckt worden sein - ich gebe dir mein Wort, Mädchen -, wenn Kolumbus nichts als Nasenlöcher gehabt hätte. Freund Pfeilspitze, haben Sie je ein Instrument dieser Art gesehen?«
Der Indianer wandte sich um, warf einen Blick auf den Kompaß, den Cap in der Richtung des Weges hielt, den sie nehmen mußten, und antwortete ernst: »Blaßgesichtauge, Tuscarora sieht in seinem Kopf. Das Salzwasser (denn so nannte der Indianer seinen Begleiter) ganz Auge jetzt - keine Zunge.«
»Er meint, Schweigen sei das beste; vielleicht mißtraut er den Leuten da im Wald.«
Ohne Unruhe schritt Mabel hinter ihren beiden Gefährten. Während der ersten Viertelstunde wurde keine andere Vorsicht beobachtet, als daß man schwieg. Als sie aber der Stelle näher kamen, wo das Feuer sein mußte, wurde größere Sorgfalt nötig. Da der Hochwald hier kaum Unterholz hatte, konnte man zwischen den Stämmen ziemlich weit sehen. Sie mußten sich also vorsichtig hinter den Bäumen halten.
»Sieh, Salzwasser«, sagte der Indianer leise nach einer Weile, »Bleichgesichtfeuer.«
»Bei Gott, der Bursche hat recht«, murmelte Cap, »da sind sie, beim Himmel, und verzehren ihr Mahl so ruhig, als wären sie in der Kajüte eines Dreideckers.«
»Pfeilspitze hat nur halb recht!« flüsterte Mabel, »denn es sind zwei Indianer und nur ein Weißer.«
»Bleichgesichter«, erklärte Tuscarora, indem er zwei Finger emporhielt. »Roter Mann«, indem er einen erhob.
»Gut«, versetzte Cap, »es ist schwer zu sagen, ob das eine oder das andere wahr ist. Der eine ist ganz gewiß weiß und ein hübscher, stattlicher Bursche.
Der andere ist eine Rothaut. Aber der dritte ist anscheinend halb getakelt, er ist weder Brigg noch Schoner.«
»Bleichgesichter!« wiederholte Pfeilspitze, abermals zwei Finger emporhaltend; »roter Mann!« nur einen erhebend.
»Er muß recht haben, Onkel; denn sein Auge trügt ihn nie. Aber wir müssen jetzt wissen, ob wir Freunde oder Feinde vor uns haben. Vielleicht sind es Franzosen.«
»Ein Anruf wird uns schnell Aufklärung verschaffen«, erwiderte Cap. - »Stell dich hinter diesen Baum, Magnet, wenn es den Schurken vielleicht einfallen sollte, eine volle Ladung abzufeuern, ehe sie sich in eine Unterredung einlassen. Ich werde bald hören, unter welcher Flagge sie segeln.«
Charles Cap hatte beide Hände an seinen Mund gebracht, um sie als Sprachrohr zu brauchen. Eine rasche Bewegung des Indianers vereitelte diese Absicht.
»Roter Mann Mohikaner«, erklärte der Tuscarora, »gut, Bleichgesichter Engländer.«
»Gute Nachrichten!« sagte Mabel. »Wir wollen zu ihnen hingehen, lieber Onkel, und uns als Freunde vorstellen!«
»Gut«, meinte Pfeilspitze, »roter Mann gut und Verstand; Bleichgesichter eilig und Feuer.
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