Was kümmerst dich um mich? Bin i dir 'leicht auf d'Seel 'bunden? Bist du verantwortlich für mich? G'wiß net! G'sagt hab'n sie's dir, was wir für ein' guten, lieben Herrn Pfarrer hab'n? Glaubst du's, is's gut für dich – ich net! I hab' sie kennen g'lernt und i will amol mit keinem was z' thun haben – weil i net will! Der müßt' erst kummen, der mir saget, was mir g'fallt, der so thut, wie mir recht wär'. Es gibt kein'n, 's kann kein' geb'n und i weiß, wie i dran bin mit allen – mit allen! Sie singen doch ein Lied, der eine grob, der andere fein, dö Wörter sein d'nämlichen.

WIRTIN ängstlich. Also bist wirklich der Dorfketzer von Kirchfeld, wie s' sagen?

SEPP. Besser Dorfketzer, als Dorfhetzer! I kümmer' mich wenigstens um kein' Menschen, was er thut und treibt und trag's nit herum im Dorf und in der Fremd' und hetz' ihm nit die andern auf'n Hals. Trinkt und lüftet sich das Halstuch. Und jetzt laßts den dummen Diskurs, ös verstehts mich net und ich begreif' euch samt eurer Frummheit net, dö sich um den andern Leuten ihr' Seligkeit so viel kümmert! Oes kommts doch nit blind auf die Welt, wie die jungen Hund', aber sehet werds doch euer Lebtag net!

WIRT stößt seine Frau mit dem Ellbogen an. Den bringst du nimmer auf gleich!

SEPP hat den Kopf gesenkt, hebt ihn. Kannst recht hab'n! Herentgeg'n bin i aber a ordentlich verkrüppelt und zermudelt word'n!

 

Fünfte Scene.

Vorige. Annerl ländlicher Sonntagsstaat, Bündel unterm Arm.

 

Entreé.

 

Dö Fischerln im Bach

Und d'Vögerln am Boam,

Dö wissent wo s' hing'hör'n

Und hab'n ihr Dahoam.

Nur 'n Menschen treibt 's G'schick

Oft hinaus in die Fremd',

Wenn er glei vor Hoamweh

Und Herzload derkämmt!

 

Jodler.

 

Dahoam hat mi ang'lacht

Beim Bacherl der Steg,

Dö Häuserln im Dörfel,

Jed's Stoanderl am Weg,

Doch weit von dahoam

Schaut jetzt fremd alles her,

Als ob i schon selber

Vergangen lang wär'.

 

Jodler.

 

SEPP hebt den Kopf nach ihr. Du Derndl –

ANNERL wendet sich gegen ihn.

SEPP. Hat's dich 'leicht a bei der Falten 's Unglück, weil d' so traurig singst?

ANNERL. 's is ma wohl nie gut gangen, aber hitzt weiß i gar nimmer, was's werden wird.

SEPP bietet ihr den Krug. Trink eins.

ANNERL legt die Hände ans Mieder. I dank' schön, i kann net!

SEPP. Dir verschnürt 's Mieder ja völlig die Red', bist g'wiß g'loffen wie nit g'scheit?

ANNERL. Ah na!

SEPP. Wann d' scho nit trinkst, so setz dich a weng – oder versäumst's?

ANNERL. I soll nach Kirchfeld.

SEPP. So! I bin a Kirchfelder, kann i dich 'leicht weisen?

ANNERL. Dös wär' recht schön von dir, Landsmann, wann d' mit mir gangst. Ich kann dir's net sagen, wie mir is; ich hab' heut mein lieb's Heimatdörfel verlassen und bin 'gangen, 'leicht auf Nimmerwiedersehn. Seit fruh bin i wie träumet die Berg 'raufg'stieg'n und hab' mir nit 's Herz g'nommen, daß i ein' Menschen g'fragt hätt' um den Weg; auf a paar bin i zu'gangen, aber mir is 's Wasser in die Aug'n g'schossen, daß von mir wegg'schwommen sein, und sie war'n a schon weit weg, wann i nachher g'schaut hab'; sie müssen denkt hab'n, i bin a Bettlerin, oder nit recht g'scheit. Du bist der erste, der mich ang'red't hat, i hätt' kein' Red' von mir 'bracht.

SEPP. Ich hätt' dich a nit ang'red't, wann d' net so traurig g'sungen hätt'st; aber dös is halt mein Gusto, andere sein gern dabei, wo's lustig, und i, wo's traurig hergeht.

ANNERL. Es wär' mir recht lieb, wann d' mi weisen wollt'st, so brauch' i kein' Menschen mehr Red' z' stehn als am Ort, da muß's freilich sein und i fürcht' mi schon drauf.

SEPP. Wo willst denn hin?

ANNERL. Zu euern Pfarrer.

SEPP. So. Was willst ihm?

ANNERL. Unser Pfarrer – i bin von St.