Gehn wir 'leicht schon?

SEPP. Gleich, Derndl. Gibt dem Wirt Geld.

WIRT schiebt das Geld ein. Richtig! Aber nit richtig, was du dir Sündigs denkst, gleichwohl das Dirndl mordsauber is.

SEPP. Wirt, frag doch über fünf Wochen, ob die Kirchfelder ihr'n Pfarrer noch für ein' Heiligen halten?! Wendung zum Gehen.

 

Vorhang fällt. Musik fällt mit einem kurzen Allegro ein.

Verwandlung.

 

Freundliches Gemach, einfach, aber nett möbliert, Mittel- und Seitenthüre links, ein Fenster ganz vorne rechts, vor diesem ein Sekretär. Mitte der Bühne ein kleines gedecktes Tischchen mit Morgenimbiß für zwei Personen, zwei Gedecke, eine Bouteille, kleine Gläser. Ein Fauteuil mit hoher Lehne, ein Rohrsessel, nächst dem Sekretär eine Etagère mit Rauchrequisiten.

 

Sechste Scene.

Vetter ein Greis mit kahlem Kopf und an den Schläfen herabfallenden langen weißen Haarflechten, Priestergehrock, Gewandung etwas abgetragen, sitzt behaglich in dem Fauteuil; er hat eine Serviette übergebunden, die er während der ganzen Scene nicht ablegt; er ist durchweg sein humoristisch aufzufassen. Hell ein junger rüstiger Mann in der Soutane, sitzt ihm gegenüber auf dem Stuhl.

 

HELL gerade im Begriffe das Glas seines Gastes nachzufüllen.

VETTER deckt die Hand über das Glas und wehrt mit der andern die Bouteille ab. Nein, nein, ich danke, aber wahrhaftig, es wird sonst zu viel, ich bin es ja nicht gewöhnt.

HELL setzt die Flasche zurück. Sie rauchen?

VETTER. Ja, das heißt – allerdings wohl –

HELL. Ich finde nichts Auffälliges daran, wenn Sie rauchen.

VETTER. Das ist sehr freundlich, manche wollten es mir übelnehmen.

HELL. Ich selbst rauche zwar nicht, aber wenn Sie erlauben – ich halte für meine Gäste ein gutes Kraut – so offeriere ich Ihnen ein Pfeifchen. Erhebt sich.

VETTER erhebt sich gleichfalls. Aber ich bitte, Sie bemühen sich zu viel um mich alten Mann, ich werde mich wohl selbst bedienen können.

HELL hat ihn auf den Sitz zurückgedrückt. Aber bleiben Sie doch, Sie bringen sich ja aus Ihrer Behaglichkeit. Geht nach der Etagère und holt das Erforderliche.

VETTER faltet vor sich die Hände. Ach ja, es war mir wohl schon lange nicht so behaglich.

HELL stellt das Gebrachte auf den Tisch. Bedienen Sie sich.

VETTER unter folgendem richtet sich eine Pfeife und raucht. Wenn Sie es erlauben! Wie Sie es doch gut haben, Herr Amtsbruder! Hm, wie hier alles so freundlich und behaglich ist, so recht wohlgefällig und lebensfreudig, so – gottesfriedlich! Sie sitzen auf einer der einträglichsten Pfarren und sind noch so jung, haben noch so viel vor sich – Sie haben wohl auch Protektion gehabt.

HELL. Nun, das wohl, der Propst von Elfkirchen ist mein Gönner, er kam oft in unser Haus, ich verdanke ihm viel, aber – Gott ist mein Zeuge – ich habe seine Protektion nicht gesucht, ich habe nicht versucht, irgend wen von seinem Platze zu verdrängen, um mich besser zu situieren.

VETTER. Hm, das ist doch wohl keine Sünde, das geschieht ja täglich an allen Orten und ich mag es Ihnen wohl gönnen! Ich bin schon ein alter Mann und zu wenig mehr nütze, nun sitze ich da oben in Eis und Schnee, ich habe mir das freilich nie gedacht, daß es so kommen würde, nun ist es eben so geworden. Gesprächig. Ich bin der zweite Sohn armer Bauersleute und Sie wissen, man hat es gern, daß das kleine Erbe für den ältesten beisammen bleibe, da hat man mich denn zum Priester gemacht. Ich habe, als ich das Seminar verließ, viele hinter mir gelassen, die jetzt gar hohe Kirchenfürsten sind – freilich waren sie meist schon von Haus aus von hoher Familie und manch andere, die sich geschickt in weltliche Dinge zu mischen wußten, wenn es der Vorteil der Kirche wollte, haben auch ihren Weg gemacht; nun, ich taugte eben nicht zu derlei, so haben sie mich denn von Pfarre zu Pfarre geschoben und endlich kam ich da hinauf. Es ist wahr, ich brauche wenig, aber die Leute dort oben brauchten doch einen, der mehr ist als ich; mein Trost sind meine weißen Haare und jeder Tag, der vorübergeht, macht mich die wenigen noch übrigen geduldiger ertragen, aber damit tröstet man doch nicht diese armen Leute, die noch recht rührig sind und – oft wie gerne! – leben wollen!

HELL der in Nachdenken versunken. Wie heißt doch Ihre Pfarre?

VETTER. St.