Du seufz'st? Was hast denn?

MICHEL. Ja weißt, das thu' ich so zu meiner Pläsur – ich pfnaus' mich schön stad aus dabei, b'sonders wann ich ein' weiten Weg 'gangen bin.

ANNERL. Du wirst aber a weit umgangen sein, bis d' in Kirchfeld zum Pfarrhof 'troffen hast.

MICHEL. Ah beileib, ich war heut schon weit von Kirchfeld.

ANNERL. So, wo denn 'leicht?

MICHEL. In St. Jakob!

ANNERL. Geh, in unsern lieb'n Heimatdörfl?

MICHEL. Ja! Weil gestern schon 's G'red' war von ein' g'wissen Kreuzel, das dir der Pfarr' g'schenkt hätt' und das d' heut tragen wurdest, bin ich fruh aus 'n Ort und über die Berg'; in St. Jakob hab' ich richtig mein' Mutter in der Kirch' 'troffen. Du weißt, sie hat – wie s' euer Sacherl nach deiner Mutter ihr'n Tod verkauft hab'n – der ihr Betbüchel mit der silbern' Schließen erstanden, das hab' ich ihr mit vieler Müh' abbettelt Zieht ein Tuch hervor, aus dem er das Gebetbuch wickelt. denn ich hab' mir denkt, du könnt'st 'leicht a geistliche Stärkung brauchen, und wenn dir der Herr Pfarrer 's Kreuzel von seiner seligen Mutter schenkt, so kann ich dir nix G'scheiteres bringen, als a Betbüchel von dein' Mütterl – Gott hab's selig!

ANNERL preßt das Buch an die Brust. Michel, du bist a grundguter Bub!

MICHEL. Na, wann d' nur einsiehst!

ANNERL. Wie kann ich dir danken, Michel? Mein' Seel', ich bin's nit wert, daß d' dir all die Müh' nimmst für mich.

MICHEL. O du heiliger Joseph, wann d' nur net so dalket daherredest! I weiß ja eh'nder, daß d' mir nix dafür geb'n wirst, und that doch alles für dich, wann du's a nit verdienst. I weiß nit, wie's kämma is, aber du bist mir 's Liebst' auf der Welt!

ANNERL. Geh, du thust grad, als ob ich die G'wisse wär'!

MICHEL. Die mich aus St. Jakob vertrieb'n hat, weil s' durchaus nix hat merken woll'n – die mir, weil ich s' in Kirchfeld allweil im Gedanken g'habt hab', anfangs d'Arbeit g'waltig sauer g'macht hat – der ich ausg'wichen bin, gleichwohl s' herkämma is, wie 's brennte Kind dem Feuer – und der ich jetzt zulauf', wo ich denk', daß s' ein' rechten, aufrichtigen Beistand braucht? Ja, ja, Annerl, du bist's – meiner Treu', du warst, bist und bleibst mein Schatz und gleichwohl brauchst nit rot z' werden und nit auf d'Seit' z' schau'n, brauchst, was i dir g'sagt hab', a nit g'hört z' hab'n, ich bin dir drum doch nit harb; in Gott's Nam' will i mi a dreinschicken, wie ich nie was Schlecht's von dir derlebt hab', daß i a nix Lieb's derleb'!

ANNERL faßt seine Hände. Du bist doch mein rechter, aufrichtiger Freund! Michel, das gedenk' ich dir, solang' i leb'!

MICHEL. Das wär' recht schön – wann d' aber heirat'st!

ANNERL. Ich werd' nit heiraten!

MICHEL. Ich auch nit!

ANNERL. Geh, du wirst schon eine finden, die dir taugt.

MICHEL. I mag aber net – ich schau' mich a gar net um, just nit!

ANNERL. Du mußt nit so kapriziert sein.

MICHEL. Ich bin eh' nit kapriziert. Sag' ich net: du haltst's, wie d' willst? Und ich a – und mir steht kein' andere an!

ANNERL. Laß g'scheit mit dir reden!

MICHEL verdrießlich.