Musik. Tusch noch in der Ferne.
Richtet sich empor. Sie kommen – und die Berge haben geantwortet! Hochzeitsmarsch kommt immer näher. Sie gaben das Signal zurück: »Sie kommen!« Sie hallten's drängend siebenfach mir zu! Das heißt: laß die Bedenklichkeiten fahren; jetzt, wo du vor der That bei Tag und Nacht, zu jeder Stunde stehst, da sei bereit und lange zu, du darfst nicht auf den Lohn, den lahmen Boten, der immer hinter dem Geschehnen schreitet, warten, wenn du ihn wirklich dir verdienen willst, in einer Stund' der Rast mag er dich einholen und dir um so willkommner sein!
Zweite Scene.
Voriger. Der Hochzeitszug über den Steg. Voran die Musikanten, hinter ihnen Sepp mit einer Stange, worauf ein Blumenstrauß, dann Michel als Hochzeiter, zwischen zwei festlich geputzten Bauernburschen, Bauern hinterher, dann Annerl als Braut, zwischen zwei Kranzeljungfern, Bäuerinnen.
Der Zug geht über die Bühne von links nach rechts und macht dann Halt, Hüteschwenken und Tusch der Musik begrüßt den Pfarrer.
MICHEL holt Annerl aus der Mitte der Kranzeljungfern. Grüß Gott z' tausendmal, hochwürdiger Herr! Da sein wir, zwar rechtschaffen müd', aber munter wie die Fisch'! Die Annerl war seither bei meiner Mutter in Einöd und ich hab' s' auch von da her einholen müssen. Ich kann net viel Wort machen, aber du weißt's eh'nder, wieviel ich alleweil auf dich g'halten hab', ich war a wilder, narrischer Bursch, du hast mich z'rechtbracht, und von dein'm Segen derhoff' ich mir jetzt auch 's Beste!
ANNERL blickt zu Boden. 's is recht schön, daß d' Wort g'halten hast, hochwürdiger Herr!
MICHEL. Na, dös hat sich von eh'nder verstanden: dös war no net da, daß der Pfarrer von Kirchfeld a Wörtl g'sagt hätt', bei dem's net blieben wär' wie beim Amen im Gebet.
HELL. Ihr seid vor der Sonne da!
MICHEL. Wir hab'n dich net warten lassen wöll'n und wir haben's wohl denken können, daß du schon am Platz sein wirst.
HELL zu Annerl gewendet. Du siehst recht schmuck aus.
ANNERL blickt auf ihren Brautstaat, dann vertraulich. Dein goldig's Kreuzl mußt heut net bei mir suchen, Pfarr'. Auf die Kranzeljungfern deutend. Schau, die hab'n g'meint, ich soll's umnehmen und 'glaubt, es that dich beleidigen, wann ich's heut nit traget; aber nit wahr, ich hab' doch recht g'habt? Ich hab' mir denkt, es that sich net schicken. Ich hab's z' Haus recht gut aufg'hob'n, will's hoch in Ehren halten und nach mein' Ehrentag erst will ich's ganz versteckt unterm Mieder trag'n; und kommt dann – wie's Gott schickt – Herzload oder Herzensfreud', wo ich selber nit aus weiß, wo das Herz mir höher schlagt, und ich press' d'Händ' ans Mieder, da erinnert mich das Kreuzl g'wiß an dich – und denk' ich dann an dich bei dem, was ich thu', ob'st freundlich schauest oder z'wider, so hab' ich sicher 's rechte Fleckel troffen und weiß, was ich thun oder lassen muß. Es soll mir ein rechter Segen werd'n.
HELL. Das walte Gott!
MICHEL unruhig, drängend. Ich denk', wir gehn jetzt gleich vorauf in die Kirch'n.
HELL tritt unwillkürlich einen Schritt von beiden zurück, dann gefaßt. Geht diesmal mir voran! Ich folge euch!
MICHEL. Kumm aber fein gleich nach!
HELL. Bald!
Hochzeitsmarsch beginnt wieder, der Zug setzt sich in voriger Ordnung in Bewegung und geht von rechts im Bogen beim Pfarrer vorüber in die Kirche. – Sepp, der seinen Stock militärisch präsentiert, die Musikanten und etliche Bauern bleiben außen; wie die letzten Paare unter dem Portal verschwinden, schließt die Musik. – Das Orchester nimmt piano den Hochzeitsmarsch auf und spielt seine Motive unter der Rede des Hell, bis, wo angedeutet, die Orgel eintritt. – Die Zurückgebliebenen entfernen sich, Sepp an der Spitze, und scheinen sich lebhaft zu besprechen.
Dritte Scene.
Melodramatisch.
HELL allein, hat den Ellbogen an den Baumstamm gestützt und den Kopf in die Hand gesenkt, aufseufzend. Es wird mir doch schwerer, als ich dachte – vor den Altar zu treten, das entscheidende, ewig bindende Wort ihr abzufordern! Voll Leidenschaft. O, wenn sie stammelte – wenn sie es nicht über die Lippen brächte – Erschreckt. Was dann? Was denn dann, Thor – bringt dir anderer Verlust Gewinn? Pfui, bist du noch nicht dein Meister geworden? Jetzt rasch hin vor den Altar, das sei deine Strafe – ohne Zaudern, ohne Ueberlegung – ohne Zucken deiner Wimper – ohne Zittern deiner Hände. Macht eine energische Bewegung gegen die Kirche, die Orgel ertönt.
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