wahrhaftig! . . . So?
Marie. Hat er dir's gestern nicht selbst geraten? . . . Aber nicht wieder so spät wie voriges Jahr, meint der Doktor, nicht im August erst, sondern gleich, – die schönen Tage nützen jetzt im Mai.
Der Vater. Aufs Land – in die Grünau – zur Tante Toni wieder?
Marie. Ich denke wohl.
Der Vater. Weht der Wind daher? . . . Hoho! Zur Tante Toni! Und wieder herumgelaufen im Wald und auf der Wiese mit der Base Katharina und dem Herrn Adjunkten, der uns ja auch zu Weihnachten die Ehre hat erwiesen – oder gar mit dem Adjunkten allein . . .
Marie
sehr ruhig. Ich dachte nicht an ihn.
Lärm draußen wie früher.
Der Vater. Dachtest nicht an ihn? . . . Schreibt er dir nicht alle Tage?
Marie. Kaum jede Woche einmal. Und ich antworte ihm selten.
Der Vater. Verlobt seid ihr!
Marie. Nein. Du weißt es doch. – Nein.
Der Vater. Nun, was braucht's Verlöbnis! Eines Tages ist man auf und davon, verlobt oder nicht, vermählt oder nicht, und läßt den Vater hier verderben, verkommen, verdursten – ersticken, wie mir's in der Nacht beinahe passiert wäre, in der Febernacht, als sie dich auf den Ball holten, Tante Toni und Base Katharina, und du dort herumflogst mit jungen Offizieren . . .
Marie. Was willst du, Vater? Ein einziges Mal in dem ganzen langen Winter. Und du hattest mir's erlaubt.
Der Vater. Einmal – o einmal nur! In dem ganzen langen Winter nur einmal! Wie alt bist du denn . . . wie alt?
Marie. Sechsundzwanzig.
Der Vater. Sechsundzwanzig. Zeit genug . . . Zeit genug. Sechsundzwanzig und jung und schön und ein Frauenzimmer mit weißer Haut und mit runden Armen! . . . Nichts für dich verloren, nur Geduld! Und wenn ich neunzig werde, dann bist du siebenunddreißig – immer noch Zeit genug . . . Zeit genug zu allerlei Kurzweil, nach der dich's gelüstet. Nein, ich bedaure dich nicht!
Marie. Hab' ich verlangt, daß du mich bedauerst?
Der Vater.
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