Die Morgensonne beleuchtet ihn. Seitwärts ist ein Gittertor, durch welches man in den Schloßgarten sieht. In der Ferne erblickt man auf einem Hügel das früher bewohnte Schloß Flottwells. Die Fenster des neuen Schlosses sind geöffnet, in dem großen Saale brennen noch Lichter.

Flottwell und einige Gäste lehnen am Fenster.

 

CHOR im Tafelsaale.

Laßt brausen im Becher den perlenden Wein!

Wer schlafen kann, ist ein erbärmlicher Wicht.

Und guckt auch der Morgen zum Fenster herein,

Ein rüstiger Zecher lacht ihm ins Gesicht.

Ha! ha! ha! ha!

 

Schallendes Gelächter.

 

DER BETTLER zugleich mit dem Chor.

Oh, hört des armen Mannes Bitte

Und reicht ihm einen Bissen Brot!

Der Reichtum thront in eurer Mitte,

Mich drückt des Mangels bittre Not.

 

Das Gelächter beantwortet gleichsam sein Lied.

 

CHOR.

Die düsteren Sorgen werft all über Bord!

Ein Tor, der die Freude nicht mächtig erfaßt.

Das Leben hält ja nur dem Fröhlichen Wort,

Wer niemals genoß, hat sich selber gehaßt.

Ha! ha! ha! ha!

BETTLER.

Oh, laßt mich nicht vergebens klagen,

Seid nicht zu stolz auf eure Pracht!

Ich sprach wir ihr in goldnen Tagen,

Drum straft mich jetzt des Kummers Nacht.

 

Er senkt sein Haupt.

Valentin und Rosa kommen aus dem Garten.

 

VALENTIN. Ich hab dir schon hundertmal gesagt, daß du mit dem Kammerdiener nicht so grob sein sollst. Du weißt, was er für ein boshafter Mensch ist, am End verschwärzt er uns beim Herrn.

ROSA. Still sei und red nicht, wenn du nichts weißt. Ich muß grob sein, weil ich eine tugendhafte Person bin.

VALENTIN. Ah, das ist ja keine Konsequenz. Da müßten ja die Sesseltrager die tugendhaftesten Menschen auf der Welt sein.

ROSA. Bist du denn gar so einfältig? Merkst du denn noch nicht, daß mir der Kammerdiener überall nachschleicht, daß ich nicht einmal in der Kuchel a Ruh hab.

VALENTIN. Ja was will er denn von dir?

ROSA. Er will mich zu seiner Kammerdienerin machen.

VALENTIN. In der Kuchel drauß? Er soll in seiner Kammer bleiben, wenn er ein ordentlicher Kammerdiener ist. Du gibst ihm doch kein Gehör?

ROSA. Du willst ja nicht, daß ich ihm meine Meinung sagen soll.

VALENTIN. Aber wohl! Das hab ich ja nicht gewußt. Wirf ihm deine Tugend nur an Kopf! Es schadt ihm nicht. Übrigens ist das sehr schön von dir, daß du mir das sagst.

ROSA. Nun warum soll ichs denn nicht sagen? Ich mag ihn ja nicht. Wenn er mir gfallet, so saget ich nichts.

VALENTIN. Bravo! Das sind tugendhafte Grundsätze. Aber der duckmauserische Kammerdiener! Der geht mir gar nicht aus den Kopf.

ROSA. Es ist nicht mehr zum Aushalten mit ihm. Alles will er dirigieren. Um die dümmsten Sachen bekümmert er sich.

VALENTIN. Jetzt lauft er gar dir nach.

ROSA. Überall muß er dabei sein.

VALENTIN. Nu neulich haben s' für unsern Koch Stockfische gebracht, da war er auch dabei. Wenn nur mit unsern gnädgen Herrn etwas zu reden wär, aber der ist seit einiger Zeit verstimmt als wie ein alts Klavier.

ROSA.