Wie war das möglich?
SOCKEL. Weil ichs meiner Frau gesagt hab.
WOLF. Ja sind Sie denn verheiratet?
SOCKEL. Leider! Verstanden?
WOLF ängstlich. Haben vielleicht Kinder!
SOCKEL. Jawohl.
WOLF. Ach, das ist ja sehr traurig. Wie viele?
SOCKEL. Mein Gott, soviel Sie wollen, verschaffen Sie mir nur den Bau.
WOLF. Ja das muß ich wissen.
SOCKEL. Fünf, und zwei noch zu erwarten! Verstanden?
WOLF. Entsetzlich! Das rührt mich!
SOCKEL. Lassen Sie sich erweichen. Nehmen Sie die zweitausend Gulden.
WOLF mit Bedauern. Sie sind Familienvater! Sie haben fünf Kinder! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Und der andere Baumeister hat vielleicht keine Kinder.
SOCKEL. Kein einziges.
WOLF. Ah, da müssen Sie ja den Bau erhalten. Das wäre ja die höchste Ungerechtigkeit.
SOCKEL. O Sie edelmütiger Mann!
WOLF. Jetzt kann ich Ihr Geschenk annehmen. Aber Sie müssen mir versprechen, ein Meisterstück für die Ewigkeit hinzustellen –
SOCKEL. Zehn Jahre keine Reparatur –
WOLF. Denn der Vorteil meiner gnädgen Herrschaft geht mir über alles.
SOCKEL weinend. Große Seele!
Beide in Flottwells Kabinett ab.
Sechster Auftritt
Valentin.
VALENTIN.
Lied.
Heissa lustig ohne Sorgen
Leb ich in den Tag hinein,
Niemand braucht mir was zu borgen,
Schön ists, ein Bedienter z' sein.
Erstens bin ich zart gewachsen
Wie der schönste Mann der Welt,
Alle Säck hab ich voll Maxen,
Was den Mädchen so gefällt.
Zweitens kann ich viel ertragen,
Hab ein lampelfrommen Sinn,
Vom Verstand will ich nichts sagen,
Weil ich zu bescheiden bin.
Drittens kann ich prächtig singen,
Meine Stimme gibt so aus,
Denn kaum laß ich sie erklingen,
Laufen s' alle gleich hinaus.
Viertens kann ich schreiben, lesen,
Hab vom Rechnen eine Spur,
Bin ein Tischlergsell gewesen –
Und ein Mann von Politur.
Fünftens, sechstens, siebntens, achtens
Fallt mir wirklich nichts mehr ein,
Darum muß meines Erachtens
Auch das Lied zu Ende sein.
Ah! heut kann ich einmal mit Recht sagen: Morgenstund tragt Gold im Mund. Hat mir die Sängerin, die neulich bei unserm Konzert eine chinesische Arie gesungen hat, für das Honorar, was ich ihr von dem gnädigen Herrn überbracht hab, zwei blanke Dukaten geschenkt. Der gnädige Herr hat ihr aber auch für eine einzige Arie fünfzig Dukaten bezahlen müssen. Das ist ein schönes Geld. Aber das ist doch nichts gegen Engeland. In London, hör ich, da singen s' gar nach dem Gewicht. Da kommt eine von den großen Noten auf ein ganzes Pfund, drum heißt man s' auch die Pfundnoten.
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