Da verdient sich eine an einem einzigen Abend einige Zenten. Die müssen immer ein Paar Pferd halten, daß sie ihnen das Honorar nachführen. Aber es war auch etwas Göttliches um diese Sängerin. Ich versteh doch auch etwas von der Musik, weil ich in meiner Jugend öfter nach den Noten geprügelt worden bin, aber im Distonieren kommt ihr keine gleich. Ich hab die ganze Arie nicht hören können, weil ich im Hof unten war und die Jagdhund besänftigt hab, damit s' nicht so stark dreingeheult haben, aber einmal hat sie einen Schrei herausgelassen – Nein, ich hab schon verschiedene Frauenzimmer schreien ghört, doch dieser Ton hat mein Innerstes erschüttert. Aber den schönsten Wohlklang hat sie doch erst gezeigt, wie sie die zwei Dukaten auf den Tisch geworfen hat, das macht sie unsterblich. Und wenn ich ein Theaterdirektor wär: die engagieret ich unter den schönsten Bedingungen.
ROSA schleicht sich herein, tritt langsam vor und steht bei den letzten Worten mit verschlungenen Armen neben ihm. Und gelächelt hat sie auf mich – gelächelt hat sie –
ROSA. Nun und wie hat sie denn gelächelt? Lächelt boshaft. Wie denn? Hat sie so gelächelt – so?
VALENTIN. Ah, hör auf! Das ist ja nur eine Travestie auf ihr Lächeln. Du wirst dir doch nicht einbilden, daß du das auch imstand bist?
ROSA. Warum? Warum soll sie besser lachen können als ich?
VALENTIN. Nun eine Person, die für eine Arie fünfzig Dukaten kriegt, die wird doch kurios lachen können?
ROSA. Ja, aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, und die werd ich sein. Ich brauch keinen solchen Liebhaber, der in die Stadt hineinlauft und den Theaterprinzessinnen die Cour macht.
VALENTIN. Ich muß tun, was mir mein Herr befiehlt. Punktum!
ROSA. Du und dein Herr ist einer wie der andere.
VALENTIN. Nu das wär mir schon recht, da wär ich auch ein Millionär wie er.
ROSA. Du hast deine Amouren in der Stadt, und er hat s' im Wald draus. Und wie schaust denn wieder aus? Den ganzen Tag hat man zu korrigieren an ihm! Ist denn das ein Halstuch gebunden, du lockerer Mensch? Geh her! Bindet es ihm.
VALENTIN. So hör auf, du erwürgst mich ja, schnür mich nicht so zusamm!
ROSA. Das muß sein.
VALENTIN. Nein, das Schnüren ist sehr ungesund. Es wird jetzt ganz aus der Mod kommen. Du sollst dich auch nicht so zusammradeln.
ROSA. Das geht keinen Menschen was an!
VALENTIN. Aber wohl! Das Schnüren hätt sollen gerichtlich verboten werden, aber die Wirt sind dagegen eingekommen.
ROSA. Wegen meiner! Ja apropos, du stehst ja da, als wann ein Feiertag heut wär? Wirst gleich gehn und dich anziehn auf die Jagd!
VALENTIN.
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