Der zunächst alles andere beherrschende Eindruck ist das fürchterliche, ohrenbetäubende Gerassel des Förderbandes, das die Kohle abtransportiert. Man kann nicht weit sehen, weil der Kohlestaubnebel das Licht der Grubenlampen zurückwirft; aber man sieht auf beiden Seiten eine Reihe halbnackter, kniender Männer, vier oder fünf Yards voneinander entfernt, die ihre Schaufeln unter die herabgefallene Kohle stoßen und sie mit einem Schwung über die linke Schulter werfen. Sie füllen sie aufs Förderband, ein Gummiband von ein paar Fuß Breite, das ein bis zwei Yards hinter ihnen vorbeiläuft. Auf diesem Band fließt dauernd ein glitzernder Kohlestrom abwärts. In großen Gruben befördert es mehrere Tonnen Kohle pro Minute. Es bringt sie zu einem Platz im Hauptstollen, wo es sie in Förderwagen wirft, die eine halbe Tonne fassen, um dann zu den Förderkörben geschleppt und zur Erdoberfläche hinaufgezogen zu werden.

Man kann den »Füllern« unmöglich bei der Arbeit Zusehen, ohne einen Stich des Neids auf ihre Zähigkeit zu spüren. Sie verrichten eine schreckliche, ja nach gewöhnlichen Maßstäben fast übermenschliche Arbeit. Denn sie bewegen nicht nur ungeheure Mengen von Kohle, sondern sie tun das auch noch in einer Stellung, die die Arbeit verdoppelt und verdreifacht. Sie müssen die ganze Zeit knien – sie könnten sich kaum aufrichten, ohne an die Decke zu stoßen –, und man kann die ungeheure Anstrengung leicht ermessen, wenn man es selbst einmal versucht. Solange man aufrecht stehen kann, geht das Schaufeln relativ leicht, denn man kann die Schaufel mit Hilfe der Knie und Oberschenkel führen; wenn man kniet, liegt die ganze Belastung auf den Arm- und Bauchmuskeln. Die übrigen Arbeitsbedingungen machen die Sache auch nicht gerade leichter. Da ist einmal die Hitze – sie ist unterschiedlich, aber in manchen Gruben ist sie zum Ersticken –, dann der Kohlestaub, der Kehle und Nase verstopft und sich um die Augenlider festsetzt, und das endlose Rasseln des Förderbandes, das in dem engen Raum eher wie das Knattern eines Maschinengewehrs tönt. Aber die »Füller« arbeiten, als seien sie aus Eisen, und so sehen sie auch wirklich aus – wie gehämmerte Eisenstatuen – unter der glatten Kohlestaubschicht, die sie von Kopf bis Fuß überzieht. Nur wenn man die Bergleute unten in der Grube und nackt sieht, wird einem klar, was für prächtige Männer sie sind. Die meisten sind klein (große Männer sind bei dieser Arbeit im Nachteil), aber fast alle haben die herrlichsten Körper; breite Schultern, schlanke, geschmeidige Hüften, ein kleines ausgebildetes Hinterteil und sehnige Oberschenkel, und nirgends eine Unze überflüssiges Fleisch. In den heißeren Bergwerken tragen sie nur ein Paar dünne kurze Hosen, Holzschuhe und Knieschoner. Nach ihrem Aussehen kann man kaum sagen, ob sie jung oder alt sind. Sie können jedes Alter haben, bis zu sechzig oder sogar fünfundsechzig Jahren; aber wenn sie nackt und schwarz sind, sehen sie alle gleich aus. Keiner, der nicht den Körper eines jungen Mannes hat – und die Figur eines Gardisten dazu –, könnte ihre Arbeit tun; ein paar zusätzliche Pfunde um die Hüften würden das ständige Gebücktsein verunmöglichen. Wenn man dieses Schauspiel einmal gesehen hat, kann man es nie mehr vergessen – die Reihe gebückter, kniender Gestalten, ganz schwarz vom Ruß, die ihre riesigen Schaufeln mit erstaunlicher Kraft und Geschwindigkeit in die Kohle stoßen. Ihre Arbeitszeit dauert siebeneinhalb Stunden, theoretisch ohne Pause, denn es gibt keine »freie« Zeit. Tatsächlich schnappen sie sich während der Schicht eine Viertelstunde oder so, um zu essen, was sie sich mitgebracht haben, gewöhnlich ein dickes Stück Brot mit Schmalz und eine Flasche kalten Tee. Als ich den »Füllern« zum erstenmal zusah, kam ich mit der Hand unter dem Kohlestaub an etwas Schleimiges. Es war ein ausgekauter Tabakpriem. Fast alle Bergleute kauen Tabak; man sagt, das lösche den Durst.

Wahrscheinlich muß man mehrere Gruben besuchen, bevor man sich von den Vorgängen um einen herum einen Begriff machen kann, hauptsächlich deshalb, weil die bloße Anstrengung, von einem Ort zum andern zu gelangen, es schwierig macht, noch etwas anderes wahrzunehmen. In mancher Hinsicht ist es sogar enttäuschend, zumindest aber anders, als man erwartet hat. Man steigt in den Käfig, einen Stahlkasten von der Breite einer Telefonzelle und zwei- oder dreimal so lang. Er faßt zehn Personen, aber damit ist er vollgepackt wie eine Sardinenbüchse, und ein großer Mann kann kaum aufrecht stehen. Die Stahltür schließt sich über einem, und jemand, der das Kabelgewinde bedient, läßt einen ins Leere fallen. Man hat augenblicklich das gewöhnliche flaue Gefühl im Magen und heftiges Ohrensausen, aber kaum ein Gefühl von Geschwindigkeit, bis man sich dem Boden nähert und der Käfig sich so abrupt verlangsamt, daß man schwören könnte, er führe wieder aufwärts.