Er war der recht' Erretter,
der Mehrer, dem diß Laub von Rechte zugehört,
und daß er nun auch tot darmitte wird geehrt.
Zwo starke Ketten gehn von hinten aus dem Wagen,
darinnen zeucht ein Heer, das man hört heftig klagen.
Das erst' ist Frauenvolk. Die Laster, die der Held
so gänzlich abgeschafft aus der verneuten Welt,
der Neid, der Haß, der Zorn, die Rachgir, Sünde, Schande,
Begierd' und Übermut ziehn all' an einem Bande.
Betrug, Gottlosigkeit, Verzweiflung, Heuchelei,
Gift, Abfall, Meineid, Not, Verwegung, Meuterei,
Pracht, Hoffart, Übermut und andre viel' dergleichen
gehn traurig hinten nach und folgen dieser Leichen.
Die andern, die zugleich in einer Ketten stehn
und dick in großer Zahl in keiner Ordnung gehn,
das ist gefangen Volk, das sind bezwungne Krieger,
die unser Josua, der allzeit werte Sieger,
hat zu Gehorsam bracht, und aus gewohnter Gunst
das Leben bloß verehrt. Was ferner folget sonst,
das sind teils Frembdlinge, teils weggetriebne Leute,
die mehr als traurig sein. Was ferner in der Weite
noch mehr gesehen wird und doch nicht übersehn,
das ist das Kriegesheer, dem überweh geschehn,
daß es nun häuptlos ist. Diß ist das Leichgepränge,
das auf diß schmale Blat gebracht ist in das Enge,
das ihm die Tugenden zu Ehren angestelt
und wirklich auch vollbracht in einer andern Welt,
als wo wir Menschen sind. Wir, die wir hie noch leben,
vermögen nichts zu tun, als daß wir Ehre geben
dem, der sie recht verdient. Des Helden hoher Preis
wird ewig bleiben stehn. Sein Ruhm, der wird nicht greis,
sproßt immer jung herfür. Die Zeit, die noch wird kommen,
so anders noch in ihr wird leben was von Frommen,
die wird auch dankbar sein. Er hat es recht verdient,
daß seines Namens Lob zu allen Zeiten grünt.
10. Auf des Edlen Georg Seidels von Breßlau Leichbestattung
1632 December.
Diß ist es, werter Freund, wie wenig es auch ist,
das du nun, nicht wie vor mit irdnen Augen, siehst
aus einer höhern Burg; diß ist es, was ich schriebe
zum Zeichen deiner Treu' und Male deiner Liebe,
die nicht gemeine war. Du hast tot obgesiegt,
du lebest übermacht! Wer, wie du, unten liegt,
der steht frei aufgericht'. Die werte Heldenkrone
hast du vor dein Verdienst bekommen nun zu Lohne,
in ihr prangst du vor Gott. Wer ritterlich hier fällt,
der hat in dieser Ruhm, und Preis in jener Welt.
Kein dapfrer Kriegsman stirbt. Das Leben, das er setzet
auf Eisen, Blei und Stahl, wird leichtlich zwar verletzet.
Wer viel wagt, kömmt um viel. Doch auch gewinnt man viel,
wer seine Schanze setzt auf ein berühmtes Spiel,
als wie allhier geschieht. Was ist es, daß man lebet
um eine Hand voll Blut und was darinnen webet,
das hier gefühlet wird? Wie bald ist es geschehn,
daß wir den schwachen Geist durch schwache Zähne sehn
verhauchen in die Luft, wenn uns ein schlechtes Fieber
befällt und opfert auf? Wer wolte nicht viel lieber
an einen sichtbarn Feind, für dem er stehen kan,
und auf gut ritterlich es mit ihm nehmen an,
als einen matten Tod im faulen Bette leiden,
den man zwar schelten kan, doch aber nicht vermeiden?
Im Felde stirbt sichs baß. Nicht wie ein Feiger tut,
der seine Tage nicht gesehn ein Tröpflein Blut,
trutzt auf der Mutter Geld, des Vatern Rittergüter.
Hat er sie so? weiß Gott, nein! nein! Nicht die Gemüter,
so ohne Mute sind, doch ihnen bilden ein,
als solten sie wol mehr als Hector selber sein,
gehören in den Krieg. Er taug ja auch zu kriegen;
er solte, mein' ich wol, doch auch nicht unten liegen,
wo Frauenzimmer Feind', die Küsse Kugeln sein
und was man sonsten da mit Sturme nimmet ein:
da ist er wol versucht. Ich kenn' auch einen Bauer,
der solte zu dem Tun nicht sehen allzusauer;
wie selten er sonst lacht, wenn man ihm solchen Streit
böt' an, er näm' nichts zu. Ein Solcher schmäht die Zeit,
schont seiner zarten Haut, bläst in die weichen Finger,
wenn er kaum nichts rührt an, hält sich doch nicht geringer,
als der, so viel gesehn; hängt seine Fochtel an,
die er zu tragen weiß, als wol kein Edelman;
vom Brauchen weiß ich nicht. Ein Andrer muß sich schmiegen,
den er für schlechter hält; weiß prächtig her zu lügen
vom Reisen diß und das, da doch der gute Schweiß
in seiner ganzen Kunst nicht anders meint und weiß,
die Welt sei größer nicht, als seines Nachbarn Garten,
der doch so groß nicht ist; verschleißt die Zeit mit Karten;
dieweil ein Ander' sich des Vaterlandes wehrt,
steht Not und Hunger aus, liegt er zu Haus' und zehrt:
das mag ein Ritter sein! Du hast durch deine Tugend
dich recht geadelt selbst, mehr in der ersten Jugend
als Andre, die schon grau, mit deiner Faust verbracht:
drum wird nun deiner auch mit Ruhme stets gedacht.
11. Auf Herrn Ilgens Leichbestattung
1632-1633.
Wer sagts, geehrter Man, itzt neuer Himmelsbürger,
daß euch sei Leid geschehn, indem der wilde Würger,
dem euch Gott zahm hieß sein, sich auch an euch gemacht
und durch sein scharfes Recht, wie Alles, umgebracht?
Wer sagts, euch sei nicht wol, als etwan eure Lieben,
die über euren Fall sich billich hoch betrüben
und ernstlich traurig sein? Wir Andern, die wir euch
am Blute nicht verwandt, doch nach der Liebe gleich,
die uns gesampt verknüpft, erkennen euer Glücke
und höchste Seligkeit. Ihr habt die Welt zurücke
und Alles, was sie ist. Die Erde laßt ihr stehn
und könnt mit sicherm Fuß itzt auf den Wolken gehn,
die sich euch unterstreun. Ihr selbsten würdet sagen,
wenn eine solche Wahl euch würde fürgeschlagen,
ihr soltet kehren um: Bewahre mich mein Gott,
daß ich aus Freud' in Leid, aus Leben in den Tod,
aus Ruh' in Stürme zög'! ach! allzuwahr, in Stürme.
Was ist es seit der Zeit, daß schädliche Geschwürme,
die Krieger, unser Land mit sich auch angesteckt,
da immer eines noch in tausent Junge heckt
und hat sich wol besaamt? Was ist es, soll ich sprechen,
wol anders seit der Zeit, als wenn die Klippen brechen,
die Äolus verwahrt, die Winde reißen aus
und brausen durch die Welt? Da krachet manches Haus,
manch edler Bau zerbricht. Wir haben es gesehen,
ach leider! allzusehr, wie uns bisher geschehen,
wie uns der Kriegessturm hat hin und her verweht,
die Städte durchgesaust, die Dörfer umgedreht,
daß Nichts ihm ähnlich ist. Zumitten in dem Wesen,
da es am ärgsten war, seid, Vater, ihr genesen;
genesen seid ihr nun und denkt nicht einmal dran,
was euch der arge Feind für Dampf hat angetan,
darüber ihr erlagt. Der Eidam ist erfreuet,
den ihr euch schicktet vor. Die Tochter springt und schreiet:
komt Vater, Vater komt! Das liebe junge Paar
empfängt euch, wie es soll, sampt aller Geister Schaar,
die Gott stets um sich hat.
1 comment