Beide Mädchen waren nach zehn Minuten so weit miteinander bekannt, daß sie Verabredungen zu häufigen Zusammenkünften trafen.

Hierauf trennte sich die Gesellschaft. Aber Mohegan hatte seinen Sitz im Saal noch nicht verlassen. Den Kopf in die wollene Decke gehüllt, saß er in tiefen Gedanken verloren und schien das Auseinandergehen der Gemeinde nicht zu bemerken. Auch Natty saß noch auf seinem Holzscheit, den Kopf in die eine Hand gestützt, mit der anderen die Büchse haltend. Sein Gesicht drückte Unzufriedenheit aus. Daß er sitzengeblieben war, war aus Ehrfurcht vor dem indianischen Häuptling geschehen, dem er bei jeder Gelegenheit die höchste Achtung bewies.

Oliver Eduard, der junge Begleiter dieser beiden alten Waldbewohner, wartete auf den Aufbruch seiner Kameraden. Der lange Saal war bis auf diese Gruppe und den Geistlichen mit seiner Tochter ganz leer. Jetzt erhob sich John, warf die wollene Decke zurück, strich die Fülle seiner Haare aus dem Gesicht und näherte sich dem Prediger mit ausgestreckter Hand.

»Ich danke dir, Vater!« erklärte er feierlich. »Die Worte, die du gesprochen hast, nachdem der Mond aufgegangen ist, sind aufwärts gestiegen, und der Große Geist ist zufrieden. Was du deinen Kindern gesagt hast, werden sie behalten und gut sein.« Er hielt einen Augenblick inne und fügte dann, sich in die Höhe richtend, hinzu: »Wenn es Chingachgook beschieden ist, der aufgehenden Sonne entgegen, zu seinem Stamm zurückzukehren, und der Große Geist ihn mit Atem in der Brust über Seen und Berge führt, wird er seinem Volk von deinen guten Worten erzählen, und es wird ihm glauben; denn wer könnte sagen, daß Mohegan jemals gelogen hätte?«

»Mohegan, überlasse dies der Güte und Barmherzigkeit Gottes«, verlangte Herr Grant. »Doch Ihnen, junger Mann«, fuhr er fort, sich zu Eduard wendend, »dem ich die Rettung meines Lebens verdanke, sage ich hiermit auch meinen herzlichsten Dank. Sie müssen mich nach Hause begleiten - meine Tochter ist Ihnen noch den Dank für die Rettung meines Lebens schuldig. Nur keine Einwendung. Der Indianer und Ihr Freund Natty werden uns begleiten.«

»Was mich betrifft«, unterbrach ihn Bumppo, »ich habe zu Haus notwendigere Dinge zu tun. Der Junge aber mag meinetwegen mit Ihnen gehen; er ist gewohnt, mit Priestern zu verkehren und von geistlichen Sachen zu schwatzen, wie auch der alte John, der schon zur Zeit des alten Krieges getauft wurde. Ich bin ein ungelehrter Mann, der nur seinem König und Vaterland in früheren Jahren treulich gegen die Franzosen und Wilden gedient hat.«

»Ich bezweifle nicht, mein Freund, daß Sie in jüngeren Jahren ein tapferer Krieger gewesen sind«, sagte der Geistliche, »aber es wird noch mehr gefordert, um sich würdig auf das nahende Ende vorzubereiten. - Sie haben wohl gehört, daß junge Leute sterben können, alte dagegen sterben müssen.«

»Ich bin nicht so töricht, mir einzubilden, ewig leben zu können. Ich habe zwar eine feste Gesundheit, kann viel aushalten, doch sterben muß und will ich ebensogut wie andere Menschenkinder. - Doch ich muß jetzt fort, denn mich rufen wichtige Geschäfte.«

Lederstrumpf bestand hartnäckig auf seinem Vorsatz, in die Hütte zurückzukehren. Oliver und John willigten aber auf des Geistlichen wiederholte Bitten ein, ihn zu begleiten, und so trennte sich Natty von ihnen.

Der Geistliche schlug, nachdem sie durch die erste Straße gegangen waren, einen schmalen Feldweg ein, auf dessen festgefrorenem Schnee selbst das zarte Mädchen leicht vorwärts kam. Der Mond beleuchtete die sonderbare Gesellschaft, in der jetzt einer hinter dem anderen herging. Voran schritt der Prediger in seinem dunklen Mantel von feinem Tuch, hinter ihm bewegte sich der alte Indianer mit unbedecktem Kopf, das Haar über das Gesicht hängend, die wollene Decke fest über die Brust zusammengezogen. Er schien ein alter Mann, doch wenn er das Haupt wandte und der Mond auf die schwarzen, feurigen Augen fiel, dann las man darin unbezähmte Leidenschaften und kühne, freie Gedanken. Die schlanke Gestalt Miß Grants folgte dem düsteren Alten, und der junge Jäger machte den Beschluß.

Der Geistliche unterbrach das Stillschweigen zuerst, indem er zum Jüngling sagte: »Ihre Erziehung muß vortrefflich gewesen sein, das verrät schon Ihre Sprache und Ihr ganzes Benehmen. Aus welchen Staaten sind Sie gebürtig, Herr Eduard?«

»Aus diesen.«

»Aus diesen? Ihrem Dialekt nach vermutete ich es nicht«, antwortete der Pfarrer erstaunt.

Sie waren an einen der kleinen Bäche gekommen, die sich in den See ergießen. Er war zugefroren, und man konnte leicht hinüber. Der Pfarrer sah sich nach seiner Tochter um und bemerkte, daß Oliver ihr hilfreich die Hand gab. Als alle glücklich hinübergekommen waren, fuhr der Pfarrer, der um den jungen Jäger väterlich besorgt war, fort: »Sie scheinen dem Richter Temple nicht wohlgesinnt. Es ist immer unrecht, solche Gefühle in sich aufkommen zu lassen, aber hauptsächlich in diesem Fall, er verletzte Sie doch nicht absichtlich.«

»Mein Vater spricht gut«, warf Mohegan stehenbleibend ein, »er spricht wie Miquon. Der weiße Mann mag tun, wie es ihn seine Väter gelehrt haben.