Als ich unter Sir William in der Festung Niagara gegen die Franzosen focht, schossen die Jäger alle mit richtigen Büchsen, und es ist die beste Waffe. Der Hauptmann Hollistar kann es bezeugen, denn er sagt, er wäre auch Soldat gewesen. Wenn er auch nur Bajonettträger war, muß er doch wissen, wie wir die Irokesen und Franzosen in den Gefechten damals schlugen. Chingachgook, heute der John Mohegan, der bei mir in der Hütte wohnt, war damals ein berühmter Krieger und mit bei uns. Er kann davon erzählen, wenn er auch vorzog, mit dem Tomahawk zu fechten. Schießen wollte er nie mehr als zweimal und versicherte sich dann erst des Skalps, ehe er wieder lud. Die Zeiten haben sich seitdem schrecklich verändert. Die Mährischen Brüder, die immer vertraut mit den Delawaren waren, tauften auch ihn, die tapferste Rothaut, die ich kannte. Hätte man die Indianer nur sich selbst überlassen, so wäre es sicher nicht zu den Veränderungen gekommen, wie wir sie nun an den beiden Flüssen erleben mußten; und diese Berge dienten noch ihren rechtmäßigen Besitzern als gutes Jagdrevier.«

Hier wurde der alte Lederstrumpf durch das Eintreten der Gesellschaft aus dem Herrenhaus unterbrochen, denen der Indianer John folgte.

Achtes Kapitel

 

Während die neuen Gäste hereinkamen, war der Advokat verschwunden. Die meisten Männer traten auf den Richter zu und schüttelten die ihnen dargebotene Hand. Mohegan setzte sich auf eine Bank in der Nähe des Schenktisches. Nachdem nun alle bequem untergebracht waren, wandte sich der Richter scherzend an die Wirtin:

»Ich finde, Betty, Sie verstehen sich zu behaupten in jedem Wetter, gegen alle Nebenbuhler und alle Sekten. - Doch, wie gefiel Ihnen die Predigt?«

»Die Predigt?« rief die Wirtin, »ja, die war ganz vernünftig, aber die Gebete waren unbequem. Es ist keine Kleinigkeit für eine Frau in ihrem neunundfünfzigsten Jahr, alle Augenblicke in der Kirche aufzustehen. - Hier, John, ist ein Becher Wein mit Branntwein gemischt. Ein Indianer kann das trinken, wenn er auch keinen Durst hat.«

Nach einer kurzen Pause wagte Hiram die Frage:

»Was hat uns der Richter für neue Nachrichten mitgebracht? Es ist nicht wahrscheinlich, daß der Kongreß in dieser Session viel ausgerichtet hat. Und wie steht es mit den Franzosen? Haben sie in der letzten Zeit wieder Schlachten gewonnen?«

»Nach der Enthauptung ihres Königs haben sie nichts getan als Krieg geführt,« erwiderte der Richter. »Der Charakter des Volkes scheint sich gänzlich verwandelt zu haben. Diese Jakobiner sind so blutdürstig wie die Bullenbeißer.«

»Übrigens hat der Kongreß«, fuhr Marmaduke fort, »mehrere Gesetze erlassen, die für das Land sehr nützlich sind. Unter anderem, daß in manchen Flüssen und kleinen Seen nur zu bestimmten Jahreszeiten mit dem Netz gefischt und auf den Bergen und in den Wäldern nicht während der Säugezeit gejagt werden darf. Diese Gesetze wurden von verständigen Männern eingebracht, und ich hoffe nun auch noch ein Dekret zu erlangen, mit dem das ungesetzmäßige Fällen des Bauholzes verboten wird.«

Natty Bumppo hörte aufmerksam zu. Als der Richter geendet hatte, erwiderte er höhnisch lachend: »Sie können ja Ihre Gesetze machen, Richter, aber wo werden Sie Leute finden, die Ihnen die Berge während der langen Sommertage bewachen oder die Seen während der Nacht? Wild ist Wild, und wer es findet, kann es schießen. Dieses Gesetz hat meines Wissens schon über fünfzig Jahre bestanden, und ich meine, ein altes Gesetz ist mehr wert als zwei neue. Nur ein unverständiger Gelbschnabel wird ein Weibchen während der Säugezeit schießen, denn das Fleisch ist zäh und hart.«

»Mit der Macht des Gesetzes«, entgegnete Temple ernst, »kann man manchem Unfug steuern, der das Wild auszurotten droht. Ich hoffe, den Tag noch zu erleben, wo die Rechte des Grundeigentümers auf sein Wild ebenso respektiert werden wie die auf seine Meierhöfe.«

»Ihre Rechte und Ihre Meierhöfe sind eins so neu wie das andere«, rief Natty, »aber die Gesetze sollten wenigstens unparteiisch sein und jedem Recht widerfahren lassen. Nein, nein, Richter, es sind die Ansiedler und nicht die Jäger, die das Wild selten machen.«

»Die Hirsche sind freilich nicht mehr in solchem Überfluß vorhanden wie im vorigen Krieg, Bumppo«, sagte der Major unter mächtigen Rauchwolken, »aber die Welt ist auch nicht für die Hirsche, sondern für die Christen geschaffen.«

»Major, ich halte Sie für einen Freund der Gerechtigkeit. Glauben Sie mir, es kommt einem alten Mann schwer an, seine gerechten Ansprüche auf Lebensunterhalt durch solche Gesetze beschränken zu lassen.«

»Ich verstehe dich, Lederstrumpf«, entgegnete der Major und sah den Jäger aufmerksam an, »aber sonst pflegtest du dich doch nicht so streng nach dem Gesetz zu richten!«

»Mag sein, daß es sonst nicht so nötig war«, sagte Bumppo abweisend und blickte dann schweigend vor sich hin.

»Sie haben eine Hand, Betty, die ganz dazu geeignet ist, Flips zu machen«, versuchte Richard abzulenken. »Hier, John, trink einmal! Mann, so trinke doch. Alter John, gefällt dir das?«

»Gut!« sagte Mohegan, der den Getränken der Wirtin reichlich zugesprochen hatte, Marmadukes und des Majors kreisende Becher hatte er nie ausgelassen.

»Bravo!« rief der Major mit funkelnden Augen.