Unerwartet rief ihr Jones von oben mit lauter Stimme zu:

»Ein fröhliches Christfest! Viel Glück zum Weihnachtstag! Sie sind früh auf, aber ich bin Ihnen zuvorgekommen. Es hat mir noch nie jemand den Rang mit dem Glückwunsch abgelaufen. Warten Sie einen Augenblick. Ich merke, Sie wollen die neuen Anlagen und Verbesserungen ansehen, die kann Ihnen niemand besser zeigen als ich, denn ich habe sie alle selbst angelegt.«

Elisabeth sah in die Höhe und erblickte Richard Jones, der trotz der Kälte den Kopf mit der Nachtmütze zum Kammerfenster herausgesteckt hatte, damit ihm niemand mit dem Glückwunsch zuvorkomme. Sie versprach lachend, seine Begleitung abzuwarten, und trat in dieser Absicht noch einmal ins Haus. Mit einem gesiegelten Schreiben in der Hand kam sie nach wenigen Augenblicken wieder heraus und fand Richard schon wartend.

»Kommen Sie, Bessy, kommen Sie!« rief er, ihren Arm nehmend. »Der Schnee will weich werden, aber uns trägt er noch. Merken Sie nicht, daß der Wind aus Pennsylvanien weht? He! Holla! Aggy! Ein fröhliches Christfest, Aggy! Hörst du mich nicht, schwarzer Hund! Hier hast du einen Dollar, und wenn die Herren aufstehen sollten, ehe ich zurückkomme, so rufst du mich gleich.«

Der Neger hob das Geld vom Schnee auf, versprach, aufzupassen und warf den Dollar wohl in die Höhe, um ihn mit der flachen Hand wieder aufzufangen. Dann sprang er fröhlichen Herzens in die Küche, sein Geschenk zu zeigen.

»Wissen Sie, was mein Vater für Sie getan hat, als wir in Albany waren?«

»Für mich?« rief Jones, plötzlich stehenbleibend. »Ich errate es, er verschaffte mir gewiß einen Plan von der neuen holländischen Kapelle.«

»Nein!« rief Elisabeth, indem sie den Brief lachend in die Höhe hielt, »es ist ein ehrenvolles und einträgliches Amt.«

»Ehrenvoll und einträglich!« staunte Richard in freudiger Erwartung. »Zeigen Sie mir das Schreiben. Ist es ein Amt, das Arbeit macht?«

»Allerdings, Richard; so sagte wenigstens Vater, als er mir gestern die Urkunde gab, um sie Ihnen als Weihnachtsgabe zu überreichen. Er meinte, wenn etwas dem Vetter Richard Freude machen kann, so ist es sicher das Amt der vollziehenden Gewalt.«

»Was? Das Amt der vollziehenden Gewalt?« rief der kleine Mann ungeduldig und riß ihr das Papier aus der Hand. »Es ist wirklich die Vollmacht, die Richard Jones zum Sheriff der Grafschaft ernennt. Das ist ein schöner Zug vom Vetter Duke. Ich muß schon sagen, er hat ein gutes Herz und vergißt seine Freunde nicht. Oberster Sheriff der Grafschaft! Es klingt gut, Beß; aber die Geschäfte sollen auch gut geführt werden. Duke ist ein verständiger Mann und kennt die Menschen durch und durch. Ich bin ihm sehr dankbar. Ich werde die Grafschaft in Distrikte einteilen und die Gehilfen als Aufseher verteilen. Einen erwähle ich für Templeton, vielleicht Benjamin! Ja! ich brauche wenigstens vier Gehilfen außer einem Kerkermeister.«

Jones war mit Elisabeth inzwischen bis zu einem ziemlich weit vom Haus gelegenen offenen Platz hinter dem Dorf gekommen. Die Ausrodung der himmelhohen Fichten zeigte, daß hier neue Anlagen beabsichtigt waren. Doch die Sprößlinge an den abgehauenen Baumstämmen waren in solcher Masse hervorgeschossen, daß das Feld ein fast undurchdringliches Dickicht bildete. Die beiden hatten unbemerkt den Platz erreicht, wo Oliver Eduard, Natty Bumppo und der indianische Häuptling im ernsten Gespräch vertieft standen. Ersterer sprach eifrig, und Natty hörte mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit zu. Mohegan stand etwas seitwärts, mit gesenktem Haupt.

»Wir wollen umkehren«, flüsterte Elisabeth, »wir haben kein Recht, die Geheimnisse dieser Männer zu belauschen.«

»Kein Recht?« entgegnete Richard ungeduldig, aber leise, indem er ihren Arm so fest an sich zog, daß sie nicht zurück konnte. »Sie vergessen, Beß, daß meine Pflicht es jetzt erfordert, für Aufrechterhaltung des Friedens in der Grafschaft zu sorgen. Solchen Landstreichern ist nicht zu trauen, obgleich ich nicht glaube, daß John etwas Heimliches im Schilde führt. Der arme Teufel! Er war gestern abend betrunken und scheint sich noch nicht völlig wieder erholt zu haben. Wir wollen nähertreten und hören, was sie sagen.«

Trotz allen Widerstrebens mußte sich Elisabeth fügen; sie waren jetzt nahe genug, um die Worte der Sprechenden hören zu können.

»Den Vogel müssen wir haben«, sagte Natty, »sei es nun mit Güte oder Gewalt.