In seinem Gesicht zuckte ein unterdrücktes, maliziöses Grinsen.

»Worüber freuen Sie sich?«

»So ein Geck - haben Sie die gelben Gamaschen bemerkt? Es wurden schon Leute wegen geringfügigerer Geschmacklosigkeiten umgebracht!«

9

Offenbar hatte Monkford keine Ruhe gefunden, denn als sie zurückkamen, ging er am Ufer auf und ab. Die beiden Angler saßen immer noch am gleichen Platz. Nora fragte sich, warum sie gerade an dieser klaren und seichten Stelle angelten.

»Ich treffe Miss Revelstoke nächste Woche in Little Heartsease«, sagte Monkford, als sie zum Haus schritten. »Sagen Sie ihr, sie muß unbedingt Golf spielen lernen. Es ist nie zu spät dazu - nie zu spät dazu!«

Die beiden Gäste sollten im Wagen zum Bahnhof gebracht werden. Der Wetter ließ Nora eine Weile draußen warten, weil er sich noch mit dem Bankier unterhielt. Der Platz hinter dem Haus, wo der Wagen stand, glich einem eher schmalen Hof, den eine rote Mauer zur Landstraße hin abschloß. Während sie im Auto auf ihren Begleiter wartete, hatte sie Zeit, die hohe Mauer zu betrachten. Man sah, daß sie erst in den letzten Jahren erbaut worden war. Über die ganze Mauerlänge hin zogen sich, bedrohlich spitz und lang, drei Reihen einzementierter Nägel. Bei der großen Toreinfahrt, die ebenfalls aus neuerer Zeit stammte, stand ein kräftig aussehender Mann, rauchte eine kurze Pfeife und schien ebensowenig an irgend etwas interessiert zu sein wie die Angler vor dem Haus.

Nora blickte von ihm zur Mauer und wunderte sich. Doch als der Inspektor erschien, verlor sie kein Wort über ihre Beobachtungen.

Auf der Fahrt zum Bahnhof zeigte sich der Wetter äußerst neugierig. Wie lange sie schon in Stellung sei? Was sie arbeite? - Ihre Schreibmaschinenkünste seien nur mittelmäßig, gestand sie, ihre Stenografie kaum erwähnenswert. Sie beherrsche drei Sprachen ganz leidlich... »Dänisch?«

Er blieb mitten im Schalterraum stehen, als er diese Frage stellte. »Nein - warum gerade Dänisch? Deutsch, Französisch, Italienisch und etwas Spanisch.«

Trotz seiner angeblichen Abneigung gegen feudale Gewohnheiten führte er sie in ein Wagenabteil erster Klasse. Als der Zug den Bahnhof in Richtung Bourne End verließ, fragte er: »Können Sie Geheimnisse bewahren? Die meisten glauben, daß sie es können - dennoch sind die meisten Leute geborene Berichterstatter, und der Lebenszweck eines Berichterstatters ist eben, anderen Leuten etwas zu erzählen.« Er ließ die Wagenfenster, zuerst auf der einen, dann auch auf der entgegengesetzten Seite, ein Stück weit hinunter und setzte sich ihr gegenüber. »Ich möchte einem Mann einen Streich spielen. Ein Beamter von Scotland Yard beobachtet mich -selbstverständlich in wohlmeinendster Absicht. Er fährt im Dienstwagen, wo sich ein kleines, vorstehendes Fenster befindet, von dem aus man den ganzen Zug entlangsehen kann. Haben Sie sich je mit Philosophie befaßt, Miss Sanders?«

»Etwas. Und ich kann auch ein Geheimnis bewahren!«

»Haben Sie die Leibniz-Abhandlung über die Ursächlichkeit gelesen? - Nicht, ich dachte es mir. Warum fährt der Zug? Weil in Derbyshire ein Mann in den Kohlenschacht gestiegen ist und einen Haufen Kohlen gefördert hat. Warum ist er in den Schacht gestiegen? Weil er eine Frau ernähren muß. Also zieht die Frau diesen Zug. Verstehen Sie?«

Etwas an diesem Vergleich hinkte, doch sie schwieg. Außerdem schien ihn das etwas dürftige Logikbeispiel selbst nicht zu befriedigen. Nach kurzer Überlegung machte er einen neuen, realistischeren Anlauf.

»Jedenfalls muß man auf die Ursachen zurückgreifen. Bei Shelton ging das nicht, weil man nicht wußte, was mit ihm los war. Doch als man ihn durch die Falltür beförderte, schuf man eine Reihe neuer Ursachen.