übermachet, die ihme der Herr gesegnen wölle.

Sonsten starb diesen Winter die alte Thiemksche in Loddin, so vor eine Großmutter im Kapsel ware, und auch mein Töchterlein gegriffen hat. Aber sie hat in letzter Zeit wenig Arbeit gehabt, inmassen ich in diesem Jahre nur zwei Kinder getaufet, als Jung seinen Sohn in Ueckeritze, und Lene Hebers ihr Töchterlein, so die Kaiserlichen gespießet. Item sind es fast fünf Jahr, daß ich die letzten Brautleute vertrauet. Dannenhero männiglich gießen mag, daß ich hätte mögen zu Tode hungern, wenn der gerechte Gott mich nit auf andere Weiß so grundgütig bedacht und gesegnet hätte. Darumb sei ihm allein die Ehr. Amen.

Hierzwischen aber begab es sich nit lange darauf, als der Ambtshaubtmann das letzte Mal da gewesen, daß die Zauberei im Dorfe begunnte.

Saß eben und traktirte mit meinem Töchterlein den Virgilium im zweiten Buch, von der gräulichen Verwüstung der Stadt Troja, so doch noch erschröcklicher gewesen denn unsere, als das Geschreie kam, daß unsern Nachbauern Zabel seine rothe Kuh, so er sich vor wenigen Tagen gekaufet, im Stalle alle Viere von sich gestoßen und verrecken wölle, und solches ein seltsam Ding wäre, angesehen sie noch vor einer halben Stunden wacker gefressen. Mein Töchterlein möchte doch hinkommen, und ihr drei Haare aus dem Schweif ziehen und selbige unter der Stallschwellen verscharren. Denn sie hätten in Erfahrung gebracht, wenn solches eine reine Jungfer thät, würde es besser mit der Kuh. Thät ihnen mein Töchterlein also den Willen, dieweil sie die einige Jungfer im ganzen Dorf war (denn die andern seind noch alle Kinder) und schlug es auch von Stund an, so daß sich männiglich verwunderte. Aber es währete nit lange so kam Witthahnsche ihrem Schwein beim gesunden Fressen auch was an. Selbige kam also angelaufen: daß mein Töchterlein sich umb Gotts Willen erbarmen und ihrem Schwein auch etwas gebrauchen wölle, da böse Menschen ihme was angethan. Dannenhero erbarmte sie sich auch, uhd es half alsogleich wie das erste Mal. Doch hatte das Weib, so gravida war, von dem Schröcken die Kindesnoth überkommen, und wie mein Töchterlein kaum aus dem Stalle ist, geht sie jünsend, und sich an allen Wänden stützend und begreifend in ihre Bude, rufet auch ringsumbher die Weiber zusammen, da die rechte Großmutter wie bemeldet verstorben war und währet es nit lange, so scheußt auch etwas unter ihr zur Erden. Doch als sich die Weiber darnach niederbücken, hebt sich der Teufelsspök, so Flügel gehabt, wie eine Fledermaus, von der Erden, schnurret und burret in der Stuben umbher, und scheußt dann mit großem Rumor durch das Fenster, daß das Glas auf die Straßen klinget. Wie sie aber nachsehen, ist allens fort. Nun kann man genugsam bei sich selbsten abnehmen, welch ein groß, gemein Geschrei hieraus entstande. Und judicirte fast das ganze Dorf, daß Niemand nit, denn den alten Seden sein gluderäugigt Weib solchen Teufelsspök angerichtet.

Aber die Gemein wurde bald in solchem Glauben irrig. Denn desselbigen Weibes ihre Kuh kriegt es bald auch so, wie alle Andern ihre Kühe. Kam dahero auch wehklagend herbeigelaufen, daß mein Töchterlein sich ihrer erbarmen wöll, wie sie sich der Andern erbarmet, und umb Gotts willen ihrer armen Kuh helfen. Hätte sie ihr verarget, daß sie von dem Dienst beim Ambtshaubtmann ihr etwas gesaget, so wär es ja aus gutem Herzen geschehn etc. Summa, sie beredete mein unglücklich Kind, daß sie auch hinginge, und ihrer Kuh half.

Unterdessen lag ich an jeglichem Sonntag mit der ganzen Gemein auf meinen Knieen dem Herrn an, daß er dem leidigen Satan nit wölle gestatten uns dasjenige wiederumb zu nehmen, was seine Gnad uns nach so vielerlei Noth aufs Neu zugewendet, item, daß er den autorem von solchem Teufelsspök an das Tageslicht bringen wölle, umb ihm die verdiente Straf zu geben.

Aber es half Allens nit. Denn allererst waren wenig Tage verstrichen, so kam Stoffer Zuter seiner bunten Kuh auch was an, und kam er wieder, wie all die Andern zu meinem Töchterlein geloffen. Ging sie also auch hin, aber es wollte nit anschlagen sondern das Viehe verreckete fast unter ihren Händen.

Item hatte Käte Berow von das Spinngeld, so sie diesen Winter von meim Töchter lein erhalten, sich ein Ferkelken angeschaffet, so das arme Weibstück wie ein Kind hielte und bei sich in der Stuben lauffen hatte. Selbiges Ferkelken kriegt es auch wie die andern im Umbsehen; doch als mein Töchterlein hiezu gerufen wird, will es auch nit anschlagen, sondern es verrecket ihr abermals unter den Händen, und erhebt das arme Weibsbild ein groß Geschrei, und reißt sich für Schmerz die Haare aus, so daß es mein Kind erbarmet und sie ihr ein ander Ferkelken verspricht, wenn meine Sau werfen würd. Hierzwischen mochte wohl wieder eine Woche verstreichen, in währender Zeit ich mit der ganzen Gemein fortfuhre, den Herrn umb seinen gnädigen Beistand, wiewohl umbsonst, anzurufen, als Sedensche ihr Ferkel auch was ankömmt. Läuft dahero wieder mit großem Geschrei zu meiner Tochter, und wiewohl diese ihr sagt, daß sie ja sähe, es wölle nit mehr helfen, was sie vor das Vieh gebrauchte, hörte sie doch nit auf, selbiger mit großem Lamentiren so lange anzuliegen, bis sie sich abermals aufmachte, ihr mit Gotts Hülfe beizustehn. Aber es war auch umsonst, angesehen das Ferkelken schon verreckete, bevorab sie den Stall verlassen. Was thät aber nunmehro diese Teufelshure? Nachdeme sie mit großem Geschrei im Dorf umbhergeloffen, saget sie: nun sähe doch männiglich, daß mein Töchterlein keine Jungfer mehr wäre, denn warumb es sonst jetzt nit mehr helfen sollte, wenn sie dem Viehe was gebrauchte, so es doch vorhero geholfen? Hätte wohl ihre Jungferschaft in dem Streckelberg gelassen, wohin sie diesen Frühjahr so fleißig trottire, und wüßte Gott, wer selbige bekommen! Doch weiter sagt sie noch nichtes, und erfuhren wir dies Allens nur hernachmals. Und ist wahr, daß mein Töchterlein diesen Frühjahr ist mit und ohne mich in den Streckelberg gespaziret, umb sich Blumen zu suchen, und in die liebe Sehe überzuschauen, wobei sie nach ihrer Weiß diejenigen Versus aus dem Virgilio so ihr am Besten gefallen, laut gerecitiret, (denn was sie ein paar Mal lase, das behielte sie auch.)

Und solche Gänge wegerte ich ihr auch nicht, denn Wülfe hatte es nicht mehr im Streckelberge, und wenn es auch noch einen hatte, so fleucht er vor dem Menschen zur Sommerszeit. Doch nach dem Birnstein verbot ich ihr zu graben.