Groat vorwurfsvoll. Sie lag im Bett, Rücken und Arme durch Kissen gestützt, und schien sich gut erholt zu haben.

»Ihr Sohn hat mich aufgehalten, Mrs. Groat.«

»Machen Sie die Tür zu, drehen Sie den Schlüssel um! Haben Sie Ihren Notizblock dabei?« Eunice stellte einen Stuhl neben das Bett, gespannt darauf, was für ein Brief ihr diktiert würde. Sie wußte, daß Mrs. Groat wichtige Briefe sonst lieber selbst und mit der Hand schrieb.

»Ich möchte, daß Sie in meinem Namen einen Brief an Mary Weatherwale schreiben. Notieren Sie den Namen!« Sie buchstabierte. »Sie wohnt in Somerset Hill Farm, Retherley. Schreiben Sie ihr, daß ich sehr krank bin, daß sie unseren alten Streit vergessen möchte und daß ich sie bitte, hierherzukommen und mich zu besuchen. Unterstreichen Sie bitte sehr krank. Schreiben Sie, daß ich ihr für ihre Bemühungen fünf Pfund wöchentlich geben will. Ich das zuviel? Nein, schreiben Sie lieber nichts vom Gehalt. Sonst bin ich daran gebunden, wenn sie kommt. Den Weatherwales geht es nicht gerade sehr gut. Schreiben Sie, sie soll gleich kommen, unterstreichen Sie gleich kommen ...«

Eunice schrieb alles genau auf.

»Hören Sie, Miss Weldon«, sagte Jane Groat zum Schluß, »Sie müssen diesen Brief sofort schreiben, aber Sie dürfen meinem Sohn nichts davon sagen. Haben Sie mich verstanden? Bringen Sie den Brief selbst zur Post, überlassen Sie ihn nicht Jackson. Denken Sie daran -mein Sohn darf es nicht erfahren.«

Eunice führte den Auftrag gewissenhaft aus.

Von Jim hatte sie nichts mehr erfahren. Sie vermutete, daß er es gewesen war, der Jackson in der Halle niedergeschlagen hatte. Warum schrieb er nicht? Doch sogleich fragte sie sich auch, warum sie ihm denn nicht schriebe. Am Nachmittag machte sie einen Spaziergang im Park, in der Hoffnung, ihn dort zu treffen. Sie saß eine ganze Stunde unter seinem Lieblingsbaum, er kam nicht, und sie ging enttäuscht nach Hause.

Am nächsten Tag kam Mrs. Weatherwale, eine untersetzte, frisch aussehende und gutmütige Frau von etwa sechzig Jahren. Sie stellte ihr Gepäck unten in der Halle ab und begrüßte Eunice wie eine Bekannte.

»Wie geht es ihr denn, meine Liebe? Die arme alte Jane! Ich habe sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Früher waren wir gute Freundinnen, aber sie - nun ja, lassen wir das Vergangene. Führen Sie mich bitte in ihr Zimmer!«

Mrs. Weatherwale mußte sich zusammennehmen, um den Schrecken zu verbergen, den sie beim Anblick ihrer Freundin empfand.

»Aber, Jane, was ist mit dir los?«

»Nimm Platz, Mary! - Miss Weldon, es ist gut, Sie brauchen nicht zu warten.«

Später am Nachmittag, als Eunice gerade durch die Eingangshalle ging, kehrte Digby Groat nach Hause zurück. Er schaute auf das Gepäck, das noch hier stand, und runzelte die Stirn.

»Was bedeutet das? Wem gehört es?« »Eine Freundin von Mrs. Groat ist gekommen.«

»Eine Freundin? Wissen Sie vielleicht den Namen?«

»Mrs. Weatherwale.«

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich.

»Meine Mutter hat sie wahrscheinlich eingeladen«, rief er ärgerlich, warf die Handschuhe auf den Tisch in der Halle und eilte die Treppe hinauf.

Was sich im Krankenzimmer abspielte, konnte Eunice nur vermuten. Kurz darauf erschien Mrs. Weatherwale auf der Treppe und kam gekränkt auf sie zu.

»Lassen Sie mir bitte einen Wagen holen, meine Liebe! Ich fahre nach Somerset zurück. Es ist unerhört - mich von meinen Geschäften wegzuholen! Eine Frau meines Alters und Ansehens! Hat mich doch dieser eingebildete Laffe, den ich nicht einmal auf meinem Viehhof dulden würde, hinausgewiesen!« Sie war äußerst aufgebracht, ihre Stimme zitterte vor aufrichtigem Ärger.

»Ich spreche von Ihnen!« rief sie laut nach oben, wo anscheinend Digby stand, obschon ihn Eunice nicht sehen konnte.