Mit einemmal stand auch das längst Befürchtete als Gewißheit vor ihm: Eine Eunice Weldon mochte ihm vergeben, ihn vielleicht heiraten - eine Dorothy Danton dagegen war eine der reichsten Erbinnen, Jim Steele aber ein armer Mann! Seine Träume von einer Ehe konnte er unter diesen Umständen begraben.

Am nächsten Morgen setzte er die Nachforschungen fort, sobald die Büros öffneten. Er ging von einer Firma zur anderen, jedesmal um eine Hoffnung ärmer. Resigniert machte er seinen letzten Besuch bei der African Coastwise Line.

»Ich glaube, es ist zwecklos, daß Sie da noch hingehen«, hatte ihm der Sekretär im letzten Büro gesagt. »Die lassen ihre Dampfer überhaupt nicht von London abfahren. Es ist eine Liverpooler Firma. Ich war früher Zollbeamter und habe nie ein Schiff dieser Gesellschaft im Londoner Hafen gesehen.«

Die Coastwise Line war eine altmodische Firma mit altertümlichen Büros. Sie befand sich in einem Teil Londons, den die moderne Zeit links liegengelassen hatte. Die beiden Chefs waren uralt und sahen wie Patriarchen aus.

Als Jim eintrat, saßen sie sich an einem gemeinsamen Schreibpult gegenüber. Sie begrüßten ihn mit altväterlicher Liebenswürdigkeit. Ein Bürodiener, fast ebenso alt wie die Inhaber der Firma, brachte einen Sessel herbei. Die beiden Herren hörten Jims Erklärungen freundlich an.

»Ich glaube nicht, daß je einer unserer Dampfer durch die Straße von Dover gefahren ist«, sagte der eine kopfschüttelnd. »Obwohl unser Hauptbüro hier in London ist, gehen doch alle Schiffe von Liverpool ab.«

»Dann hat es wenig Zweck, daß ich Sie weiter belästige«, meinte Jim schweren Herzens.

»Aber Sie belästigen uns durchaus nicht! Um der Sache auf den Grund zu gehen, können wir ja unsere Fahrtenliste vom Juni 1911 durchsehen.«

Bald darauf brachte ein Angestellter ein großes Buch und legte es auf den Tisch. Der ältere der beiden Herren schlug es auf und vertiefte sich in die langen Listen, die er langsam und genau durchlas. Plötzlich hielt er an.

»Erinnern Sie sich noch«, fragte er seinen Teilhaber, »daß wir damals eine Fahrt für die Union Africa Line übernahmen, weil sie zu stark beschäftigt war?«

»Ja, ja, ich besinne mich - es war die Battledore, wir ließen sie von Tilbury abgehen. Es war aber auch das einzige Schiff von uns, das von der Themse ausfuhr.«

»An welchem Tag fuhr sie denn ab?« fragte Jim hastig.

»Um acht Uhr morgens am 21. Juni. Warten Sie ...« Er erhob sich und ging zu der großen Karte, die an der Wand hing. »Dann muß sie ungefähr um zwölf Uhr am Leuchtturm von North Foreland vorbeigekommen sein. Und wann ereignete sich der Unglücksfall?«

»Um Mittag!«

»Ich kann mich nicht erinnern, daß etwas Besonderes von der Fahrt berichtet wurde.«

»Kann man nicht irgendwie herausfinden, was auf dieser Reise passierte?«

»Da müßten wir das Logbuch des Schiffs einsehen. Hoffentlich sind wir dazu in der Lage. Die Battledore wurde während des Krieges torpediert, aber Captain Pinnings, der Kommandant des Schiffes, lebt noch.«

»Aber sein Logbuch?« fragte Jim.

»Darüber müssen wir Nachforschungen anstellen. Alle Logbücher werden in unserem Büro in Liverpool aufbewahrt. Ich schreibe heute noch an den Geschäftsführer dort und bitte ihn, das Buch herzuschicken, sofern es noch in unserem Besitz ist.«

»Es ist äußerst dringend«, erwiderte Jim. »Sie waren so liebenswürdig zu mir, daß ich Sie nicht drängen würde, wenn es nicht so ungeheuer wichtig wäre. Könnte ich nicht selbst nach Liverpool fahren und das Logbuch einsehen?«

»Die Mühe kann ich Ihnen ersparen. Unser Liverpooler Geschäftsführer kommt morgen nach London. Er kann das Buch mitbringen, wenn es noch existiert. Ich telefoniere gleich mit ihm.«

Damit mußte sich Jim zufriedengeben, obgleich es einen Verlust von weiteren vierundzwanzig Stunden bedeutete.

Er berichtete Mr. Salter, was er erreicht hatte, und entschloß sich zu einer kühnen Tat. Jede nur mögliche Gefahr mußte von Eunice abgewandt werden.