Um 12.10 Geschwindigkeit auf ein Viertel abgestellt. Obermaat Bosun berichtete, daß wir kleines Ruderboot in den Grund gebohrt haben und daß er zwei Personen im Wasser gesehen hat. Matrose Grand, ein tüchtiger Schwimmer, geht über Bord und rettet ein Kind. Zweite Person nicht gefunden. Später Geschwindigkeit wieder vergrößert, Versuch gemacht, nach Dungeness zu signalisieren. Wetter zu diesig für Flaggensignale. Geschlecht des Kindes weiblich, Alter erst einige Monate. Kind der Stewardess übergebend.«
Eintragung folgte auf Eintragung, aber das Kind wurde nicht mehr erwähnt, bis der Dampfer in Funchal einlief.
»Liegt auf der Insel Madeira«, erläuterte der alte Herr und las die Stelle vor: »Ankunft in Funchal sechs Uhr morgens. Dem britischen Konsul die Rettung des Kindes gemeldet. Konsul verspricht, nach London zu drahten.« Die nächste Eintragung stammte aus Dakar. »An der Westküste von Afrika, französisches Protektorat«, erklärte der Mann wieder. »Telegramm vom britischen Konsul in Funchal erhalten mit der Mitteilung, daß der Londoner Polizei kein Kind als vermißt gemeldet wurde.«
Drei Tage vor der Ankunft in Kapstadt kam die für Jim wichtigste Eintragung:
»Mr. Weldon, ein Einwohner von Kapstadt, der mit seiner Frau eine Erholungsreise macht, bot an, das Kind, das wir am 21. Juni auf See retteten, zu adoptieren, da er kürzlich sein eigenes Kind verloren hat. Mr. Weldon ist dem Kapitän persönlich bekannt, ferner ist seine Identität durch mehrere Passagiere bestätigt worden. Das Kind wurde ihm zur Pflege übergeben unter der Bedingung, die Angelegenheit den Behörden in Kapstadt zu melden.«
Eine vollständige Beschreibung der Größe, des Gewichts, der Haut-, Haar- und Augenfarbe des kleinen Wesens folgte, und unter der Rubrik besondere Merkmale stand: Narbe am rechten Handgelenk, Schiffsarzt meint, daß sie von einer Brandwunde herrührt.
Jim atmete auf.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, meine Herren! Sie haben mir die Mittel in die Hand gegeben, ein großes Unrecht wieder gutzumachen. Auch das Kind ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet, allerdings ist inzwischen eine junge Dame aus ihm geworden. Es ist möglich, daß wir Sie bitten müssen, dieses Logbuch bei Gericht vorzulegen. Aber ich hoffe, daß die Rechtsansprüche klar genug sind, so daß es nicht zu einer Verhandlung kommt.«
Noch ganz benommen ging er die Threadneedle Street hinunter. Daß er für Eunice ein Vermögen gewonnen und dabei sein eigenes Glück verloren hatte, störte seine Freude nicht.
Er hatte eine oberflächliche Abschrift der Eintragungen im Logbuch gemacht. Wortlos legte er seine Notizen vor Mr. Salter auf den Tisch. Die Augen des Anwalts leuchteten auf.
»Nun ist alles vollständig klar. Das Logbuch beweist die Identität von - nun ja, von Miss Danton!«
Jim machte ein besorgtes Gesicht.
»Wie überreden wir aber Miss Danton, das Haus von Mr. Groat schleunigst zu verlassen?«
»In diesem Falle ist vielleicht der Rat eines älteren Mannes wirkungsvoller als der Ihre?« schlug Mr. Salter vor und erhob sich. »Ich werde Sie begleiten.«
Ein anderes Dienstmädchen öffnete ihnen, gleich darauf erschien Digby.
»Ich möchte Miss Weldon sprechen«, sagte Salter.
Digby wurde steif und formell.
»Es tut mir leid, daß Sie Miss Weldon nicht sprechen können. Sie ist heute früh mit meiner Mutter nach Frankreich gefahren. In diesem Augenblick ist sie wahrscheinlich schon in Paris.«
»Das ist eine verdammte Lüge!« erklärte Jim ruhig. »Miss Weldon ist entweder hier in diesem Haus oder sie ist auf Ihren dämlichen Landsitz nach Somerset gebracht worden!«
Weniger Jims Beleidigungen als die Anwesenheit des Rechtsanwalts, die er sich nicht erklären konnte, brachten Digby Groat aus der Fassung.
»Sie machen sich also, Mr.
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