–
LUDWIG.
Und dennoch heischt Ihr, daß ich diesem Jüngsten
Unväterlich das Teil der Ältren weigre?
EBO.
Ihr seid nicht nur der Vater Eurer Söhne,
Ihr seid der Kaiser, Herr, des Frankenreichs,
Das heißt, der Vater vieler Millionen –
JUDITH.
Doch zwischen ihm und diesen Millionen
Ward nicht das heilig große Band geschürzt
Wie zwischen ihm und diesem seinem Sohn,
Sie sind nicht seines Bluts –
AGOBARD.
Erhabene Frau,
Dies hier ist Reiches Sache.
JUDITH.
Meine Sache
Geht vor: es ist die Sache der Natur!
LUDWIG.
Geliebtes Weib, seid ruhig; glaubt, mein Herz
Spricht so für Euch und unsern teuren Sohn,
Daß es unnötig ist –
JUDITH.
O mein Gemahl,
Ich weiß, des Weibes Stimme ist verbannt
Von da, wo staatsklug Männer sich beraten,
O mein Gemahl, den Worten jener Männer
Leiht Euer Ohr – doch Eures Weibes Worten
Leiht Euer Herz, denn aus dem Herzen kommt es:
Der Ruf des Sohnes ist es an den Vater,
Der große Schrei der Menschheit an das Recht.
WALA.
Wer nimmt sein Recht dem Knaben?
JUDITH.
Diese dort;
Und wenn Ihr diesen beiden zustimmt, Ihr!
WALA.
Beim Himmel, Ihr sprecht kühn.
JUDITH.
Und Ihr, beim Himmel,
Ihr sprecht nicht fein zu Eurer Kaiserin!
WALA.
Nun solches –
LUDWIG zu Judith.
Nein – seid nicht zu hitzig, Liebe.
Zu Wala.
Denkt, werter Abt, sie spricht für ihren Sohn.
Zu Karl.
Geh, Karl, mein Sohn, dies hier ist nicht für dich.
Karl durch die Mitte ab.
JUDITH.
Und weil ich's tue, darf er kühn mich schelten?
Wer darf zum Sohne sagen, du tust unrecht,
Wenn er vom Vater, der ihm Leben gab,
Den Boden heischt, auf dem er leben kann?
WALA.
Wer nimmt den Boden ihm? Noch einmal frag' ich.
Gebt Eurem jüngsten Sohne, Kaiser Ludwig,
Soviel an Land und Lehen als er braucht,
Daß er der Erste sei der fränk'schen Edlen –
Doch König sei er nicht.
JUDITH.
Ah!
LUDWIG zu Judith.
Laßt – ich bitte.
WALA.
Ich saß im Rate Eures Vaters, Kaiser.
Im Namen denn des allgewalt'gen Karl,
Der von der Ostmark, wo die Slawen hausen,
Bis an die Küsten, die der Ozean
Dumpf brandend anspült, baute dieses Reich,
Und der es trug auf dem granitnen Nacken,
Zerbrecht das heil'ge Reich der Franken nicht.
LUDWIG.
Gott schütze mich – Ihr meint, daß ich zerbräche –
WALA.
Es ward geteilt; noch einmal teilen heißt
Zerspalten dieses Reiches große Einheit.
LUDWIG zu Judith.
Wie dünkt Euch, Liebe?
JUDITH.
Nein – er rät Euch falsch.
WALA.
Tollkühne Frau, so meistert Ihr den Willen
Des großen Karl?
JUDITH.
Der große Karl ist tot,
Doch mein Sohn lebt, und mit ihm lebt sein Recht.
Er soll Vasalle seiner Brüder sein?
Kraft welchen Rechtes?
WALA.
Kraft des Rechtes, Weib,
Das Ihr nicht ändern sollt, der Erstgeburt.
Kaiser, es drängt die Zeit, trefft Eure Wahl:
Dort Euer Weib, mit wilder Seele eifernd
Für ihren und den Vorteil ihres Sohns,
Hier Walas schneebedecktes Haupt, und drunter
Ein Wunsch, ein Ziel: das Heil des Frankenreichs.
LUDWIG.
Wie von zwei Seiten Ihr mein Herz zerreißt.
WALA.
Entscheidung, Herr; der Reichstag endet morgen,
Auf Euren Lippen ruht das große Wort,
Das Frieden birgt und Krieg: haltet den Schwur,
Und friedlich rollt das heil'ge Reich der Franken
Den großen Lauf ins Meer zukünft'ger Zeit;
Zerbrecht den Eid – und pflanzet die Zerstörung,
Neid, Gift und Haß in Euer eignes Haus.
LUDWIG.
Wer soll den Eid verletzen, den er schwur?
Und wer ein Herz zerbrechen, ein geliebtes?
WALA.
Besser, ein Herz gebrochen, als ein Eid!
Entscheidet Euch: bleibt's bei dem Schwur zu Aachen?
LUDWIG.
Es kann nicht anders sein, geliebte Judith.
O – seht mich nicht mit solchen Augen an,
Dies Wort zerreißt mich ganz so sehr wie Euch –
Ich kann nicht anders teilen, als ich teilte.
Judith zuckt auf; dann steht sie stumm und starr da.
WALA.
Gesegnet seid für dieses Wort.
EBO UND AGOBARD.
Gesegnet!
WALA.
Kommt, Kaiser Ludwig – folgt uns zur Kapelle,
Tragt Euer Herz vor Gott, und wenn sie singen
»Frieden auf Erden«, dann erhebt das Haupt,
Denn Frieden schenktet Ihr der Christenheit.
LUDWIG.
So gehen wir. –
Zu Judith.
O tröstet, Teure, Euch,
So reichlich statt' ich unsern Knaben aus –
Er wendet sich mit Wala, Ebo und Agobard zum Abgehen nach links, in demselben Augenblick kommt.
Achter Auftritt
Bernhard durch die Mitte zu den vorigen, geht auf Ludwig zu und läßt sich auf ein Knie nieder.
LUDWIG.
Wer naht uns hier?
BERNHARD.
Ich grüße meinen Kaiser.
Bernhard bin ich, der Graf von Barcelona!
LUDWIG.
Der Graf der span'schen Mark?
BERNHARD.
Den Ihr zum Pförtner
Am Pyrenäenfelsentor bestellt.
LUDWIG.
Ich wähnt' Euch kämpfend mit den Sarazenen?
BERNHARD.
Der Kampf ist aus! Der dunkle Wüstensturm
Er ist gebrochen – rückwärts bis Toledo –
LUDWIG.
Sie sind besiegt?
BERNHARD.
Sie sind es, gnädiger Herr,
Durch Gottes Gnade und durch Bernhards Schwert.
LUDWIG.
O hört, Ihr Herrn, die große Freudenbotschaft!
Ach, wackrer Streiter für die Christenheit,
Gebt uns Bericht nachher – doch dies sogleich:
Von heute seid Ihr Kämmerer des Reiches.
BERNHARD.
In Ehrfurcht dank' ich meinem gnäd'gen Herrn.
LUDWIG.
Kommt zum Gebete; Dank gebühret Gott
Für solche Gnade.
Im Abgehen zu Judith.
Folgt uns, meine Liebe.
Ludwig, Wala, Ebo, Agobard ab nach links.
BERNHARD ist ihnen bis an die Tür gefolgt, dann bleibt er stehen und schließt hinter ihnen.
JUDITH hat den Abgehenden den Rücken gewandt, so daß sie Bernhard nicht gewahrt.
Nicht zur Kapelle will ich! Nicht zu Gott!
Du danke ihm, daß er dir Männer sendet,
Die dich, du halber Mann, zum ganzen machen.
Mut – Hoffnung – Leben – nun lisch aus, lisch aus!
Denn was soll Mut, dem keine Hoffnung leuchtet?
Und was soll Leben, dessen Zweck dahin?
Sie wirft sich verzweifelnd, das Haupt in den Kissen bergend, auf das Ruhebett.
Der Hirsch bekämpft den Hirsch für seine Hindin –
Das Weib des Menschen nur ist ausgestoßen
Aus dem Gesetz der liebenden Natur.
Mönchische Lehre stampft mit rohen Füßen
Das Weib in Staub! O Welt der Feiglinge,
Die sich verschwören wider eine Frau!
So viele tausend Männer und kein Mann!
BERNHARD tritt auf sie zu und wirft sich vor dem Ruhebett nieder.
Hier ist er, den Ihr sucht und der Euch hilft!
JUDITH richtet das Haupt auf.
Seid Ihr nicht jener Graf von Barcelona?
Was wollt Ihr? Hebt Euch auf.
BERNHARD.
Nein, laßt mich knien
Vor dieser schmerzgebrochenen Gestalt,
Vor diesen Augen, die in Tränen schwimmend,
Mich anschaun – ein verletztes Götterbild –
JUDITH richtet sich mit dem Leibe auf.
Was soll mir dieser Überfall? Was wollt Ihr?
BERNHARD.
Euch dienen will ich!
JUDITH.
Mir?
BERNHARD.
Und Eurem Sohn,
Dem ich, zum Trotz den Söhnen Irmengards,
Zur Krone helfe!
JUDITH springt auf.
Sagt mir wer Ihr seid!
Wenn ich vertraute – doch ich trau nicht!
Sie schicken Euch! Zeig' mir das Netz, Verräter,
Das du um meine Füße schlingen willst!
BERNHARD erhebt sich.
So schwör' ich denn bei Gott –
JUDITH.
Schwört nicht bei Gott,
Denn Eid und Meineid hört er schweigend an,
Doch etwas ist in Euch – – ah – wenn Ihr täuscht
Und so mich fangt, dann brecht den Ritterschild,
Denn keine Kaiserkrone deckte jemals
Die unermeßne Schande solchen Siegs!
BERNHARD.
Bei meiner Seele denn – o, meine Herrin –
Herz, Leib und Leben geb' ich Euch zum Pfand –
Nicht heut zum ersten Male seh' ich Euch.
JUDITH.
Ihr saht mich schon?
BERNHARD.
Am Tage war's, zu Straßburg,
Als nach dem Tod der blonden Irmengard
Ludwig der Kaiser sich die schönste wählte
Von all den schönen Frankenjungfrauen –
JUDITH.
Ihr wart dabei?
BERNHARD.
Ich war es, und ich sah
Den holden Kranz von blühnder Frauenschönheit –
Doch da kam eine – und ein staunend Flüstern
Lief durch die Reihen – und mein knirschend Herz
Schrie auf zum Himmel: Alle laß ihn wählen,
Nur diese nicht! Nicht Judith, Tochter Welfs –
Und unter allen wählte Ludwig Euch! – –
JUDITH.
Euer Herz ging hohen Gang.
BERNHARD.
Den Gang des Blutes,
Das edel ist wie das des Karolingers!
Wilhelm erzeugte mich, Graf von Toulouse.
Und also raubte mir der Karolinger,
Kraft des Verdiensts, daß er geboren ward
Als Sohn des Kaisers –
JUDITH.
Wißt Ihr, was Ihr redet?
BERNHARD.
Ja, denn ich weiß, was ich gefühlt! Er gab Euch,
Was ich nicht geben konnte, eine Krone,
Doch was er nicht zu geben Euch vermocht,
Das hatte ich! O Herrin meiner Seele,
Viel tausend Tage gingen hin seitdem;
Viel tausendmal vom Purpurstrahl des Abends
Sah ich geküßt das Haupt der Pyrenä'n –
Allein ihr Antlitz voller Majestät
Nie glich's dem wonneholden Angesichte,
Das tieferglühnd in bräutlich süßer Scham
Zu Straßburg sich vor Kaiser Ludwig neigte.
Und während Ihr zum Bett des Kaisers gingt,
Trug ich mein Herz wie einen wunden Adler
Hinunter in den Sarazenenstreit!
Nicht für dies Reich, nicht für die Christenheit
Rang ich mit ihnen wütend Jahr um Jahr –
O Weib, in dessen Leid mein Herz dahinsiecht
Hier lieg' ich vor Euch
Wirft sich auf die Knie.
– geht nun hin zum Kaiser,
Sagt ihm, was ich gesagt –
JUDITH.
Ich könnt' es tun –
Doch wenn ich schwiege?
BERNHARD.
Dann seht diese Hand
Und dieses alles, Mannheim Kraft und Mut,
Bereit zu Eurem Dienst, ersehnte Frau.
JUDITH.
Tödliche Schuld ist jedes dieser Worte –
Verbrecher, wer sie spricht, und Frevlerin,
Wer ihnen lauscht! Ich weiß – dies war die Sprache,
Die in der Menschheit unbewachter Stunde
Vom Sündenbaume der Versuchung klang –
BERNHARD.
Nein, warum quälen solche Bilder Euch?
JUDITH.
Ein Bangen gibt's, dawider hilft kein Mut:
Das Bangen vor uns selbst.
BERNHARD.
Für Euren Sohn
So glaubt' ich, wollt Ihr kämpfen?
JUDITH.
Karl, mein Sohn –
Soll ich mich Euch vertrauen?
Nicht vom Himmel,
Nicht von der Sterne sanftem Friedenslicht
Stammt Eure Glut –
BERNHARD.
Herrin, vertraut Euch mir.
JUDITH.
Sei's Himmelslicht – sei's wild Höllenflamme,
Berater meiner Not, o, seid mir treu
Wie ich mich Euch vertraue – Hier das Pfand.
Sie streckt ihm die Hand zu.
BERNHARD springt auf.
O, Hand – wie aus dem Alpenschnee geformt
Und heiß durchglüht vom Purpurquell des Lebens;
Gestalt der Wonne, Antlitz meiner Lust,
Nun fesselt uns ein königlich Geheimnis.
Und also weih' ich den verschwiegnen Bund.
Er küßt ihre Hand.
Ihr zittert?
JUDITH.
Ja – weil Ihr von Weihe spracht.
BERNHARD.
Nein, unsern Feinden bleibe Angst und Zittern,
Für uns Triumph! Mag dieses Frankenreich
Zerkrachen unter unsrem Schritt; das ist
Gesetz der Welt: was morsch ist, das zerbricht.
Stellt Wächter auf die Zinnen Eures Hauses,
Ihr Karolinger! In den Pyrenäen
Hebt sich ein Wetter – – langsam stieg's herauf;
Schnell wird es wandeln – Schicksal heißt sein Lauf.
Der Vorhang fällt.
Zweiter Akt
Szene: Ein anderer Saal zu Worms. Türen rechts und links. An der Hinterwand eine Erhöhung auf Stufen.
Erster Auftritt
Diener stellen auf der Erhöhung zwei Thronsessel und zu Füßen der Erhöhung rechts und links davon je einen Halbkreis von Stühlen auf, so daß man vom Zuschauer aus in den geöffneten Kreis hineinsieht. Sie schwatzen und lärmen bei der Arbeit.
ERSTER DIENER zum zweiten.
Du willst mich Sarazenen kennen lehren?
Wenn ich Euch sage, daß ich sie gesehn.
ZWEITER.
Also wie sahn sie aus?
ERSTER.
Wie sahn sie aus –
Gesichter gelb wie Quitten.
DRITTER.
Das trifft zu.
ERSTER.
Bart, Haar und Augen – alles teufelschwarz,
Und auf dem Kopfe solch eine rundes Ding –
Wie nennt man's –
ZWEITER.
Turban?
ERSTER.
Richtig – einen Turban.
DRITTER.
Nun, Sarazenen sind's – es ist kein Zweifel.
Du sahst sie?
ERSTER.
Ja, ich sah sie alle beide,
Als ich heut morgen an dem Tor der Pfalz
Beim Pförtner saß – mein Vetter, wie Ihr wißt.
ZWEITER.
Was woll'n die Heiden?
ERSTER.
Wie der Pförtner meint,
Mein Vetter, sind's Gesandte.
DRITTER.
Sind wir Heiden,
Daß man uns solche Heiden schicken darf?
ERSTER.
Sie fragten nach dem Graf von Barcelona
Und dann nach unserm Könige Lothar.
Zweiter Auftritt
Frechulf der während der letzten Worte von links zu den vorigen gekommen ist.
FRECHULF.
Was schwatzt Ihr da! Wollt Ihr an Eure Arbeit!
Heil'ger Eustach, der Lohn für meine Sünden,
Daß solche Schufte meine Knechte sind.
Alle Diener ab nach links.
FRECHULF ruft dem ersten Diener nach.
Du da – was schwatztest du von zwei Gesandten –
ERSTER DIENER.
Zwei Mauren, ganz gewiß, ich sah sie selbst,
Die nach Lothar, dem König, fragten.
FRECHULF.
Fort.
Erster Diener hinter den anderen ab.
Dritter Auftritt
Matfried von Orleans. Hugo von Tours von links.
MATFRIED.
Kämmrer des Reiches – wie gefällt Euch das?
HUGO.
Ganz so wie Euch – Ihr könnt's danach bemessen.
MATFRIED.
Die Karolinger waren Kämmerer
Der Merovinger, und sie wurden groß,
Heut in den Schlund des Pyrenäenwolfes
Geben sie selbst ihr Haupt.
HUGO.
Die Karolinger?
Der alte Ludwig tut's – doch, Gott sei Dank,
Er ist nur einer –
MATFRIED.
Und die anderen?
HUGO.
Die andren werden schlagen, wenn man schlägt.
FRECHULF der sich bis dahin mit den Stühlen zu schaffen gemacht hat, tritt heran.
Gestrenger – wollt verzeihn!
MATFRIED.
Wer ist der Mann?
HUGO.
Der treue Frechulf; nun was gibt's, mein Wackrer?
FRECHULF.
Die Knechte sagen von zwei Sarazenen,
Die heut als Boten kamen für Lothar.
HUGO.
Ha, das ist eine Botschaft von Pipin.
MATFRIED.
Was? Von Pipin?
HUGO.
Ihr sollt sogleich erfahren –
Zu Frechulf.
Wo sind sie?
FRECHULF.
Herr, ich hab' sie nicht gesehn.
HUGO.
Geh gleich, sieh zu, ob wahr ist, was man sagt,
Und siehst du sie, bring augenblicks Bescheid.
FRECHULF.
Immer zu Euren Diensten.
Ab nach links.
HUGO.
Das ist wichtig.
MATFRIED.
Was ist das mit Pipin?
HUGO.
Matfried, Ihr wißt,
Um was es sich beim heut'gen Reichstag handelt.
Abrede ist getroffen mit Pipin:
Wenn heut der alte Ludwig töricht ist
Und heut noch einmal teilt zugunsten Judiths,
So dringt Pipin, der mit den Aquitaniern
Nicht eine Stunde Wegs von Worms mehr steht,
In diese Pfalz – wir greifen Kaiser Ludwig
Samt Judith und dem Buben –
MATFRIED.
Gut erdacht!
Doch Ludwig, hört' ich, läßt es bei der Teilung?
HUGO.
So wollt' er – doch von gestern bis zu heute
Ist grad' so weiter Weg als wie vom Wollen
Bis zum Vollbringen.
MATFRIED.
Und die Boten, denkt Ihr –
HUGO.
Sie bringen, der Verabredung gemäß,
Die Nachricht, daß Pipin bereit steht.
MATFRIED.
Doch Mauren? Sollt' er Mauren schicken?
HUGO.
Freilich.
Er kann von seinen Leuten keinen senden,
Will er Verdacht nicht wecken; wer kommt da?
Vierter Auftritt
Bernhard und Abdallah von rechts zu den vorigen.
MATFRIED leise zu Hugo.
Der Pyrenäenwolf.
HUGO.
So laßt uns gehn.
Beide links ab, sich kalt mit Bernhard begrüßend.
BERNHARD ihnen nachblickend.
Wenn Blicke töten könnten, wär' ich tot.
Zu Abdallah.
Die Mauren sind bei dir?
ABDALLAH.
In meinem Zimmer
Kehrten sie ein, weil sie bei Hofe fremd.
Zwei Boten El Moheiras.
BERNHARD.
Führ' sie vor.
ABDALLAH öffnet die Tür rechts.
Der Kämmrer wartet Eurer – tretet ein.
Fünfter Auftritt
Satilatlas. Temin von rechts zu den vorigen.
BERNHARD.
Wir, denk' ich, sahn uns schon?
SATILATLAS.
Ihr saht uns, Herr,
So oft Ihr an des Ebro grünen Ufern
Das Sarazenenbanner flattern saht.
BERNHARD.
Satilatlas?
SATILATLAS.
So nannte mich mein Vater.
BERNHARD zu Temin.
Und Euer Name, edler Herr?
TEMIN.
Temin.
BERNHARD.
Euch sendet El Moheira.
SATILATLAS.
Wißt Ihr's schon?
BERNHARD.
Und da ich's weiß, so glaub' ich auch den Grund
Zu kennen, der Euch führt: Hamatelliwa.
SATILATLAS.
Jawohl, das ist der schmerzensvolle Grund.
TEMIN.
Gebt sie uns wieder, Graf von Barcelona.
Das ist es, was der Emir uns befahl.
BERNHARD.
Ei – er befiehlt? Es scheint mir richtig, Herrn,
In Bitte den Befehl zu übersetzen.
SATILATLAS.
Wohlan, er gibt sein Recht als Vater auf,
Der Emir bittet, gebt sein Kind zurück.
BERNHARD.
Ihr wißt, daß ich Hamatelliwa liebe,
Und mitten in das Herz der Christenheit
Schickt El Moheira seine Boten mir
Mit solcher Fordrung? Euer Emir baut
Auf meinen Rittersinn.
SATILATLAS.
Er ist bereit,
Die Tochter auszulösen, nennt den Preis.
BERNHARD.
Was? Preis? Soll ich für Gold und Silber
Mein Herz verkaufen?
TEMIN.
Christ, mich freut dies Wort,
Birgt es gleich wenig Gunst für unsre Wünsche.
SATILATLAS.
Ward El Moheiras Tochter Euer Weib?
BERNHARD.
Sie ward es nicht.
SATILATLAS.
So ward sie – beim Propheten –
Doch davon nichts. – Sie ward die Eure nicht,
So blieb sie ihres Vaters – gebt sie wieder.
BERNHARD.
Ward sie gleich nicht mein Weib, so ward sie mein
Und bleibt bei mir.
SATILATLAS.
Ist's Euer letztes Wort?
BERNHARD.
Ja, Maure.
SATILATLAS.
Nun wohlan, so sind wir fertig,
Zu betteln hieß uns El Moheira nicht.
TEMIN.
Doch seid gewiß, Herr Graf von Barcelona,
Wir rechnen nach.
BERNHARD.
Nur nicht so stolz, Ihr Herren;
Denkt, wo Ihr seid; des Kämmrers guter Wille
Schützt Euer Leben – Kämmerer bin ich.
SATILATLAS.
O Herr, Ihr irrt; uns schützt wohl noch ein andrer.
BERNHARD.
Wer wäre das?
TEMIN.
Lothar, des Kaisers Sohn,
An den wir Botschaft haben.
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