Muß ich Euch mehr noch sagen?

 

Schlägt den Mantel auseinander, zeigt aufs Schwert.

 

Seht Ihr dies Schwert? Ich selber halte Wache

Und Rundgang heute in der Kaiserpfalz;

Befürchtend jede Stunde und Minute –

KARL.

Befürchtend? Was?

BERNHARD.

Das Mordgeschrei zu hören,

Wenn sich Pipin mit seinen Aquitaniern

Auf Euch und Eure Mutter stürzt!

KARL erhebt sich.

So schlief ich

Arglos an des Verderbens Schwelle – Herzog,

Denkt nicht, ich bitte, daß ich furchtsam sei,

Wenn Ihr mich schaudern seht. Ihr hieltet Wacht –

Reicht mir die Hand – Ihr mögt es unklug schelten,

Wenn ich Euch sage, was ich sagen muß –

BERNHARD.

Was müßt Ihr sagen?

KARL.

Bis zu dieser Stunde

War etwas in mir – nein, ich bitte, zürnt nicht –

Das mir verwehrte ganz Euch zu vertraun.

BERNHARD.

O junger Fürst die Luft geht scharf und rauh

Auf jenen Höhen, wo die Throne stehn.

Freundschaft ist eine Blume, die im Tale,

Nicht auf der Menschheit strenger Höh' gedeiht.

Euch feßle Liebe nicht und nicht Gefühl.

Glaubt dem Gefühle nicht, es ist ein Maler,

Der falsch die Dinge schildert. Der Verstand

Sei Euch Genosse – er allein betrügt nicht.

Lest jedem Herzen seine stummen Wünsche

Und jedem Auge seine Ziele ab;

Und wo Ihr Vorteil seht, der mit dem Euren

Verschwistert geht, von gleichem Feind bedroht,

Wie Euer Vorteil, da vertrauet Euch.

KARL.

Ihr malt mir diese Welt mit düstren Farben.

BERNHARD.

Die Wirklichkeit führt eine rauhe Sprache,

Wer mannbar werden will, muß sie verstehn.

Der Kaiser, Euer Vater, Herr, ist alt.

KARL.

Alt? Nun bei Gott, ich dachte nie daran.

BERNHARD.

Ihr seid der letzte heut von Euren Brüdern,

Stirbt Euer Vater, seid Ihr vogelfrei,

Und Kampf mit Euren Brüdern Euer Leben.

Und wenn Ihr siegt, was ist der Preis des Sieges?

Ihr werdet König, Kaiser wird Lothar.

Ein König neben größrem Könige,

Was ist es anders als ein großer Knecht?

KARL.

Wahr – allzuwahr.

BERNHARD.

Nun denn, statt dieses Lebens,

Unköniglich, unmenschlich, unfruchtbar,

Hört, was ich biete.

KARL.

Was könnt Ihr mir bieten?

BERNHARD.

Herrschaft für Knechtschaft, Ehre für Gefahr:

Wollt Ihr der Kaiser sein des Frankenreichs?

KARL.

Was sagt Ihr mir?

BERNHARD.

Was ich zu halten denke.

KARL.

Könnt' es denn möglich sein?

BERNHARD.

Ja, wenn Ihr wollt.

Kaiser der Franken – in der Menschenwelt

Nicht einer, neben dem Ihr zweiter seid –

Der erste überall – von Eurem Haupte

Geht Ehrfurcht wie ein heil'ger Sturmwind aus

Und beugt die Menschenhäupter vor Euch nieder –

KARL.

Ihr malt zu üppig mir dies Bild – hört auf.

BERNHARD.

Warum wollt Ihr's nicht hören?

KARL.

Weil – ich weiß nicht –

Ist's Torheit, ist es Weisheit; diese Krone

Ward mir vom Schicksal, denk' ich, nicht bestimmt.

BERNHARD.

Wollt! Menschenwille ist des Menschen Schicksal!

KARL.

Tu' ich nicht Unrecht an den ältren Brüdern?

BERNHARD.

Karl, Euer großer Ahnherr, wie Ihr wißt,

War Karlmanns jüngrer Bruder – Karl ward Kaiser

Und Karlmann mußte weichen.

KARL.

Mußte weichen –

Heißt das –

BERNHARD.

Das heißt, daß Unrecht nur ein Wort ist,

Dem jeder Inhalt gibt, soviel er will.

KARL.

Sah' ich das letzte Ziel von Euren Worten –

So fürchte ich –

BERNHARD.

Ach laßt – und fürchtet nichts.

Dies Wort, das ich wie eine Wünschelrute

In Euer Herz getaucht, um Stahl zu finden,

Ihr wägt es ängstlich sorgend hin und her?

Karl will nicht Kaiser sein, so sei's Lothar;

Doch legt die Krone heut noch, rat' ich, nieder,

Denn nie vergißt er Euch den einen Tag,

An dem Ihr König wart –

KARL.

Herzog, dies eine

Erklärt mir nur – so tu' ich wie Ihr wollt.

BERNHARD.

Was ist dies eine?

KARL.

Seht; Ihr türmt auf mich

Von Stund' zu Stunde wachsend Ehr' auf Ehre.

Den Reichstag sprengtet Ihr – es war für mich.

Des Reiches Ordnung stoßt Ihr um – für mich –

Für Ludwig konntet Ihr und für Lothar

All dieses tun – Ihr tatet es für mich –

Was ist's, das so mir Euer Herz gewonnen?

BERNHARD.

Seltsam – Ihr seid so jung noch an Entschlüssen

Und schon so alt an Zweifeln und an Fragen?

KARL.

Sagt mir –

BERNHARD.

Wohlan denn – für das Wohl des Reichs

Ersah ich Euch zum Kaiser.

KARL.

Sprecht Ihr wahr?

O zürnt mir nicht – doch wenn Ihr fühlen könntet

Was dieses Wort mir gilt –

BERNHARD.

Wollt Ihr?

KARL.

Es sei.

BERNHARD.

Nun denn, im Kampfgebiet der großen Dinge

Begrüß' ich Euch, gekrönter junger Karl.

Nun keines Auges feiges Blinzeln mehr!

Kein Schaudern, wenn der Taten großer Sturm

Den blut'gen Schaum Euch bis zum Kinn emporwirft!

KARL.

Ihr gabt zwei Kronen mir an einem Tage –

Ich gebe Euch dafür den Frieden hin

Des Herzens – das ist wenig nur für Euch,

Doch alles ist es mir – o teurer Herzog,

Ich bitte Euch, seid sparsam mit dem Gut.

BERNHARD.

Nein, seid nicht weich – ein zu gefühlvoll Herz

In harten Zeiten, ist selbstmörderisch.

In meinen Händen ruhen Eure Taten.

KARL.

Ich will nun gehn.

BERNHARD.

Wohin?

KARL.

Dort in den Garten;

Laßt mich für einen kurzen Augenblick

Die Stirn mir kühlen.

BERNHARD.

Geht nicht in den Garten.

KARL.

Warum?

BERNHARD.

Der Garten hat verborgne Gänge

Und Eure Brüder haben Meuchelmörder.

KARL.

O Kaiserkrone, wirfst du solche Schatten?

Die Mutter saß vorhin an meinem Lager –

Wißt Ihr, wohin sie ging?

BERNHARD.

Ich weiß es nicht.

KARL.

So mein' ich, find' ich sie in ihren Zimmern –

Denn meine Mutter, denk' ich, schlummert nicht.

 

Ab nach links.

 

BERNHARD betrachtet seine Hand.

Betracht' ich's recht, so gleicht die Hand des Menschen,

Wenn sie die Finger ausreckt, einer Spinne –

Ein Griff – sie hält – und läßt nicht wieder los.

Doch solche Kunst gehört in die Paläste –

Im Blachfeld nun, Ihr Söhne Irmengards

Zeig' ich die Künste Euch, die ich mir lernte

In hundert Kämpfen wider's krumme Schwert.

Ja, Tod sei mein Genoß; du Bluterfrischer

In dieses Lebens schalem Einerlei,

Tragöde du im Possenspiel der Welt.

Ludwig, du mußt hinweg, du bist zuviel –

Und diese Welt ist dann für Karl und mich.

Für Karl? Jawohl, so lang in Judiths Herzen

Auf gleichen Schalen Karl und Bernhard ruhn –

Doch du, armsel'ger Knabe, bist zu leicht;

Nein – kommen soll die Stunde, da ihr Herz

Nur noch den Namen Bernhard kennt – und dann –

Dann Karolinger, Bernhard über Euch!

 

Er geht an den Ausgang, blickt hinaus und winkt.

 

 

Dritter Auftritt

Abdallah kommt aus dem Garten zu dem vorigen.

 

BERNHARD.

Nun – bist du da?

ABDALLAH.

Zu deinem Dienst, Gebieter.

BERNHARD.

Du standst dort im Gebüsch?

ABDALLAH.

Dort in den Büschen,

Wie du's befahlst.

BERNHARD.

Du sahst, mit wem ich sprach?

ABDALLAH.

Ja, Herr –

BERNHARD.

Du sahst's?

ABDALLAH.

Du sprachst mit König Karl.

BERNHARD.

Doch vorher?

ABDALLAH.

Vorher? War noch jemand da?

So kam ich vorher nicht – denn als ich kam,

Sprachst du mit Karl.

BERNHARD.

So lange ich dich kenne,

Mir fällt es ein, sah ich dir nie ins Auge,

Denn immer stehst du tiefgesenkten Haupts –

ABDALLAH.

Wie es dem Diener ziemt vor seinem Herrn.

BERNHARD.

Doch heut, gebiet' ich, sieh mir ins Gesicht.

 

Abdallah sieht auf.

 

Ich seh', du kannst, was man von dir verlangt. –

Ist das Gerücht begründet, welches sagt,

Daß du, vertraut mit grauser Lehre, jedes

Giftkraut der Erde kennst?

ABDALLAH.

Es ist begründet.

BERNHARD.

Und ist es wahr, daß tief in Afrika

Ein Kraut gedeiht, das, wenn man's richtig braucht,

Den Tod wie einen Diener uns bestellt,

Pünktlich auf Tage, Stunden und Minuten?

ABDALLAH.

Solch Kraut ist da.

BERNHARD.

Besitz'st du's?

ABDALLAH.

Ich besitz' es.

BERNHARD.

So schaff' mir das – und bald.

ABDALLAH.

Du sollst es haben;

Doch muß es sorgsam zubereitet werden.

BERNHARD.

So tu dein Werk und bring's mir, wenn's getan.

 

Will gehen, wendet sich.

 

Abdallah!

ABDALLAH.

Herr?

BERNHARD.

Du lachst?

ABDALLAH.

Ich lache nicht.

BERNHARD.

Mir schien, du lachtest, weil ich dir vertraute.

ABDALLAH.

Schatten sind stumm und taub – ich bin dein Schatten.

BERNHARD nach dem Garten ab.

ABDALLAH blickt ihm nach.

Schatten sind stumm und taub – doch sie sind dunkel –

Weh' dem, auf dessen Weg ein Schatten fällt!

 

Er wendet sich zum Abgehen nach rechts.

 

 

Vierter Auftritt

Satilatlas. Temin kommen von rechts.

 

SATILATLAS geht auf Abdallah zu und faßt ihn an der Brust.

Treuloser Maure, halt!

TEMIN.

Wo ist die Tochter

Von El Moheira?

ABDALLAH.

Beim Propheten Gottes –

SATILATLAS.

Bernhard versprach sie uns, doch sie ist fort –

Seit heute morgen hält sie sich verborgen

Und spottet unsres Suchens – Hund, du weißt,

Wo sie sich barg; du stehst im Bund mit ihr;

ABDALLAH.

Bei dem Propheten, nein, ich weiß es nicht.

TEMIN.

Wo ist der Herzog Bernhard?

ABDALLAH.

Dort im Garten.

TEMIN zu Satilatlas.

Halt' diesen fest – ich suche Bernhard auf.

 

Wendet sich nach dem Garten, bleibt stehen.

 

Still – was kommt da?

 

Im Garten sieht man Hamatelliwa erscheinen.

 

Sie ist's. Hamatelliwa!

SATILATLAS.

Abdallah, du bleibst stehn und rührst dich nicht.

Mir nach, Temin, der Vorhang hier verbirgt uns.

 

Satilatlas und Temin treten hinter den Vorhang – Abdallah mitten auf der Bühne, den Rücken nach dem Garten.

 

 

Fünfter Auftritt

Hamatelliwa huscht aus dem Garten herein.

 

HAMATELLIWA flüsternd.

Abdallah!

ABDALLAH dumpf vor sich hin.

Unglückselige; woher?

HAMATELLIWA.

Im Garten war ich – und ich sah allda –

O – wo ist Bernhard?

 

Satilatlas und Temin kommen hinter dem Vorhang vor.

 

SATILATLAS.

Frage nicht nach ihm.

HAMATELLIWA.

Die Tiger, die mein Vater schickte! Weh!

 

Sie springt auf und will nach dem Hintergrund entfliehen. – Temin versperrt ihr den Weg.

 

TEMIN.

Treulose! Deines Vaters treue Diener.

Weh' dir, daß du vor ihnen zittern mußt.

HAMATELLIWA.

Wie sie die Schwerter lockern! Wie ihr Auge

Mich wild durchbohrt! Laßt mich nicht doppelt sterben

Durch Tod und Todesangst!

SATILATLAS.

Nicht wir sind Richter,

Dein Richter sitzt auf El Moheiras Thron.

Komm, sei bereit, wir gehn nach Saragossa.

HAMATELLIWA.

Und er ist fern von mir in dieser Stunde!

ABDALLAH.

Verlorene, er selber gab dich preis.

HAMATELLIWA.

Das lügst du! Nein!

ABDALLAH.

Befrage diese Männer.

 

 

Sechster Auftritt

KARL kommt von links.

Vergebens such' ich sie in ihren Zimmern –

Wo ging sie hin? Ah – was ist das?

HAMATELLIWA eilt auf ihn zu, fallt ihm zu Füßen, umfaßt seine Knie.

Erhöre!

Dein Äußeres rundet einen Hohen mir.

Du bist noch jung – dein Antlitz ward noch nicht

Durchätzt von dieses Lebens Bitternissen,

Laß deine Seele deinem Antlitz gleichen,

Du wirst noch Unglück sehn auf dieser Erde,

Nie schwereres als dies, das vor dir liegt!

SATILATLAS.

Sohn Ludwigs, höre dieses Weib nicht an.

KARL.

Was willst du, Maurin?

SATILATLAS.

Hör' sie nicht zu Ende,

Denn eine Bitte wird sie an dich tun,

So unnatürlich, daß das Herz des Sohnes

Sich schaudernd schließen wird –

KARL.

So sprich, was willst du?

HAMATELLIWA.

Dort – diese Männer –

SATILATLAS.

Diese Männer, wisse,

Ihr Vater schickt sie, dessen stolzes Haupt

Der graue Reif des Alters überfiel

Als schmählich ihn sein Kind verließ.

HAMATELLIWA.

Mein Vater!

Zerbrach mein Herz nicht, als ich dich verließ!

Und blieb die eine Hälfte nicht bei dir?

KARL.

Ist's wahr, was diese Männer sagen?

HAMATELLIWA.

Wahr!

Wahr, daß ich treulos floh von meinem Vater

Und daß mir graust vor seinem heil'gen Haupt!

Wahr, daß ich bei den Feinden meines Volkes

Schutz suche vor den Männern meines Volks.

Wahr jeder Vorwurf grauser Unnatur,

Der mich getroffen – aber eins noch ist,

Was sie nicht sagten – Sohn des Christenkaisers –

Wende dein Ohr noch nicht von der Verlornen,

Ruf Bernhard her, den Grafen Barcelonas.

KARL.

Bernhard, den Herzog? Was hast du mit ihm?

HAMATELLIWA.

Zu fragen hab' ich ihn, ob über Christen

Der Gott nicht ist, der über Mauren thront!

ABDALLAH.

Hier kommt der Mann, nach dem du suchtest.

 

 

Siebenter Auftritt

Bernhard aus dem Garten zu den vorigen.

 

HAMATELLIWA springt auf, ihm entgegen.

Bernhard!

Ach, du bist da. – Ins Grausen dieser Nacht

Trägst du wie eine unbeirrte Sonne

Dein teures Angesicht – ich träumte, Bernhard,

Furchtbaren Traum.

BERNHARD zu Satilatlas.

Wie nun? Ihr seid noch hier?

HAMATELLIWA.

O, nicht zu ihnen – mein sei Blick und Wort;

Sieh diese grimmen Jäger, die mich hetzen –

Asyl an deiner Brust, gib mir Asyl!

SATILATLAS.

Ihr haltet schlecht uns das Versprochne, Herzog.

TEMIN.

Wir suchten sie umsonst den ganzen Tag.

HAMATELLIWA.

Verstumme nicht! Er mahnt dich an Versprechen –

Bernhard, ein Wort! Sag', daß du nicht versprachst!

 

Pause.

 

BERNHARD.

Hamatelliwa, geh mit ihnen.

HAMATELLIWA.

Bernhard!!

BERNHARD.

Dein Vater heischt dich, und des Vaters Rechte

Sind größer als die meinen – kehr' zurück.

HAMATELLIWA.

Des Vaters Rechte. – Graf von Barcelona,

Wißt Ihr, daß mich mein Vater töten wird?

BERNHARD.

Das wird er dir nicht tun.

HAMATELLIWA stürzt Abdallah um den Hals.

Prophet – Prophet!

Wer lehrte dich die Schrift in diesem Herzen

Zu lesen, die ich, ach, so falsch verstand?

So tut der Mann – Abdallah tritt vor ihn,

Denn du und Gott, Ihr habt's mit angehört,

Erinnre ihn des Weibes, dessen Knie

Er einst umschlang – frag' diesen Mann, Abdallah,

Ob sie gesprochen, wie er heute spricht?

BERNHARD.

Abdallah, laß; hör' mich, Hamatelliwa,

Mit Schmerzen tu' ich, was mir Pflicht gebietet.

HAMATELLIWA.

Christ, fürchte deinen Gott und lüge nicht.

BERNHARD.

Wer darf mich Lügen strafen?

HAMATELLIWA.

Deine Lippen,

Die heute wie zersprungne Glocken tönen

Und welche einst – o Mond und ew'ge Sterne,

Ihr keuschen Geister lauschender Natur,

Ihr habt gehört, wie sie zu sprechen wußten.

Dies Herz, in dem ich jeden Pulsschlag zahlte,

Nachrechnend dran die Stunden meines Glücks,

So ganz zum Bettler ward es, daß es heute

Nichts für mich hat als schal erlognen Trost.

KARL leise zu Bernhard.

Mich jammert dieses Weibes, Herzog Bernhard;

Muß es so sein, wie Ihr beschließt?

BERNHARD.

Es muß.

Fasse dich, Mädchen.

HAMATELLIWA.

Nennt mich, wie sich's ziemt.

Bernhard so geh' ich nun?

BERNHARD.

Geh und leb' wohl,

Und sei beglückt durch deines Vaters Liebe. –

HAMATELLIWA.

Wie du freigebig bist mit fremder Liebe. –

Und nur weil Pflicht gebietet, nur dem Rechte

Des Vaters beugend, scheidest du?

BERNHARD.

Nur darum.

HAMATELLIWA.

Kein Vorwurf quält dich? Treulos wardst du nicht?

Im Herzen, wo Hamatelliwa wohnte,

Lebt jetzt kein ander Bild? Kein ander Weib?

BERNHARD.

Nein.

HAMATELLIWA.

Nein und nein. Du Fels, an dem ich scheitre –

Wer war's, den ich im Garten sah?

BERNHARD.

Im Garten?

HAMATELLIWA.

Wo ich auf dunkel schwellndem Rasensitz,

Verborgen ganz von hangenden Gebüschen,

Verstohlen wie ein schuldiges Gewissen,

Jetzt eben einen Mann sah –

BERNHARD.

Was soll mir das –

HAMATELLIWA.

Und tief in dieses Mannes Arm geschmiegt

Haupt dicht an Haupt, und flüsternd bang und süß,

Worte, wie man sie lernt an Bernhards Herzen –

Ein Weib –

BERNHARD.

Nehmt sie hinweg.

HAMATELLIWA.

Warum erschrickst du?

Wär's so und wußtest du von diesem Weib?

ABDALLAH blickt nach dem Garten.

Ah – was ist das? Im Garten –

KARL.

Was, im Garten?

ABDALLAH.

Kam eben jetzt ein Weib den Gang herauf,

Ganz eingehüllt in langen, dunklen Schleier,

Und da sie uns erblickte, trat sie seitwärts

In das Gebüsch.