Es wäre der sofortige Tod gewesen, manche der Häuser zu betreten. Sogar die Totenbestatter, die die kaltblütigsten Geschöpfe in der Stadt waren, schraken manchmal zurück und waren so entsetzt, daß sie in Häuser, wo ganze Familien zusammen dahingerafft und die Umstände ganz besonders schauerlich waren, wie es vorkam, nicht hineinzugehen wagten; aber das war freilich in der ersten Hitze der Seuche.

Die Zeit gewöhnte sie an alles, und späterhin trauten sie sich überall ohne Zögern hinein, wie ich noch des breiteren zu schildern Gelegenheit haben werde.

Ich setze jetzt voraus, daß die Pest, wie gesagt, begonnen hat und daß die Behörden ihre ersten ernsthaften Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung erwogen. Welche Vorschriften sie für die Einwohner und für die betroffenen Häuser erließen, werde ich an gegebener Stelle berichten; was hingegen die Gesundheitsfürsorge betrifft, so ist es angebracht, hier folgendes zu erwähnen: Nachdem er gesehen hatte, wie die Leute in ihrem Unverstand zu Quacksalbern und Marktschreiern, zu Hellsehern und Wahrsagern liefen, was sie ja, wie ich oben erzählt habe, bis zum Wahnwitz taten, ernannte unser Lordbürgermeister, der ein praktisch denkender und frommer Herr war, Ärzte und Wundärzte für die Behandlung der erkrankten Armen – und im besonderen ordnete er an, daß die Medizinische Hochschule Anleitungen für den Gebrauch billiger Heilmittel für alle Erscheinungsformen der Seuche veröffentlichte. Das war in der Tat eines der hilfreichsten und umsichtigsten Dinge, die im Augenblick geschehen konnten, denn das hielt die Leute davon ab, die Türen eines jeden Zettelverteilers zu belagern und blind und ohne Überlegung Gift als ein Heilmittel zu sich zu nehmen und den Tod anstelle des Lebens.

Diese Anleitung der Ärzte wurde unter Hinzuziehung des gesamten Kollegiums verfaßt, und da sie besonders für den Gebrauch der Armen und für billige Medizinen bestimmt war, wurde sie öffentlich zugänglich gemacht, so daß jeder sie lesen konnte, und alle, die es wünschten, erhielten umsonst einen Abdruck. Aber da dies ja allgemein bekannt ist und bei jeder Gelegenheit zu finden, brauche ich den Leser nicht mehr damit zu behelligen.

Man soll nicht meinen, ich wolle die Autorität oder die Fähigkeit der Ärzte herabsetzen, wenn ich sage, daß die Heftigkeit der Seuche, als ihr Wüten zum Höhepunkt kam, nur mit dem Feuer im darauffolgenden Jahr verglichen werden kann. Das Feuer, das verzehrte, was die Pest unberührt gelassen hatte, trotzte dem Einsatz aller Mittel, es zu löschen; da wurden die Feuerspritzen zerbrochen, die Eimer weggeworfen, Menschenmacht war zuschanden und am Ende. Ebenso trotzte die Pest allen Medizinen; die Ärzte selbst wurden von ihr ergriffen, noch ehe sie ihre Vorbeugungsmittel hinunterschlucken konnten; Männer gingen umher, anderen vorschreibend, was sie tun sollten, bis die Anzeichen auch an ihnen erschienen und sie tot umfielen, von dem nämlichen Feind vernichtet, dem zu widerstehen sie andere angewiesen hatten. So erging es mehreren Doktoren, darunter den hervorragendsten, und ebenso einigen der geschicktesten Wundärzte. Auch die Quacksalber starben die Menge; manche waren so töricht gewesen, sich auf ihre eigenen Medizinen zu verlassen, von denen sie doch unbedingt hätten wissen müssen, daß sie zu nichts taugten; sie hätten lieber, wie andere Spitzbuben, ihrer Schuld bewußt, weglaufen sollen, um der Gerechtigkeit zu entgehen, von der sie nichts als die, wie sie wohl wußten, verdiente Strafe zu erwarten hatten.

Es ist keine abschätzige Beurteilung der Mühen und des Einsatzes der Ärzte zu sagen, daß sie in der allgemeinen Katastrophe gleichgültig wurden; auch ist es von mir nicht so gemeint; es gereicht ihnen vielmehr zum Lobe, daß sie ihr Leben so weit der Gefahr aussetzten, daß sie es im Dienste der Menschheit verloren. Sie bemühten sich, Gutes zu tun und anderen das Leben zu retten. Doch hätten wir nicht erwarten sollen, daß Ärzte ein Strafgericht Gottes aufhalten würden oder eine Seuche, die vom Himmel mit allen Waffen versehen worden war, daran hindern könnten, den Auftrag, zu dem sie gesandt war, auch auszurichten.

Zweifellos trugen die Ärzte in vielen Fällen durch ihre Kunst, ihre Klugheit und Hingabe zur Rettung eines Lebens und zur Wiederherstellung der Gesundheit bei. Es bedeutet jedoch keine Schmälerung ihrer Charakterstärke und ihrer Geschicklichkeit zu sagen, daß sie nicht mehr heilen konnten, wenn einer die Anzeichen einmal hatte oder die tödliche Ansteckung schon in ihm steckte, bevor der Arzt geholt wurde, wie es oft der Fall war.

Es bleibt nun zu erwähnen, welche öffentlichen Maßnahmen zur allgemeinen Sicherheit und um ein Ausbreiten der Seuche zu verhindern, von den Behörden getroffen wurden, als sie ausbrach. Ich werde noch oft Gelegenheit haben, von der Klugheit der Behörden zu sprechen, von ihrer Hilfsbereitschaft, ihrer wachen Sorge für die Armen, für die Aufrechterhaltung der Ordnung, für die Zufuhr von Lebensmitteln und so fort, die sie bei dem späteren Anwachsen der Epidemie bewiesen. Aber ich bin jetzt bei den Richtlinien und Bestimmungen, die sie erließen, um festzulegen, wie mit den infizierten Häusern zu verfahren sei.

Ich erwähnte oben das Schließen von Häusern; und es wird erforderlich sein, gerade dies etwas näher zu erläutern, denn diese Seite der Geschichte der Pest ist sehr betrüblich, aber wie niederdrückend es auch sein mag, es muß erzählt werden.

Gegen Juni begannen der Oberbürgermeister und der Stadtrat, wie gesagt, sich mehr ins einzelne gehend um eine festgelegte Lebensordnung der City zu bekümmern.

Die Friedensrichter in Middlesex hatten auf Anweisung des Ministeriums angefangen, Häuser in den Pfarren St. Giles, St. Martin, St. Clemens Danes usw. zu schließen, und mit gutem Erfolg; denn in mehreren Straßen, in denen die Pest ausgebrochen war, riegelte man die infizierten Häuser strikt ab und sorgte dafür, daß die Toten sofort, nachdem ihr Verscheiden erkannt war, beerdigt wurden, und die Pest hörte in diesen Straßen auf. Es wurde auch beobachtet, daß die Pest in diesen Pfarrbezirken, nachdem die Heimsuchung einmal ihren Höhepunkt erreicht hatte, viel schneller nachließ als etwa in den Sprengeln Bishopsgate, Shoreditch, Aldgate, Whitechapel, Stepney und anderen, so sehr erwies sich die frühe Vorsorge dort als ein gutes Mittel, die Seuche in Schach zu halten.

Das Schließen von Häusern war eine Methode, die man, wie ich gehört habe, zum erstenmal während der Pest des Jahres 1603, zur Zeit der Thronbesteigung von König Jakob dem Ersten, angewandt hatte; und die Ermächtigung, Menschen in ihren eigenen Häusern einzuschließen, wurde durch ein Parlamentsgesetz gegeben, das den Titel trug: »Gesetz über eine fürsorgliche Hilfeleistung und das Verfahren mit Personen, die von der Pest befallen sind«; mit welchem Gesetz des Parlaments der Lordbürgermeister und der Stadtrat der City von London die Verordnung begründeten, die sie um diese Zeit erließen und die am 1.