Diese Stelle der amerikanischen Küste wurde auch der Nothhafen der beweglichen Insel, nach dem sie sich zur Vornahme etwaiger Reparaturen allemal begiebt.

Der Unterbau der Insel, ihr Rumpf, wie man sagen könnte, der, wie erwähnt, aus zweihundertsiebzigtausend Einzelbehältern besteht, wurde, mit Ausnahme des für die Stadt in der Mitte bestimmten und deshalb besonders verstärkten Theiles, mit einer dicken Schicht guter Erde überschüttet.

Diese Humusdecke genügt für die Vegetation, die auf Rasenflächen, Blumenbeete, Gesträuche, einige Baumgruppen, Weideplätze und Gemüsefelder beschränkt ist. Es war nicht rathsam erschienen, auf diesem künstlichen Erdboden auch noch Getreide und Futter für Schlachtthiere erbauen zu wollen, und so wird der Bedarf an beiden durch regelmäßige Zufuhr gedeckt. Dagegen hatte man Vorsorge getroffen, wenigstens die nöthige Milch, den Bedarf an Eiern und Geflügel von jener Einfuhr unabhängig zu machen.

Drei Viertel des Bodens von Standard-Island, d. h. etwa einundzwanzig Quadratkilometer, sind für die Cultur von Nutzpflanzen und für Rasenflächen bestimmt, die in immerwährendem Grün prangen, während die intensiv ausgebeuteten Felder Gemüse und Früchte liefern und künstliche Wiesen einigen Viehheerden als Weideplätze dienen. Hier bedient man sich eifrig der Elektrocultur, d. h. der Mitwirkung permanenter elektrischer Ströme, die das Wachsthum der Pflanzen überraschend befördern und Gemüse von kaum glaublicher Größe hervorbringen helfen. So züchtet man z. B. hier Radieschen von fünfundvierzig Centimeter Länge und erntet Mohrrüben von drei Kilo Gewicht. Die Zier-und Küchengärten, sowie die Obstanlagen können mit den schönsten in Virginien und Luisiana wetteifern. Kein Wunder: auf der Insel, die mit Recht das »Juwel des Stillen Oceans«

genannt wird, spart man keine Kosten, um alles in vollendetster Weise durchzuführen.

Ihre Hauptstadt Milliard-City nimmt ungefähr ein Fünftel der Oberfläche ein, bedeckt also gegen fünf Quadratkilometer oder fünfhundert Hektar, bei einem Umfange von neun Kilometern.

Unsre Leser, die ja Sebastian Zorn und seine Kameraden auf deren Spaziergange begleitet haben, kennen sie schon so weit, daß sie sich darin schwerlich verirren würden. Uebrigens verirrt man sich überhaupt nicht in amerikanischen Städten, wenigstens nicht, wenn sie gleichzeitig das Glück und das Unglück haben, neueren Ursprungs zu sein – das Glück, wegen der Vereinfachung des Verkehrs und das Unglück wegen ihres vollständigen Mangels an künstlerischer Bedeutung. Wir wissen, daß Milliard-City ein Oval bildet, das durch eine centrale Verkehrsader, die Erste Avenue, die etwas über drei Kilometer lang ist, in zwei Hälften getheilt wird. Das an dem einen Ende derselben aufragende Observatorium hat am andern als Pendant das großartige Stadt- oder Rathhaus. In diesem finden sich die Amtsräume für die Behörden, für Wasser- und Wegebau, für Anpflanzungen und Promenaden, für die städtische Polizei, den Zoll, die Markthallen, für Beerdigungswesen, Hospize, die verschiedenen Schulen, sowie für die Kirchensachen und die Künste in bequemster Weise vereinigt.

Und wie stark ist die Bevölkerung auf diesem künstlichen Stückchen Erde von achtzehn Kilometer Umfang?

Die Erde zählt den derzeitigen Angaben nach zwölf Städte –

vier davon in China – mit mehr als einer Million Einwohner.

Die Schraubeninsel hat deren nur gegen zehntausend – lauter Eingeborne der Vereinigten Staaten. Man wollte es vermeiden, daß jemals internationale Streitigkeiten unter den Bürgern aufloderten, die auf diesem Werke neuester Art Ruhe und Erholung suchten. War es doch schon genug, wenn nicht zu viel, daß sie in religiöser Beziehung nicht zu einunddemselben Banner hielten. Es wäre aber zu schwierig gewesen, nur den Yankees aus dem Norden, den Backbordbewohnern von Standard-Island, oder umgekehrt den Amerikanern aus dem Süden, den Steuerbordbewohnern, das Recht vorzubehalten, sich auf dieser Insel häuslich niederzulassen. Darunter hätten die Interessen der Standard-Island Company gar zu empfindlich gelitten.

Nach Fertigstellung des metallenen Unterbaues und Herrichtung des für die Stadt reservierten Theiles zur Bebauung, nach der Annahme des Planes für die Straßen und Avenuen beginnen die Baulichkeiten aus dem Boden zu wachsen. Hier erheben sich Prachtgebäude oder einfache Wohnstätten, dort für den Detailhandel bestimmte Häuser, öffentliche Bauwerke, Kirchen und Tempel, nirgends aber jene Wohnhäuser mit siebenundzwanzig Stockwerken, jene häßlichen »Skyscrapers«, d.