Die Propeller-Insel Band 2

COLLECTION JULES VERNE

BAND 69

Die Propeller-Insel

Band 2

Pawlak Taschenbuch Verlag, Berlin, Herrsching

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages A. Hartleben, Inh. Dr. Walter Rob, Wien I.

Die Vorlagen für die Umschlagillustrationen der Collection Jules Verne sind Jules Verne Bänden, erschienen im A. Hartleben’s Verlag, Wien, entnommen.

Umschlaggestaltung: Bine Cordes, Weyarn

© 1984 Pawlak Taschenbuch Verlag, Berlin, Herrsching Alle Rechte vorbehalten,

insbesondere das Recht des Nachdrucks

in Zeitschriften und Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk oder Fernsehen, auch einzelner Bild- oder Textteile.

Gesamtherstellung: Elsnerdruck GmbH, Berlin Printed in Germany

ISBN: 3-8224-1069-1

Hier führt uns Jules Verne wieder ein Wunderwerk der Technik vor: Millard-City, die schwimmende Insel, ein Paradies für steuerflüchtige Millionäre.

Aber in dieses Paradies bricht der Störenfried ein: Blutige Schlachten müssen gegen wilde

Eingeborene geführt werden, bald darauf gibt es untereinander ebenso gefährliche

Auseinandersetzungen. Das Stahlungetüm ist bedroht! Aluminiumhäuser, ungeheure Motoren, künstliche Monde – alles für die damalige Zeit Dinge wie aus einem Märchen – und doch heute für uns Wirklichkeit.

Erstes Capitel

Auf den Cooks-Inseln

Seit sechs Monaten bewegt sich Standard-Island, nach der Abfahrt aus der Madeleinebay, von einem Archipel zum andern, ohne daß ein Unfall die wunderbare Seereise störte. Zu jetziger Jahreszeit sind die Gewässer des Aequatorialgebiets fast immer ganz ruhig, da die regelmäßigen Passate zwischen den Wendekreisen herrschen. Doch selbst wenn einmal stärkere Böen auftreten oder ein wirklicher Sturm sich entfesselt, erleidet der feste Untergrund Milliard-Citys und empfindet man in dessen Häfen, im Park oder auf dem Felde davon keine merkbare Erschütterung. Die Böe braust vorüber, der Sturm legt sich. Kaum wird man derselben auf der Oberfläche der Propeller-Insel gewahr.

Unter diesen Verhältnissen wäre eher eine gewisse Monotonie des Lebens zu fürchten.

Unsre Pariser sind aber die ersten, die freudig anerkennen, daß das nicht zutrifft. Auf der ungeheuern Wasserfläche des Oceans folgt eine Oase der andern – auf die schon besuchten Gruppen der Sandwich-Inseln, der Marquisen, der Pomotou-und der Gesellschafts-Inseln die, die man noch anzulaufen gedenkt, ehe der Curs nach Norden wieder eingeschlagen werden soll, nämlich die Cooks-Inseln, Samoa, die Tonga- und Fidschi-Inseln, die Neuen Hebriden und vielleicht noch andre.

Ueberall bietet sich da Gelegenheit, weniger bekannte und ethnographisch hochinteressante Länder zu durchstreifen.

Das Concert-Quartett findet, wenn es sich auch beklagen wollte, gar keine Zeit dazu. Von der übrigen Welt ist es ja gar nicht abgeschieden, da der Postverkehr mit beiden Welten ganz regelmäßig unterhalten wird. Nicht allein führen die Petroleumschiffe ihre Ladung für den Bedarf der Kraftanlagen fast genau am bestimmten Tage zu, sondern es vergehen auch kaum vierzehn Tage, wo die Steamer nicht in dem einen oder dem andern Hafen ihre Fracht von Waaren jeder Art löschten und auch neue Zeitungen u. dgl. brächten, um die geistigen Bedürfnisse der Einwohnerschaft zu befriedigen.

Das den Künstlern zugesicherte Honorar wird mit einer Pünktlichkeit entrichtet, die auf die unerschöpflichen Hilfsquellen der Compagnie einen Schluß ziehen läßt.

Tausende von Dollars fallen ihnen in die Tasche, sammeln sich darin an, und jene werden reich, sehr reich sein, wenn dieses Engagement ohne Gleichen einmal abläuft. Noch nie befanden sich ausführende Künstler in so beneidenswerther Lage, und die unsrigen bedauern jetzt die »relativ mittelmäßigen«

klingenden Erfolge ihrer Rundreisen durch die Vereinigten Staaten.

»Nun, fragte Frascolin eines Tages den Violoncellisten, bist Du endlich von Deinem Vorurtheil gegen Standard-Island zurückgekommen?

– Nein, erklärte Sebastian Zorn.

– Und doch werden wir einen hübschen Sack voll Geld besitzen, wenn diese Fahrt zu Ende ist.

– Es kommt nicht darauf an, ihn zu besitzen, man muß auch sicher sein, ihn mit hinwegzunehmen!

– Und das erwartest Du nicht?

– Nein!«

Da war nichts mehr zu sagen.