Leider gestalten sich die Verhältnisse auch hierfür immer ungünstiger, je mehr sich der Himmel mit pechschwarzen Dunstmassen erfüllt.
Gegen sechs Uhr abends vermag man kaum zehn Schritte weit zu sehen. Die Menge der herabfallenden Massen ist so groß, daß die Insel schon bemerkbar tiefer einsinkt – und diese ist doch kein gewöhnliches Schiff, das man durch Ueberbordwersen der Fracht zu erleichtern im Stande ist.
So kommt der Abend, kommt die Nacht heran, doch ist das nur am Stande der Uhren zu erkennen, denn die Dunkelheit ist dieselbe wie vorher. Der Schlackenfall macht es unmöglich, die elektrischen Monde im Freien hängen zu lassen, man holt sie also herunter. Natürlich wird die Beleuchtung der Straßen und des Innern der Häuser nicht unterbrochen.
In der allgemeinen Lage bringt auch die Nacht keine Veränderung, höchstens scheint es, daß die Detonationen minder häufig werden und sich auch etwas abschwächen, während der vom starken Winde mehr nach Süden entführte Aschenregen etwas nachläßt.
Die Milliardeser wagen sich wieder in ihre Wohnungen zurück, mit der Hoffnung, daß sich die Verhältnisse bis zum Morgen weiter bessern werden. Dann bedarf es nur einer gründlichen Säuberung der Schraubeninsel, und alles wird glücklich überstanden sein.
Und doch, welch trauriger erster Januar für das Juwel des Stillen Oceans, und wie wenig fehlte daran, daß Milliard-City das Schicksal von Pompeji und Herculanum bescheert wurde!
Liegt die Stadt auch nicht am Fuße eines Vesuv, so begegnet sie auf ihrer Fahrt doch sehr vielen Vulcanen, die gerade hier über und unter der Oberfläche des grenzenlosen Meeres liegen.
Der Gouverneur, seine Adjuncten, der Rath der Notabeln, bleiben im Stadthause dauernd versammelt. Die Wachen auf dem Thurme achten auf jede Veränderung am Horizonte wie am Zenith. Um ihren Curs nach Südwesten beizubehalten, ist die Propeller-Insel zwar immer weiter gefahren, doch nur mit der Geschwindigkeit von zwei bis drei Meilen in der Stunde.
Sobald es wieder heller wurde, wollte man dem Archipel von Tongo direct zusteuern. Dort würde man ohne Zweifel erfahren, welche Insel dieser Gegend der Schauplatz dieser furchtbaren Eruption gewesen war.
Im ganzen verliert die grausige Naturerscheinung im Laufe der Nacht entschieden an Stärke.
Gegen drei Uhr morgens erschreckt ein neuer Zwischenfall die Einwohner Milliard-Citys.
Standard-Island erhält einen Stoß, der sich durch den ganzen Untergrund fühlbar macht, wenn er auch nicht hinreichend war, die Wohnungen zu beschädigen und die Maschinen in Unordnung zu bringen, denn die Schrauben arbeiten wie früher weiter. Immerhin muß sich am Vordertheil eine Collision ereignet haben.
Doch welche? Auf eine Untiefe konnte Standard-Island, da es sich noch fortbewegte, nicht aufgelaufen sein. Vielleicht auf eine Klippe? Oder war es in der Dunkelheit zum Zusammenstoße mit einem Schiffe gekommen, das seinen Weg kreuzte und seine Positionslichter nicht hatte wahrnehmen können?… Hat diese Collision schwere Havarien verursacht, die, wenn sie auch die Sicherheit Standard-Islands nicht gefährden, doch vielleicht größre Reparaturen nöthig machen?
Cyrus Bikerstaff und der Commodore Simcoë begeben sich, nicht ohne Mühe durch die dicke Aschenschicht vordringend, nach der Rammspornbatterie.
Hier erfahren sie, daß ein großes Schiff, ein von Westen nach Osten steuernder Dampfer, in der That mit Standard-Island zusammengestoßen ist, der jedoch erst, als er ganz in der Nähe war, hatte gesehen werden können. Wohl hatte man von ihm aus Hilferufe und Geschrei gehört, doch dauerte das nur wenige Augenblicke.
Der Officier des Postens und seine Leute haben, als sie nach der Spitze der Batterie geeilt waren, schon nichts mehr gesehen oder gehört. Leider sieht es aus, als ob das Schiff auf der Stelle versunken sei.
Standard-Island selbst hat bei dem Unfall keinen ernsten Schaden erlitten. Seine Masse ist so ungeheuer, daß es bei einem Zusammenstoß auch das stärkste Panzerschiff in den Grund bohren würde, und ein solcher Fall scheint hier vorzuliegen.
Was die Nationalität des Schiffes angeht, so will der Anführer des Wachpostens Befehle in sehr rauher Stimme ertheilen gehört haben, wie solche in der englischen Marine gebräuchlich sind. Er kann das aber nicht mit Bestimmtheit behaupten.
Ein ernster Fall, der nicht minder ernste Folgen haben kann.
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