Wissen Sie, lieber Calistus – ich möchte Sie mit Ihrer Erlaubniß lieber Eucalistus nennen, so sympathisch sind Sie mir geworden…
– Meine Erlaubniß haben Sie dazu!
– Nun also, mein lieber Eucalistus, man hat nicht vierzig Jahre lang die Saiten des Violoncells gekratzt, ohne ein Philosoph zu werden, und die Philosophie lehrt, daß das einzige Mittel, in der Ehe glücklich zu leben, das ist, überhaupt nicht verheiratet zu sein.«
Am Morgen des 6. Januar tauchen die Höhen von Vavao, der bedeutendsten Insel der nördlichen Gruppe, am Horizonte auf.
Diese Gruppe unterscheidet sich durch ihre vulcanische Bildung wesentlich von den beiden andern, denen von Hapaï und von Tonga-Tabu. Alle drei liegen zwischen dem 17. und dem 22. Grade südlicher Breite und zwischen dem 166. und 168. Grade westlicher Länge – auf einem Flächenraume von zweitausendfünfhundert Quadratkilometern, über den hundertfünfzig Inseln mit sechzigtausend Bewohnern verstreut sind.
Hier kreuzten die Schiffe Tasman’s 1643 und die Cook’s 1773 während dessen zweiter Entdeckungsreise im Großen Ocean. Nach dem Sturze der Dynastie der Finare-Finare und der Gründung eines Bundesstaates 1797, decimierte ein Bürgerkrieg die Bevölkerung des Archipels. Das war die Zeit der Ankunft jener Methodisten-Missionäre, die dieser anspruchsvollen anglikanischen Secte zur Herrschaft verhalfen.
Jetzt ist König Georg I. der anerkannte Beherrscher seines Reiches, vorläufig unter dem Protectorate Englands, bis dieses einst…
Diese drei Punkte haben den Zweck, der Zukunft nicht vorzugreifen, wenn man auch die eines britischen Schutzstaates ziemlich bestimmt voraussehen kann.
Die Schifffahrt ist sehr schwierig durch dieses Labyrinth mit Cocospalmen bedeckter Inseln und Eilande, dem man doch folgen muß, um nach Nu-Osa, der Hauptstadt der Vavaogruppe, zu gelangen.
Das vulcanische Vavao ist häufigen Erdbeben ausgesetzt, worauf man hier auch beim Bau der Wohnhäuser Rücksicht nimmt. Aufgerichtete Stämme, die mittelst Latten von Cocosholz verbunden sind, bilden die Mauern und darauf ruht ein ovales Dach. Das Ganze ist kühl und sauber. Das ganze Bild erregt die Aufmerksamkeit unsrer Künstler, die sich am Vordertheile Standard-Islands aufhalten, während dieses durch die mit Dörfern besetzten Canäle gleitet. Da und dort weht von einigen europäischen Häusern die deutsche oder die englische Flagge. Trotz der vulcanischen Natur dieses Archipels ist nicht anzunehmen, daß der kürzliche furchtbare Aschen- und Schlackenregen von ihm ausgegangen wäre.
Die Tongier haben nicht einmal von der achtundvierzigstündigen Finsterniß zu leiden gehabt, da der Wind die Staubwolken nach der entgegengesetzten Seite getrieben hatte. Höchst wahrscheinlich gehört der Vulcan, der sie auswarf, einer isolierten, mehr östlich liegenden Insel an, wenn derselbe nicht gar erst neuerdings zwischen Samoa und Tonga aufgestiegen ist.
Der Aufenthalt Standard-Islands bei Vavao hat nur acht Tage gedauert. Diese Insel verdient einen Besuch, obgleich sie erst vor wenigen Jahren durch einen schrecklichen Cyclon verwüstet wurde, der die kleine Kirche der Maristen umstürzte und viele Wohnungen von Eingebornen zerstörte. Das Land mit seinen zahlreichen Dörfern, Orangenhainen, Zuckerrohrplantagen, Bananen-, Maulbeer-, Brodbaum- und Santelholzwäldern hat darum an Reiz jedoch nicht eingebüßt.
Von Hausthieren finden sich nur Schweine und Geflügel; von Vögeln zahllose Tauben und schönfarbige, geschwätzige Papageien. Von Reptilien kommen nur einzelne ungefährliche Schlangen und hübsche grüne Eidechsen vor, die man für abgefallene Blätter halten könnte.
Der Oberintendant hat die Schönheit des Typus der Eingebornen nicht zu sehr gepriesen; diese findet sich übrigens allgemein bei den Malayenrassen im mittleren Stillen Ocean: die Männer stolz, hochgewachsen, vielleicht etwas wohlbeleibt, aber von tadelloser Gestalt und gemessener Haltung, mit durchdringendem Blick und einem Teint, der zwischen kupferbraun und olivengrün die Mitte hält; die Frauen graziös und wohlproportioniert, mit sehr kleinen und zarten Händen und Füßen. Sie beschäftigen sich vorzugsweise mit der Herstellung von Strohmatten, Körben and Stoffen, ähnlich denen auf Tahiti, ohne daß ihre Finger durch diese Handarbeiten leiden. Uebrigens kann man sich von der Schönheit der Tongier leicht mit eignen Augen überzeugen.
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