Hier erheben sich die katholische Mission, die Schulen für Knaben und Mädchen und ein Haus für Ordensgeistliche. Natürlich werden die Pariser von ihren Landsleuten herzlich bewillkommnet. Der Superior der Mission bietet ihnen gastliche Aufnahme an, was sie von der Nothwendigkeit befreit, das »Haus der Fremden« aufzusuchen.

Ihre Ausflüge sollen sich nur nach zwei andern bemerkenswerthen Punkten richten, nach Nakualosa, der

»Reichshauptstadt« des Königs Georg, und nach dem Dorfe Mua mit vierhundert katholischen Einwohnern.

Als Tasman einst Tonga-Tabu entdeckte, gab er ihm den Namen Amsterdam – ein Name, den seine Häuser aus Pandanusblättern und Cocosfasern freilich nicht rechtfertigen.

Europäische Wohnstätten fehlen hier zwar keineswegs, der einheimische Name eignet sich aber doch für die Insel besser.

Der Hafen von Maofuga liegt an der Nordküste. Hätte sich Standard-Island einige Meilen weiter westlich festgelegt, so wäre Nakualosa mit seinen königlichen Gärten und dem Palaste sichtbar gewesen. Weiter im Osten dagegen hätte der Commodore Simcoë eine tief ins Land einschneidende Bucht gefunden, in deren Hintergrunde das Dorf Mua liegt. Beides unterließ er wegen der Gefahr einer Strandung zwischen den Hunderten von Eilanden, zwischen denen nur Schiffe von geringem Tonnengehalt genug Wassertiefe finden. Die Propeller-Insel muß also während des ganzen Aufenthalts vor Maofuga liegen bleiben.

Begeben sich auch zahlreiche Milliardeser nach diesem Hafenplatze, so denken doch nur wenige an einen Besuch des Innern der Insel. Und doch ist diese wunderschön und verdient das Lob, das Elisée Reclus ihr gespendet hat. Es ist zwar sehr warm, die Luft schwül und es drohen heftige Regenstürze, so daß schon etwas Touristentollheit dazu gehört, das Land durchstreifen zu wollen. Trotzdem thun das Frascolin, Yvernes und Pinchinat, der Violoncellist ist aber nicht zu bewegen, sein behagliches Zimmer im Casino vor dem Abend zu verlassen und bevor der Nachtwind den Strand von Maofuga etwas erfrischt hat. Auch der Oberintendant entschuldigt sich, die drei Tollköpfe nicht begleiten zu können.

»Ich würde unterwegs zerschmelzen! erklärt er.

– Dann brächten wir Sie auf Flaschen gezogen nach Hause!«

antwortet der Bratschist.

Diese verlockende Aussicht kann Calistus Munbar, der in festem Zustande zu bleiben vorzieht, doch nicht andern Sinnes machen.

Zum Glück neigt sich die Sonne schon seit drei Wochen der nördlichen Erdhälfte wieder zu, und Standard-Island kann sich von ihrem Gluthherde so weit entfernt halten, daß es sich eine normale Temperatur sichert.

Mit dem Frühroth des nächsten Tages verlassen die drei Freunde also Maofuga und wandern der Hauptstadt der Insel zu. Gewiß ist es warm, doch noch erträglich unter dem Dache von Cocospalmen, Lakilakis, Tui-tuis, das sind Lichterbäumen, und Cocas, deren rothe und schwarze Beeren glänzende Traubenbüschel bilden.

Erst gegen Mittag zeigt sich die Hauptstadt in all’ ihrem blühenden Glanze – ein Ausdruck, der zu dieser Jahreszeit ganz berechtigt ist. Der Palast des Königs scheint aus einem riesigen Bouquet von Grün hervorzutreten. Einen auffallenden Contrast bieten die blumenübersäeten Hütten der Eingebornen mit den Wohnungen von stockenglischem Aussehen, z. B. der Niederlassung der protestantischen Missionäre. Der Einfluß dieser wesleyanischen Priester hat sich hier überall vorwiegend geltend gemacht, und die Tongier nahmen, freilich nach manchem traurigen Blutvergießen, deren Glaubenslehre an.

Immerhin haben sie auf ihre kanakische »Religion«, wenn man so sagen darf, keineswegs ganz verzichtet. Bei ihnen steht der Oberpriester über dem Könige.