Man hat nur seinen Dank dafür auszusprechen, und zwar mit den im ganzen Archipel üblichen Worten: »E mana ndina«, das heißt: »Amen«.

Nur der Vollständigkeit wegen erwähnen wir hier noch der Schaben, die überall umherkriechen, der weißen Ameisen, die die zerlumpte Kleidung noch weiter zerstören, und der Moskitos – Moskitos zu Millionen – die man an den Wänden, auf dem Fußboden und an den Kleidern der Eingebornen in zahlloser Menge sich tummeln sieht.

So erscheint es nicht auffällig, daß Seine Hoheit mit dem comico-britanischen Accent der englischen Clowns beim Erblicken dieser entsetzlichen Insecten ausrief:

»Miustic!… Miustic!«

Jedenfalls hatten weder er noch seine Kameraden den Muth, in eine Fidschier Hütte einzudringen. Aus diesem Grunde bleiben ihre ethnologischen Studien also unvollkommen; ja sogar der gelehrte Frascolin war davor zurückgeschreckt, was eine bedauerliche Lücke in seinen Reiseerinnerungen zurückließ.

Neuntes Capitel

Ein Casus Belli

Während unsre Künstler sich lustwandelnd einen Einblick in die auf diesem Archipel herrschenden Sitten verschafften, verschmähten es einige der Notabeln von Standard-Island nicht, mit dessen einheimischen Behörden in Verbindung zu treten. Die »Papalangis« – so nennt man hierzulande die Fremden – brauchten nicht zu fürchten, einen schlechten Empfang zu finden.

Was die europäischen Behörden angeht, so werden diese durch einen General-Gouverneur vertreten, der gleichzeitig als englischer General-Consul für die westlichen, dem Protectorate des Vereinigten Königreichs mehr oder weniger unterworfnen Gruppen amtiert. Cyrus Bikerstaff glaubte von einem officiellen Besuche desselben absehen zu können. Zwei- oder dreimal haben sich die beiden Herren steif gegrüßt, weiter gingen die Beziehungen zwischen ihnen aber nicht.

Mit dem deutschen Consul, gleichzeitig einem der größten Händler des Landes, kam es nur zu dem üblichen Austausche der Karten.

Während des Aufenthalts hatten die Familien Tankerdon und Coverley Ausflüge in die Umgebungen von Suva und in die Wälder veranstaltet, die seine Höhen bis zum Gipfel bekleiden.

Mit Bezug darauf bemerkte der Oberintendant gegen seine Freunde vom Quartett mit vollem Rechte:

»Wenn unsre Milliardeser so besondre Vorliebe für Spaziergänge nach großen Höhen verrathen, so kommt das daher, daß unser Standard-Island zu flach und einförmig ist.

Ich hoffe aber, man wird es eines Tags noch mit einem künstlichen Berge versehen, der sich mit allen Höhen im Stillen Ocean messen kann. Inzwischen lassen unsre Stadtkinder keine Gelegenheit vorübergehen, um die reine und belebende Luft der Berge zu athmen. Das entspricht einem Bedürfnisse der Menschennatur…

– Sehr schön, sagt Pinchinat. Doch einen Rath, mein lieber Eucalistus! Wenn Sie Ihren Berg aus Stahlblech oder Aluminiumplatten construieren, dann vergessen Sie nicht, einen hübschen Vulcan darin unterzubringen… einen Vulcan mit Rauchkammern und Feuerwerk…

– Und warum das nicht, mein Herr Spaßvogel? fällt Calistus Munbar ein.

– Ja, das hab’ ich mir eben auch gesagt: Warum das nicht?«

antwortet Seine Hoheit.

Es versteht sich, daß Walter Tankerdon und Miß Dy an jenen Ausflügen theilnehmen und dabei Arm in Arm dahinwandeln.

Natürlich werden daneben auf Viti-Levu auch die Sehenswürdigkeiten seiner Hauptstadt besucht, jener »Mbure-kalu« oder Tempel der Geister, und das Local für die politischen Versammlungen. Diese auf einem Untergrund von Steinen errichteten Bauwerke bestehen aus Bambus, aus Stämmen, die mit einer Art vegetabilischer Passementerie überzogen sind, und aus sinnreich verbundnen Latten, die das Strohdach tragen. Die Touristen besichtigen ferner das sehr gesund liegende Krankenhaus und den botanischen Garten, der sich amphitheatralisch hinter der Stadt ausbreitet. Zuweilen dehnen sich diese Spaziergänge bis zum Abend aus, und dann geht es, wie in der guten alten Zeit, mit der Laterne in der Hand nach Hause. Bis zu Gasometern, Auer’schem Glühlicht, Bogenlampen oder bis zum Acetylen ist man auf den Fidschi-Inseln noch nicht vorgeschritten, das wird aber »unter deim erleuchteten Protectorate Großbritanniens« schon nicht ausbleiben, meint Calistus Munbar.

Der Kapitän Sarol, seine Malayen und die in Samoa eingeschifften Neu-Hebridier verbleiben auch während des hiesigen Aufenthalts bei ihrer gewohnten Lebensweise. Sie gehen nicht ans Land, da ihnen Viti-Levu schon bekannt ist, die einen, weil sie es bei Betreibung der Küstenschiffahrt häufiger besucht, die andern, weil sie hier für Rechnung von Farmern schon gearbeitet haben. Sie ziehen es beiweitem vor, auf Standard-Island zu bleiben, das sie unablässig durchstreifen und dabei die Stadt, die Häfen, den Park, die Felder und die Batterien am Rammsporn und am Achter besuchen. Noch wenige Wochen, und die wackern Leute werden, dank der Gefälligkeit der Compagnie und dem Wohlwollen Cyrus Bikerstaff’s, in ihrer Heimat, nach fünfmonatlicher Fahrt auf der Propeller-Insel, wieder eintreffen.

Manchmal plaudern unsre Künstler mit Sarol, der recht gut beanlagt ist und sich der englischen Sprache ganz geläufig bedient. Sarol erzählt ihnen mit wahrer Begeisterung von den Neuen Hebriden, von den Eingebornen dieser Gruppe, von ihrer Ernährungsweise und ihrer Kochkunst, was vorzüglich den Bratschisten interessiert. Pinchinat’s geheimer Ehrgeiz strebte danach, womöglich ein neues Gericht zu entdecken, dessen Recept er dann den gastronomischen Gesellschaften des alten Europa mittheilen wollte.