Nachbar: Er zittert vor
großer Eile, seine Knie schlottern vor verhaltener Schnelle.
Er weicht.
Noah (kurzatmig, zu dem zweiten): Du hast Recht, er
läßt es zu, also kommt es von ihm, also gefällt es
ihm, was ihr an mir tut – Alle tot? Auch Peleg, auch Put, Put
auch?
3. Nachbar (zum
ersten): Ist das der Dicke, der so erbarmungslos schrie? Es
tut mir noch in den Ohren weh. (zu Noah)
Ich muß sagen, daß Put dir keine Ehre machte, ein
Rüpel, ein Schreihals – tot sind sie alle, aber Put war
beim Sterben gar zu wenig anstellig.
Japhet erscheint und bleibt erstaunt stehen,
die Drei sehen sich fragend und beratend an.
Japhet: Der Bock, Vater, ist an
seinem Ort, wir wunderten uns, wo du bliebest.
Noah: Ach, guter Japhet, – ja
wir wollen opfern, wollen ein Böcklein darbringen, wollen
preisen, (weinend) preisen und danken.
(ab mit Japhet.)
3. Nachbar: Ihr Schafsköpfe,
habt Schwerter unterm Kleid und er behält Zeit sich zu
besinnen?
1. Nachbar: Ich dachte, du solltest
es tun – hast du keins?
3. Nachbar: Es ist mir zu heiß
und bis er ausgeblutet hätte, wären am Ende seine
Söhne dazugelaufen. Ham, müßt ihr wissen, Ham
möchte ich nicht mit ihnen abtun. Meine Tochter Zebid hat es
ausgemacht. Ham soll leben. Nein, heute verlangt es zu viel Hast.
23
1. Nachbar: Zuviel Hast, ganz
recht, bis wir nach Hause gehen können, haben wir die Sonne
hoch am Himmel und ich bin schon auf dem Herweg schlimm dran
gewesen. Je länger wir hier im Schatten sitzen, desto mehr
müssen wir draußen schwitzen.
Sie stehen langsam
auf.
2. Nachbar: Es soll Länder
geben, wo es ganze Tage lang regnet, aber ich glaube es nicht.
Alle ab.
Ham (aus dem
Zelt, sieht ihnen nach): Nein, sie haben es nicht mit der
Hast, stehen still und drehen ihre Köpfe. Sind es drei? Es
sind nicht mehr drei, wie kommt das – sind andern begegnet
und halten Rat? Das kann schlimmer Rat für uns werden. Nun
– nun – da scheint Himmel zwischen ihnen durch, drei
werden kurz und verschwinden hinter dem Hügel, die beiden
andern nahen, ein Mann und ein Weib, ein junges Weib, ein sehr
junges Weib, die Bürde des Sonnenbrandes schaukelt auf ihrer
Schulter – – Calan – Calan ist der Mann,
kommt er auch mit einem Schwert unter dem Kleid?
Noah mit Sem und
Japhet.
Noah: Bleibt alle beide
zurück, auch du geh mit ihnen zu eurer Mutter, Ham, sagt ihr,
wie ich euch sagte, was Gott gefällt zuzulassen, das ist
Gottes Gewalt und Tun selbst. Sagt ihr das und sie wird euch
lehren, wie leicht die Schwere wird, wenn – – ach,
wie viel muß ich sprechen, und ihr steht mit offenen
Mäulern da und hört nichts von dem Klingen der Stimme,
die durch Haut und 24 Knochen ins Herz dringt – geht, ich will ihn
allein empfangen.
Sem, Ham,
Japhet ab.
Calan und Awah (verschleiert).
Noah: Sei willkommen, Calan, du
bist bei einem armen Manne. Ich gehe auf Krücken, die man
nicht sieht, aber wie leicht sind auch sie zerbrochen!
Calan: Du bist so reich und reicher
als du warst, Freund Noah. So reich wie früher, denn ich habe
den drei guten Nachbarn, als ich gestern heimkehrte und hörte,
was geschah, stark an Kraft und Macht, bei Tagesanbruch alles
ihrige, Raub und Eigentum, abgesperrt und du darfst nur hingehen
und das deinige bis auf die letzte Hufe herauszählen. Mein
Knecht Chus steht mit breiten Beinen davor und hütet deine
Habe. Ich habe Glück gehabt, Noah.
Noah (ohne
Atem): Ach, wie schwer ist der Zorn, wie fast schwerer
Gottes Gnade zu erfahren.
Calan: Warte. Du bist reicher als
vorher, sagte ich, denn ich gelobte für Gottes Beistand bei
drohendem Verlust vieler Güter ein Opfer und sieh, ich bringe
mein Opfer dar. Nimm hin diesen Schatz aus der Ferne, wo die Erde
sich hoch bis an den Himmel hebt. (zeigt auf
Awah.) Sie ist gut, Noah, und gut bei ihr zu wohnen. Sei
zufrieden, Gottes Gnade gibt mit gewaltiger Hand, du hast es um ihn
verdient. (zu Awah) Geh zu deinem Herrn
und küsse seine Füße.
Awah entschleiert sich und fällt vor Noah
nieder. 25
Noah: Alles Vieh, Calan, alles
fette und starke Vieh und die schönen jungen Stiere auch?
Calan: Jedes Horn, jeden Huf!
– Awah ist ihr Name.
Noah: Komm Awah, komm Calan, tretet
in den Schatten, legt euch nieder, ihr sollt erquickt werden
– ruht.
Awah steht auf, sie setzen sich, Noah bleibt stehen und reibt seine
Hände.
Calan: Halte sie gut, Freund Noah,
sie ist aus vornehmem Hause. Wenn sie weint, so denk dir dein Teil
und geh auf leisen Sohlen um sie herum.
Noah (seufzend):Alle meine Knechte – Jebel, Put und
Peleg mit ihnen, die meine Freunde waren, sind erschlagen. Ich
muß bei allem großen Glück weinen. Kir, der immer
nur lachte, fast ein Knabe und schon weise und so willig –
alle dahin!
Calan: Nicht alle, Noah; sie haben
dich hündisch belogen. Freilich, das ist wahr, Put und Peleg
sind tot, sie wurden eilig niedergemacht. Einige andere entwichen
mit Wunden und ein gut Teil lag in einem Seitental und trieb beim
ersten Lärmen das Vieh höher hinauf und verbarg sich in
Löchern und Klüften.
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