Großen Dank. Geht ab.
FREMDER. Ob ich sie noch wiederfinde? – O wie sich alle meine Gedanken nach der geliebten Heimat wenden! Wie soll ich den Anblick ertragen, wenn sie mir wieder gegenübersteht? Wenn die Vergangenheit mit allen Freuden und Schmerzen an mir vorüberzieht? O du armer Mensch! was nennst du Vergangenheit? Gibt es denn eine Gegenwart für dich? Zwischen der verflossenen Zeit und der Zukunft hängst du an einem kleinen Augenblick mitteninne, und jede Freude geht nur schnell vorbei, und vermag gar nicht in dein Herz zu dringen.
WIRT. Wenn's zu fragen erlaubt ist, so vermute ich, Dieselben sind aus einem alten verlegenen Stück, das ein unbekannter Verfasser so etwas neu aufgestutzt hat?
FREMDER. Was?
WIRT. Wenn Sie nur Beifall finden! – Geld müssen Sie doch wenigstens haben; oder dient es etwa in Ihrem Kram, daß Sie sich arm stellen?
FREMDER. Sie sind sehr neugierig, Herr Wirt.
WIRT. Das muß ich sein, mein Herr, da können Sie jeden Sekundaner fragen. Das Alter muß alt sein, Telephus muß als Bettler erscheinen, der Sklave muß seinem Stande gemäß sprechen. Sie dürfen nur die ars poetica nachschlagen, und der bin ich als Wirt auch unterworfen.
FREMDER. Ich danke Ihnen für die schöne Raserei, von dieser echten Rarität hab ich bis jetzt noch keine angetroffen. – Haben Sie die neusten Zeitungen?
WIRT. Hier! ein merkwürdiger Steckbrief ist darin abgefaßt.
FREMDER liest. »Es ist aus gefänglichem Gewahrsam ein Landstreicher gebrochen, der sich für den Apollo auszugeben pflegt. Er ist an einem silbernen Bogen kennbar und gelocktem Haar, jugendlichen Angesichts und pflegt viel zu singen, auch in der Luft zu fliegen. Es will verlauten, daß er sich als Schäfer soll verdungen haben. Jede Obrigkeit wird gebeten, ihn auszuliefern, da an diesem Verbrecher viel gelegen ist. Die etwanigen Unkosten sollen ersetzt werden.«
WIRT. Man soll dem Spitzbuben schon auf der Spur sein.
FREMDER. Ich habe ihn sonst recht gut gekannt, und es ihm oft vorhergesagt, daß es so weit mit ihm kommen würde, da er sich durchaus auf keine ernsthafte Studien legen wollte. Das kömmt von der Belletristerei, wenn man sie nicht zum Nutzen der Menschheit anwendet. – Weiß man nicht, was er verbrochen hat?
WIRT. Er soll sich unterstanden haben, die Phantasterei einzuführen, hat Tragödien geschrieben, und darin auf das Schicksal und die Götter geflucht, hat die moralische Tendenz durchaus vernachlässigt; in Summa, er hat der ganzen kultivierten Welt ein großes Ärgernis gegeben.
FREMDER. Es sollte an ihm ein Exempel statuiert werden.
WIRT. Wenn sie seiner habhaft werden, wird es gewiß daran nicht ermangeln.
FREMDER. Führen Sie mich auf mein Zimmer. Sie gehn ab.
Fünfte Szene
Am Parnaß.
Bäcker und Brauer.
BÄCKER. Nun können wir doch erst sagen, Meister Brauer, daß wir im Lande einen reellen Parnaß haben.
BRAUER. Und das Getränk, was ich da fabriziere, mein lieber Bäcker, wahrlich, das ist ein andres Gesöff, als die alte Hippokrene.
BÄCKER. Ich mag gern bei Euch trinken, das ist gewiß, aber das Zeugs steigt einem sogleich so in den Kopf, daß man nicht weiß, wo einem der Kopf steht.
BRAUER.
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