Nun? Sehn Sie mein Herr, das ist nur eins von meinen Mitteln. – Sind Sie nicht ziemlich gut amüsiert meine Herren?
ZUSCHAUER. Exzellent! o ganz überaus vortrefflich!
GRÜNHELM. Haben Sie eine Sehnsucht nach etwas Verständigem?
ZUSCHAUER. Nein, nein; aber nachher wollen wir ein wenig gerührt sein.
GRÜNHELM. Nur Geduld, es kann ja nicht alles in einem Haufen kommen. Vermissen Sie also wohl den ordentlichen Apollo?
ZUSCHAUER. Nicht im mindesten.
GRÜNHELM. Nun Herr Poet, was haben Sie also gegen den liebwertesten Skaramuz?
POET. Nicht das mindeste mehr, ich bin überführt. Geht ab.
ZUSCHAUER. Wir wollen aber auch nicht lauter Possen haben.
SKARAMUZ. Je behüt uns Gott vor solcher Sünde! Was wäre ich für ein Apollo, wenn ich das litte oder zugäbe? Nein, meine Herren, ernsthafte Sachen die Fülle, Sachen zum Nachdenken, damit doch auch der Verstand in einige Übung kömmt.
Ein Bote tritt auf.
SKARAMUZ. Was gibt's?
BOTE.
O mächtger Gott, der du mit deinem Witze
Von fernher triffst, der du die Leier schlägst,
Du, dem Homer noch manchen Namen gibt,
Die ich nicht all aus Eile nennen kann,
Ich komme dir zu sagen, daß dein Feind,
Den sonst die Sterblichen Apoll genannt,
(Weil sie in schnöder Unerfahrenheit
Die Tage ihres irdschen Daseins lebten),
Daß dieser, o Gebieter, fortgeflohn,
Und, wie man sagt, zu dieser Frist beim König
Admet der Schafe Hürden still bewahrt;
Dort übt er einsam leichte Hirtenlieder,
Und zähmt, wie uns Mythologie berichtet,
Die wilden Bären, Löwen, Panther, Tiger,
Und was ihm sonst noch vor die Fäuste kömmt,
Mit himmlischer Gewalt der Harmonie,
Die er dem silbern Saitenspiel entlockt.
SKARAMUZ. Dort mag er bleiben, und sich also auf die Idylle applizieren; daß er sich aber nur nimmermehr innerhalb der Grenzen dieses Theaters betreffen läßt, sonst soll er mit seinem Kopfe diesen Frevel büßen; – zum Überfluß mag noch ein Steckbrief in die Zeitungen gerückt werden. Geht ab.
BOTE. Dein Wille soll vollzogen werden.
SCÄVOLA. Ob es wohl eine Tragödie wird?
PIERROT. Nein, meine Herren, wir Schauspieler haben uns alle die Hand darauf gegeben, daß keiner von uns sterben will; folglich geht's nimmermehr durch, wenn es auch der Dichter im Sinn haben sollte.
SCÄVOLA. Es ist auch besser so, denn ich bin mit einem gar zu zärtlichen Gemüt behaftet.
PIERROT. Zum Henker, Herr, unsereins ist auch nicht von Stahl und Eisen. Ich habe die Ehre, Ihnen zu versichern, daß ich ungemein fein empfinde; hol doch der Teufel das ungebildete Wesen!
SCÄVOLA. Das sag ich auch immer, denn warum sind wir wohl sonst Menschen?
PIERROT. Und sogar Zuschauer?
SCÄVOLA. Ei freilich hat das Ding sehr viel auf sich; so ein Zuschauer ist gleichsam das Höchste, was man werden kann.
PIERROT. Freilich! Sind wir denn nicht mehr, als alle die Kaiser und Fürsten, die dort nur vorgestellt werden?
SCÄVOLA. Eben darum müssen wir uns auch ganz gewaltig in der Bildung erhalten.
PIERROT. Hochmut will Zwang haben.
SKARAMUZ. Aber tausend Element! wo bleibt denn, ins Henkers Namen, mein Parnaß?
GRÜNHELM. Es ist auch wahr, ich will ihn den Augenblick schicken.
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