Die Familie stand umringt von anderen Herrschaften, diese noch in Strandkleidern. Frau Meier und Vicki waren beladen mit Blumen; Marie, im Abstand von allen, ersehnte ihren Augenblick. In sich fühlte sie einen ungeahnten Antrieb, den beiden Geschwistern um den Hals zu fallen. Nicht nur die Hand geben! Sie wußten doch, wie schön das alles gewesen war, wie schön, wie schön!
Sah denn niemand sie? Richtig, Kurt machte sich aus dem Kreise los, er näherte sich Marie.
„Na, Wiedersehen!” Er schnitt eine Fratze. „Wenn ich noch mal in dies Kaff komme.”
Plötzlich gab er Marie einen Kuß. „Hübsch bist du”, erklärte er. „Weine nicht schon wieder! Wer weint denn noch? Soll ich dir etwas raten? Übe dich, wie man ein Bein stellt!”

Er wurde gerufen, die Familie stieg ein, die Tür fiel zu. Im Augenblick der Abfahrt winkten Frau Meier und die Geschwister allen zu. Marie winkte zurück, im Eifer lief sie, ihr Tuch schwingend, dem Zuge nach. Vicki und Kurt lachten. Wie auf Verabredung streckten beide ihr die Zunge heraus. Marie hielt an im Lauf. Bevor sie selbst es wußte, zeigte auch sie ihnen die Zunge.

Das Zeichen von Köhns Balkon herunter blieb noch immer aus. Aber Antje, die jetzt in zahlreicher Gesellschaft badete, rief eines Tages laut schallend ihre Schwester herbei. Marie hatte nur eine Badehose an, es war ihr nicht gleich anzusehen, daß sie zu den Ärmsten gehörte. Aber Antje verkündete es laut.
„Meine Schwester - was sagt ihr? Die ist bis jetzt noch in dem Katen, wo ich auch her bin. Aber die bleibt ebensowenig drin, dafür ist gesorgt. Seht euch die Beine an! Na? Die werden wie meine berühmten Beine. Das Lehningsche Gesicht hat sie auch, schöne Zähne, wie? Die bringen Glück.”
Sie watete schon, den Herren voran, in die See, da fiel ihr endlich ein, was sie versprochen hatte.
„Du wolltest mich doch besuchen, Marie!” rief sie zurück. „Komm heute zum Kaffee! G. P. Tietgen tut dir nichts.”
Weil alle es gehört hatten, konnte G. P. Tietgen nicht viel machen, sondern er lachte. An demselben Nachmittag ging Marie in Köhns Hotel.
Der Portier ließ sie ohne weiteres durch, sie hätte es nicht für so einfach gehalten. Ihre Schwester lag auf dem Sofa und spielte mit einer großen Puppe.
„Schmeiß mal die Tür zu!” verlangte sie. „G. P. Tietgen soll es nur hören. Er hat Geschichten gemacht euretwegen und weil ich ihn hierher verschleppt habe.