P. Tietgen so furchtbar eklig war. Kurt seinerseits stieß ein kurzes Gelächter aus. „Wir danken für die Einladung” - auf einmal war er artig wie ein Herr.
„Kommt ihr?”
„Wir können leider keinen Gebrauch machen. An uns liegt es nicht.”
„Unsere Eltern haben es verboten”, ergänzte seine Schwester. „Sie sind noch 1880.”

Unvermittelt nahm Vicki eine andere Gestalt an, streckte das Hinterteil heraus, wölbte die Brust, so sehr sie konnte, Und wippte beim Gehen. Marie erkannte dennoch nicht sogleich, wer gemeint war,

„Das spielen wir mal!” rief Kurt fröhlich. Er streckte den Bauch vor und blies die Backen auf. Seine Schwester äußerte erhaben:
„Ich will Esel reiten. “
„Ich bezahle alles, hier ist der Esel!” Damit gab der Junge der nichts ahnenden Marie einen Stoß, daß sie umfiel. Schon wollte das Mädchen den Rücken Maries besteigen, da begriff Marie endlich, was gespielt wurde. Sie sprang auf, und während Viktoria Meier sich noch im Sande wälzte, ging sie einfach fort. Zuerst ging sie, dann lief sie. Ihre Absicht war, nie wiederzukommen.
Hieraus wurde nichts, denn ihre Schwester Annie machte ihr kein Zeichen, weder heute noch morgen, noch den nächsten Tag. Auf der Promenade wagte Marie in ihrem armen Kleid sie nicht anzusprechen, sonst hätte Antje ihr sicher geholfen. Daher ging Marie wieder in die Villa zu Meiers, als ob nichts geschehen wäre. Frau Meier war enttäuscht von Marie, wie sie sich ausdrückte. Sie hielt ihr vor, daß sie ihre Kleine umgeworfen habe und vom Spiel fortgelaufen sei. „Hier sind genug andere Mädchen, die gern an deiner Stelle wären. Deine Mutter wird in Kenntnis gesetzt werden.”
Dies geschah auch, und Mutter Elisabeth empfing ihre Tochter nicht nur mit Zorn, das hätte Marie ertragen, sondern auch kummervoll, daher mußte sie weinen.
„Endlich nützt du uns mal was, und wenn sie dich nun wegschicken? Zu den Leuten gehen sogar die Fischerfrauen und erzählen ihnen, sie sollten lieber ihre Töchter nehmen und nicht unsere, weil wir hier die Untersten sind.”
Als Marie dies hörte, weinte sie. „Blarrmarie!” riefen ihre kleinen Geschwister.
„Das schöne Geld!” stöhnte die Mutter.

Marie hatte eine Eingebung. „Von Antje krieg ich viel mehr!” verkündete sie. Da wurde es still im Katen.

„Ist das auch wahr?” fragte die Mutter schließlich. Marie riß die Augen auf und sah sie starr an.
„Antje hat mich eingeladen. Sie will mich in ihre Zucht nehmen, sagte sie.”
Mutter Lehning überlegte. Vater Lehning äußerte sich dahin, daß es mit den beiden Badegästen ohnehin gleich aus sein werde wegen des Endes der Schulferien. Darauf knurrte die Mutter nur noch.
Marie wartete weiter, daß Antje ihr ein Zeichen gäbe. Inzwischen verschwanden vom Strande alle größeren Kinder, und auch Meiers reisten. Marie erfuhr davon erst, als sie in die Villa kam, um die Geschwister abzuholen. Sie rannte nach dem Bahnhof.