Einen Jux will er sich machen
Nestroy, Johann
Einen Jux will er sich machen
Johann Nestroy
Einen Jux will er sich machen
Posse mit Gesang in vier Aufzügen
Personen.
Zangler, Gewürzkrämer in einer kleinen Stadt.
Marie, dessen Nichte und Mündel.
Weinberl, Handlungsdiener,
Christopherl, Lehrjung,
Kraps, Hausknecht,
Frau Gertrud, Wirtschafterin, , bei Zangler.
Melchior, ein vazierender Hausknecht.
August Sonders.
Hupfer, ein Schneidermeister.
Madame Knorr, Modewarenhändlerin in der Hauptstadt.
Frau von Fischer, Witwe.
Fräulein Blumenblatt, Zanglers Schwägerin.
Brunninger, Kaufmann.
Philippine, Putzmacherin.
Lisett, Stubenmädchen bei Fräulein Blumenblatt.
Ein Hausmeister.
Ein Lohnkutscher.
Ein Wächter.
Rab, ein Gauner.
Erster,
Zweiter , Kellner.
Die Handlung spielt im ersten Aufzug in Zanglers Wohnung in einer kleinen Stadt; dann in der nahe gelegenen Hauptstadt, gegen Schluß wieder bei Zangler.
Erster Aufzug
Zimmer in Zanglers Hause; die allgemeine Eingangstüre ist im Prospekt, jedoch gegen die rechte Seite, links am Prospekt ein ziemlich breiter Ofenschirm, rechts und links eine Seitentüre, zu beiden Seiten Tisch und Stuhl.
Erster Auftritt
Zangler. Sonders.
ZANGLER. Ich habe Ihnen jetzt ein für allemal g'sagt –
SONDERS. Und ich Ihnen ein für allemal erklärt –
ZANGLER. Daß Sie meine Nichte und Mündel nicht kriegen.
SONDERS. Daß Marie die Meine werden muß.
ZANGLER. Das werd' ich zu verhindern wissen.
SONDERS. Schwerlich so sicher, als ich es durchzusetzen weiß.
ZANGLER. Kecker Jüngling!
SONDERS. Hartherziger Mann! Was haben Sie gegen mich? Meine Tante in Brüssel ist reich.
ZANGLER. Gratulier'.
SONDERS. Ich werde sie beerben.
ZANGLER. Aber wann?
SONDERS. Sonderbare Frage; nach ihrem Tode.
ZANGLER. Und bis wann wird sie sterben? Aha, da stockt die Antwort. So eine Tant' in Brüssel kann leben, so lang sie will.
SONDERS. Das wünsch' ich ihr von Herzen, denn ich weiß, daß sie auch bei Lebzeiten reichlich zu meinem Glücke beitragen wird.
ZANGLER. Reichlich beitragen – wieviel is das in Brüssel? Reichlich beitragen is hier das unbestimmteste Zahlwort was es gibt, und in unbestimmten Zahlen schließ' ich kein Geschäft, und kurz und gut, ins Ausland laß ich meine Mündel schon durchaus nicht heiraten.
SONDERS. So heirate ich sie und bleibe hier.
ZANGLER. Und derweil schnappt dort ein anderer die Erbschaft weg, das wär' erst gar das Wahre. Mit einem Wort, g'horsamer Diener! Plagen Sie sich auch nicht zu sehr mit unnötigem Herumspekuliern um mein Haus, meine Nichte is heut früh an den Ort ihrer Bestimmung abgereist.
SONDERS. Wie, Marie fort –?!
ZANGLER. Ja, nach Dingsda – logiert in der ungenannten Gassen, Numero soundso viel, im beliebigen Stock, rechts bei der zug'sperrten Tür, da können S' anläuten, sooft S' wollen, hineinlassen wern S' Ihnen aber nicht.
Zweiter Auftritt
Gertrud. Die Vorigen.
GERTRUD tritt zur Mitte ein. Das geht gut, der neue Hausknecht is noch nicht da, und der alte sagt, er will nix mehr tun.
ZANGLER. Was is denn?
GERTRUD. Die Koffer müssen ja vom Boden heruntergetragen werden, wenn die Mamsell Marie schon übermorgen in die Stadt zur Fräulein Blumenblatt soll.
ZANGLER verlegen und ärgerlich. Es ist – Sie hat – geh' Sie zum Teufel –
SONDERS. Also übermorgen erst? in die Stadt zur Fräulein Blumenblatt? Gehorsamer Diener.
Geht zur Mitteltüre.
ZANGLER. He mein Herr – das wird Ihnen nix nutzen, daß – der Aufenthalt meiner – mit einem Wort –
SONDERS schon in der Türe.
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