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FRAU VON FISCHER ohne daß Weinberl darauf achthat. Mein Mann soll uns dort traktieren.
MADAME KNORR. Da hinaus eine Partie zu machen, das is eine Idee von dir, die wirklich einen Kuß verdient, den dir dein Mann auch alsogleich –
WEINBERL zu Madame Knorr. Glauben Sie? Ja ich bin der Mann, der niemanden sein Verdienst abstreiten will, wenn Sie also der Meinung sind, daß sie ein Kuß verdient –
MADAME KNORR. Ohne weiters. Zu Frau von Fischer. Nur keine Umständ g'macht vor einer Freundin. –
WEINBERL. So geh, Gemahlin!
Küßt Frau von Fischer, welche verlegen zögert.
MADAME KNORR. So seh' ich's gern von junge Ehleut.
WEINBERL für sich. Das is ein Götterweib. Zu Frau von Fischer. Gemahlin, wenn du nicht recht bald wieder eine Idee hast, die einen Kuß verdient, so gib ich dir gleich ein paar als Vorschuß auf deine nächsten Ideen.
MADAME KNORR. Eine Tasse Kaffee müssen wir aber noch trinken, eh' wir ausfahren, der Herr Cousin kann gleich um einen Wagen gehn, und Sie Zu Weinberl. spazieren indessen Nach rechts zeigend. in mein Zimmer hinein, ich muß Ihrer Frau im Atelier draußen eine neue Form von Hauberln zeig'n, von Hauberln –! wir werden Ihnen nicht zu lang warten lassen, Sie verliebter Gemahl Sie. Geht mit Frau von Fischer und Christoph zur Mitte ab.
Achter Auftritt
Weinberl allein.
WEINBERL. Ich muß sagen, ich und die Meinige wir leben sehr gut miteinand. Es rentiert sich kurios, wenn man a verfluchter Kerl is. – Den Wagen wird wohl die Madam Knorr zahlen – ah freilich, sie hat ja drum g'schickt. Übrigens, daß ich jetzt da so aus dem Stegreif einen Gemahl vorstell', das is a verruckte Idee. – Macht nix, ich bin ja nicht der einzige, es gibt mehr Leut', die verruckte Ideen haben.
Lied.
1
A Mann führt sein' Frau 's ganze Jahr nirgends hin,
Unterhalt sich auf andre Art, ganz nach sein Sinn,
Prätendiert aber, wenn er geht, soll s' freundlich sein,
Weil s' ihm sonst den Humor verdirbt in vorhinein –
Wenn er heimkommt, soll s' lächeln recht heiter und mild,
Er wird Flegel, sobald sie sich unglücklich fühlt,
Sie soll höchst zufrieden sein in dieser Eh' –
Das is a verruckte Idee! –
2
A eitle Mama hat a Tochter wie a Perl,
Der Tochter ihr Amant is a pfiffiger Kerl,
So wie'n Haushund der Dieb mit Savlati besticht,
Wer'n von ihm an d' Mama a paar Flatusen gericht, –
Und d' Alte is selig, die Aug'n tun ihr funkeln,
»Ach Gott«, denkt s', »ich tu' meine Tochter verdunkeln,
Für mich tut sein Herz nur schlagen unterm Gilet« –
Das is a verruckte Idee! –
3
»Den Herrn seh' ich täglich zu Ihrer Frau gehn« –
»Ja wissen S' das macht nix, es is ihr Cousin« –
»In der Dämmrung da sieht man s' oft beieinand stehn« –
»Was schad't denn die Dämmrung, 's is ja ihr Cousin« –
»Sie tut ihm die Hand drucken und tut ihm schön« –
»Warum soll s' ihn nit drucken, 's is ja ihr Cousin –
Wär er nit ihr Cousin, ließ i ihr'n g'wiß nit in d' Näh'« –
Das is a verruckte Idee! –
4
's is jetzt fast Auszeichnung, wenn man sagen kann, dahier,
»Mein Sohn is zwölf Jahr und spielt gar nicht Klavier«;
Wer nicht ferm Doktorfauststückeln jetzt machen kann,
Sondern nur Virtuos is, den hört man kaum an –
Und doch liest man Klavierkonzert fast alle Tag
An allen Ecken, aber im Preis geben s' dem Liszt nicht viel nach –
Drei Gulden Münz für ein Sperrsitz, vier Zwanziger Entrée –
Das is a verruckte Idee! –
5
's hat einer ein kleinen Gehalt, kommt nicht draus,
Verliebt sich romantisch und rechnet sich's aus:
Als so led'ger kommt mich 's Kaffeehaus so hoch,
Da kommt mich ja d' Frau etwas billiger noch –
Dann 's Kinderernähren meint er wird sich schon finden,
Das Rechnungs-Exempel is schön g'fehlt vorn und hinten,
A Familie und sechshundert Gulden W.W.
Das is a verruckte Idee! –
In die Seitentüre rechts ab.
Verwandlung.
Eleganter Gartensalon in einem Gasthaus-Etablissement außer der Stadt, den größten Teil des Prospekts nimmt ein großes Fenster und eine Glastüre ein, das Fenster rechts, die Türe links, durch beide hat man die Aussicht in den Garten, wo man an mehreren Tischen Gäste sitzen sieht. Außerhalb des Salons, ganz nahe am Fenster, sieht man einen zugemachten Wagen stehen, dessen Pferde in der Kulisse angenommen werden. Im Gartensalon zu beiden Seiten ein Tisch und Stühle.
Neunter Auftritt
Zangler, Melchior.
ZANGLER erzürnt in den Salon mit Melchior eintretend. Das also hier is der Ort? –
MELCHIOR. Wenn Ew. Gnaden recht verstanden hab'n, was der Herr dem Kutscher zug'ruft hat.
ZANGLER. Ob ich ihn verstanden hab'. Es war grad in dem Moment, wie er 's Wagentürl zug'schlagen hat, ich schrei': halt! –
MELCHIOR. Aber man war nicht so dumm, Ihnen zu gehorchen.
ZANGLER.
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