Ich sammelte eilends ein paar Zweige,
aber sie waren feucht und wollten nicht brennen. Das tat mir sehr
leid und ich setzte mich sinnend ans Feuer und sah ihm zu. Indessen
war das Holz, das ich in der Nähe niedergelegt, trocken geworden
und war von selbst in Brand geraten. Ich dachte darüber nach und
eine Untersuchung der Zweige belehrte mich über die Gründe dieser
Erscheinung. Ich machte mich deshalb daran, Holz einzusammeln und
stapelte es mir auf, um immer mit recht viel Feuer versehen zu
sein. Als es Nacht wurde, fürchtete ich mich vor dem Einschlafen,
da ich Angst hatte, das Feuer könne
unterdessen erlöschen. Ich deckte es deshalb sorgfältig mit
trockenen Zweigen und Blättern zu und legte dann feuchtes Holz
darauf. Dann streckte ich mich auf dem Boden aus und versank in
Schlaf.
Als ich am Morgen wach wurde, war es mein Erstes, nach dem Feuer
zu sehen. Ich deckte es ab und ein leichter Wind fachte es alsbald
wieder zu hellen Flammen an. Auch dies beobachtete ich und zog eine
Lehre daraus. Ich konstruierte mir einen Fächer aus Zweigen und
benützte ihn zum Anfachen der Glut, wenn sie zu erlöschen drohte.
Nach Einbruch der Dunkelheit bereitete es mir eine Freude zu sehen,
daß das Element nicht nur Wärme, sondern auch Licht verbreitete.
Und auch für die Zubereitung meiner Nahrung sollte es mir von
Nutzen sein. Denn einige der Speiseabfälle, die die Fremden
zurückgelassen hatten, waren durch das Feuer geröstet worden und
schmeckten mir besser als die Beeren, die ich bisher von den
Sträuchern gepflückt. Ich versuchte deshalb, meine Nahrung in der
gleichen Weise zu behandeln, indem ich sie in die Flamme hielt. Die
Beeren allerdings wurden vom Feuer verzehrt, während die Nüsse und
Wurzeln wesentlich schmackhafter wurden.
Nach und nach wurde meine Nahrung immer spärlicher und ich mußte
manchmal den ganzen Tag suchen, bis ich einige armselige Eicheln
fand, um meinen rasenden Hunger zu stillen. Ich beschloß daher,
meinen bisherigen Aufenthaltsort mit einem anderen zu vertauschen,
von dem aus es mir leichter würde, mich mit dem Notwendigsten zu
versehen. Allerdings fiel es mir schwer, mein geliebtes Feuer
verlassen zu müssen, denn ich wußte ja nicht, wie ich wieder in
seinen Besitz kommen könnte. Ich verbrachte längere Zeit mit der
Überlegung, wie ich diesem Umstände abhelfen könnte, aber es war
vergebens. Ich hüllte mich also fester in meine Lumpen und schritt
durch den Wald davon, der sinkenden Sonne entgegen. Drei Tage irrte
ich in dem Dickicht umher, bis ich endlich offenes Land erreichte.
In der vorhergehenden Nacht war mächtiger Schneefall eingetreten
und die ganze Gegend war in ein einförmiges Weiß gehüllt.
Es war ein trostloser Anblick und es
bereitete mir Schmerz, mit meinen nackten Füßen durch die naßkalte
Masse waten zu müssen, die die Erde bedeckte.
Am Morgen fühlte ich ein unbedingtes Bedürfnis nach Speise und
einem Unterschlupf; endlich bemerkte ich an einem Hang eine kleine
Hütte, die vielleicht für einen Schäfer errichtet worden sein
mochte. Der Anblick war mir neu und ich besah mir das Bauwerk
genau. Da die Tür offen war, trat ich ein. Ein alter Mann saß
drinnen zur Seite eines Herdes, auf dem er seine Mahlzeit
bereitete. Als es mich hörte, wendete er sich um, dann sprang er
mit einem lauten Schrei auf und rannte über die Felder davon mit
einer Eile, deren ich den gebrechlichen Körper nicht für fähig
gehalten hätte. Ich war glücklich, daß ich dieses Unterkommen
gefunden hatte, denn hier war ich wenigstens sicher vor Regen und
Schnee; auch war der Fußboden trocken. Ich verzehrte gierig das
stehengebliebene Frühstück, das aus Brot, Käse, Milch und Wein
bestand; dem letzteren aber konnte ich keinen Geschmack abgewinnen.
Dann überwältigte mich die Müdigkeit und ich legte mich zum
Schlummer auf die Streu.
Mittags erwachte ich, und ermuntert durch den klaren
Sonnenschein, der durch das Fenster auf die weiße Diele fiel,
beschloß ich meine Wanderschaft wieder aufzunehmen. Die Reste des
Frühstücks stecke ich in einen Ranzen, den ich zufällig vorfand,
und trat meine Reise an, bis ich nach mehreren Stunden, als es
Abend werden wollte, ein Dorf erreichte. Wie wunderbar mir alles
schien, die Hütten, die kleineren und die ansehnlicheren Häuser! In
den Gärten standen noch vereinzelte Gemüsestauden und durch die
Fenster konnte ich Milchschüsseln und Käselaibe erkennen, wodurch
sich mein Appetit noch steigerte. In eines der schönsten Häuser
trat ich ein; aber kaum hatte ich die Schwelle überschritten, als
auch schon Kinder schrien und eine Frau ohnmächtig wurde. Das ganze
Dorf geriet in Aufruhr. Manche flohen, manche aber griffen mich an,
bis ich, vertrieben durch Steinwürfe, auf die Felder hinaus
entwich.
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