Sprich nicht so laut, die Mutter schläft nebenan.

DIE MÄNNERSTIMME. Dann schließ doch endlich auf!

FRANZISKA. Gleich, gleich! Sie stößt den Laden nach außen auf und beugt sich hinaus. Nun? – Ist denn niemand hier? – Wo bist du denn?

VEIT KUNZ über die Brüstung ins Zimmer steigend. Hier bin ich schon.

FRANZISKA. Wo kommen Sie denn her?

VEIT KUNZ. Von Berlin. Ich möchte Sie gerne für ein künstlerisches Unternehmen gewinnen.[29]

FRANZISKA. Für ein künstlerisches Unternehmen? Dann sind Sie zu bedauern. Ich besitze nicht die allergeringste künstlerische Veranlagung.

VEIT KUNZ. Darauf verstehe ich mich besser als Sie. Ich werde Sie zur Sängerin ausbilden.

FRANZISKA. Ich habe gar kein Musikgehör.

VEIT KUNZ. Sie haben unendlich mehr. Sie sind so ebenmäßig gewachsen, wie sich das unter tausend Sängerinnen nicht zweimal findet.

FRANZISKA. Woher wissen Sie denn das so genau!

VEIT KUNZ. Ich sah Sie flüchtig in München in einer Versicherungskanzlei. Ich studierte aus Ihren Bewegungen die Linien Ihres Körpers.

FRANZISKA. Das war lieb von Ihnen. Waren Sie mir bis in die Kanzlei hinauf nachgelaufen?

VEIT KUNZ. Gott bewahre! Ich war wegen meiner Haftpflichtversicherung dort. Bei meinem Beruf weiß man nie, wofür man schließlich von seinen eigenen Geschöpfen verantwortlich gemacht wird.[30]

FRANZISKA. Was sind Sie denn eigentlich?

VEIT KUNZ. Ich bin Sternenlenker.

FRANZISKA. Sternenlenker? Was bedeutet das?

VEIT KUNZ. Ich mache aus einem ganz beliebigen Menschenkind, in diesem Falle aus Ihnen, einen Stern allererster Größe und lenke ihn dann durch die fünf Weltteile, wo er mit seinem Glanz alle übrigen Sterne überstrahlt. Nennen Sie Ihre Forderungen!

FRANZISKA. Kann ich fordern?

VEIT KUNZ. Was Sie wollen. Ich muß es nur vorher wissen, damit wir durch keine Mißverständnisse entzweit werden.

FRANZISKA. Dann fordere ich – Freiheit – Lebensgenuß –

VEIT KUNZ. Beides verschaffe ich Ihnen, soweit ein Weib jemals daran Gefallen fand.

FRANZISKA.