HOFMILLER. Du hast ruchlos mit mir gespielt. Hätte ich mir doch nur diese unsinnige Reise erspart! Mit dem ersten Zuge fahre ich morgen nach München zurück. Ab.[27]

 

Dritte Szene

Franziska, später Veit Kunz.

 

FRANZISKA allein. Gewissensbisse?! – Er fühlt sie wegen seiner Handlungen, ich meiner Natur wegen. Sie setzt sich in einen Lehnstuhl und nimmt den Kopf zwischen beide Hände. Diese Überrumplung! Wie konnte ich mir einen Augenblick einbilden, darüber hinaus zu sein! Die Gedanken wallen empor, die Fluten steigen, branden. Mir selber erscheinen die Hirngespinste lächerlich. Aber was hilft das! Ich finde nirgends einen Anhaltspunkt. Gestern abend! Meine Erregung nahm so überhand, daß ich mir Nadeln in die Arme bohrte. Wenn du das wüßtest, Hermann! Deine Umarmung, dachte ich, verscheucht die Gespenster. Unsinn! Sie gab ihnen Greifbarkeit. Jetzt sind's erst Menschen. – – Ich werde aufschreiben, was sie tun. Aber erst, wenn mein Blut ruhiger fließt. – Wie wohl ich mich unter dem Gelichter fühle! Ich lebe in einer anderen Welt. Die Einrichtungen sind andere. Die Freuden sind andere. Das Unheil ist ein anderes. – Ich verschließe es nicht mehr in mir. Ich brauche mir den Hexentanz nur diktieren zu lassen. Vielleicht bringt das Erleichterung. Sie nimmt am Schreibtisch Platz und setzt die Feder an. Aufhorchend. Da klopft jemand an den Fensterladen. [28] Sich erhebend. Gott sei Dank, endlich Wirklichkeit! Sie öffnet im Hintergrund des Zimmers ein Fenster und spricht gedämpft an den geschlossenen Laden hin. Wer klopft da draußen?

EINE TIEFE MÄNNERSTIMME. Ich bin's! Mach' auf!

FRANZISKA. So, du bist's. Das klingt gewöhnlich. Wer bist du denn? Ich halte eine geladene Pistole in der Hand.

DIE MÄNNERSTIMME. Sie trifft nichts. Ich bin dein Freund. Mach' auf!

FRANZISKA.