Reden Sie bitte!

LYDIA. Dazu wären es viel zu viel Väter.

SOPHIE. Deshalb also. Viel zu viel! – Ich muß Ihnen noch etwas sagen ...

LYDIA. Aber Sie, gnädige Frau, Sie sind verheiratet. Sie haben von einem Manne doch zehntausendmal mehr[64] Liebes und Gutes, als unsereins von einem ganzen Dutzend Männer hat.

SOPHIE. Das hatte ich vergessen. Darin haben Sie vollkommen recht.

LYDIA. Wenn ich mir hätte träumen lassen, wie man durch die unwichtigsten Dinge anderen weh tut!

SOPHIE. Sie sind ein gutes Geschöpf. – Aber wissen Sie auch, daß Sie in Lebensgefahr schweben?

LYDIA. Das ist doch Scherz, gnädige Frau!

SOPHIE. Nein, nein, seien Sie auf das Allerschlimmste gefaßt. Ich scherze durchaus nicht. Sie schweben in der furchtbarsten Lebensgefahr![65]

 

Dritte Szene

Franziska tritt mit Veit Kunz ein.

 

FRANZISKA. Sophie, denk dir meine Überraschung: Der Versicherungsbeamte ist Veit Kunz![65]

SOPHIE. Das trifft sich ja wieder einmal wundervoll für dich! Wenn dir dein Freund als Versicherungsagent ebensoviel Glück bringt, wie als Gesangslehrer, dann werden wir uns vor lauter Glück bald nicht mehr zu retten wissen.

VEIT KUNZ. Das klingt etwas höhnisch. Die Damen scheinen sich über irgend etwas erregt zu haben?

SOPHIE. Ganz recht! Ich fragte meinen Mann eben erst, ob man sich nicht auch gegen Untreue versichern kann.

VEIT KUNZ. Selbstverständlich können Sie das. Bestimmen Sie nur, welche Summe Sie im Falle Ihrer Untreue von uns zu bekommen wünschen.

SOPHIE. Sie quälen mich aufs Blut! Von meiner Untreue ist hier gar nicht die Rede.

VEIT KUNZ. Das dürften gnädige Frau nicht so leichtherzig aussprechen! Aber für uns bleibt das gleichgültig. Wir versichern Sie auch gegen die Untreue Ihres Gatten.

LYDIA. Erlauben Sie, gnädige Frau, daß ich mich empfehle.[66]

SOPHIE. Sie sind ein liebes Geschöpf. Mein Mann erscheint mir immer begreiflicher. Ich begleite Sie hinaus. Lydia grüßt die Herren durch Kopfnicken und wird von Sophie hinausbegleitet.

FRANZISKA.