Aber das hat uns ja miteinander bekannt gemacht.
DR. HOFMILLER. Deine Gedichte? Wieso?
FRANZISKA. Meine Angst, widernatürlich zu sein.[25]
DR. HOFMILLER. Ich verstehe nicht, wie du das meinst.
FRANZISKA. Als Kind litt ich Jahre hindurch an Angstzuständen. Ich fürchtete immer wieder, meine Mutter könnte sich das Leben nehmen. Im strahlenden Sonnenschein verfiel ich plötzlich in Weinkrämpfe. Auf der großen Treppe, die durch die Matte zum Schlosse hinaufführt, habe ich einmal so geschrien, daß mich die Mäher mit Wasser begossen.
DR. HOFMILLER. Das ist ein unbezahlbarer Witz! Ich kann mir gar kein Weib denken, das im Verkehr mit dem Manne natürlicher und gewaltiger empfindet als du.
FRANZISKA. Das konnte ich doch aber nicht im voraus wissen.
DR. HOFMILLER nachdenklich. Deshalb also?
FRANZISKA. Ja, deshalb.
DR. HOFMILLER. Jetzt kennst du dich aber. Siehst du denn nun nicht ein, Franziska, daß du dadurch in meine Gewalt geraten bist?
FRANZISKA. Das sehe ich durchaus nicht ein.[26]
DR. HOFMILLER. Der Mann, der dich nach mir bekommt, kann dich unmöglich so hochschätzen, wie ich dich schätze. Ich heirate auch keine Frau, die schon ein anderer gehabt hat.
FRANZISKA. Ich stelle aber jetzt, wo ich mich kennen gelernt habe, ganz andere Ansprüche an einen Mann als vorher.
DR. HOFMILLER. Und ich Esel machte mir meiner leichfertigen Handlungsweise wegen die furchtbarsten Gewissensbisse!
FRANZISKA. Du darfst mich deshalb nicht etwa für ein undankbares Geschöpf halten.
DR. HOFMILLER. Ich ertrage deinen Anblick nicht länger. Wendet sich zur Tür.
FRANZISKA. Was hast du vor?
DR.
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