Und wenn es wieder ein dicker Bursche ist, der sich noch vor Tirpitz und Ludendorff stellt, weil man unter ihnen wenigstens ungestört Geschäfte machen konnte –: Spring an!

 

 

 

 

 

    Ignaz Wrobel

 

    Die Weltbühne, 03.04.1919, Nr. 15, S. 386.

 

Leben 

 

Christian Morgenstern (* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914 in Meran, Villa Helioburg, Untermais; vollständiger Name: Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Besondere Bekanntheit erreichte seine komische Lyrik, die jedoch nur einen Teil seines Werkes ausmacht.

 

Morgenstern wurde an einem Sonntag in München geboren. Seine Mutter war Charlotte Morgenstern, geborene Schertel, sein Vater Carl Ernst Morgenstern, Sohn des Malers Christian Morgenstern. Wie der berühmte Großvater, von dem Morgenstern seinen Namen erhielt, waren auch der Vater und der Vater der Mutter Landschaftsmaler. Die Namen Otto und Josef gehen auf weitere Verwandte zurück, Wolfgang auf die Verehrung der Mutter für Wolfgang Amadeus Mozart.

Kindheit und Jugend 

1881 starb seine Mutter Charlotte an Tuberkulose und Morgenstern hatte sich bei ihr angesteckt. Bald darauf wurde er, ohne in der frühen Kindheit regelmäßigen Schulunterricht erhalten zu haben, seinem Paten Arnold Otto Meyer, einem Kunsthändler in Hamburg, zur Erziehung anvertraut, worunter er jedoch litt. Ein Jahr später kehrte er nach München zurück und kam in ein Internat in Landshut, wo Körperstrafe eingesetzt wurde und er das Mobbing seiner Mitschüler erfuhr.

 

Der Vater heiratete Amélie von Dall’Armi und wurde 1883 an die Königliche Kunstschule in Breslau berufen. Christian ging mit nach Breslau und besuchte das Maria-Magdalenen-Gymnasium. Hier schrieb er im Alter von sechzehn Jahren das Trauerspiel Alexander von Bulgarien und Mineralogia popularis, eine Beschreibung von Mineralien. Beide Texte sind heute nicht mehr erhalten. Zudem entwarf er eine Faustdichtung und beschäftigte sich mit Arthur Schopenhauer. Mit achtzehn Jahren lernte er auf dem Magdalenen-Gymnasium Friedrich Kayssler und Fritz Beblo kennen mit denen ihn im Weiteren eine lebenslange enge Freundschaft verband.

 

Ab Herbst 1889 besuchte Morgenstern eine Militär-Vorbildungsschule, da der Vater eine Offizierslaufbahn für den Sohn wünschte. Nach einem halben Jahr verließ Morgenstern die Schule jedoch wieder und besuchte fortan ein Gymnasium in Sorau. Hier begann eine Freundschaft mit Marie Goettling, die später nach Amerika auswanderte. Mit ihr korrespondierte er noch während seines Studiums der Nationalökonomie in Breslau. Hier gehörten Felix Dahn und Werner Sombart zu seinen bedeutendsten Dozenten. Mit Freunden gründete Morgenstern die Zeitschrift Deutscher Geist unter dem Motto „Der kommt oft am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,“ einem Oliver Cromwell zugesprochenen Zitat. 1893 verfasste er Sansara, eine humoristische Studie. Das erste Sommersemester verbrachte er mit Kayssler in München, aber das Klima vertrug er aufgrund der Tuberkulose nicht und er begab sich zur Kur nach Bad Reinerz. Als er wieder nach Breslau zurückkehrte, hatte sich sein Vater von seiner zweiten Frau getrennt. Es folgte eine Erholungszeit in Sorau. Da er sein Studium nicht fortsetzen konnte, wären Freunde bereit gewesen, einen Kuraufenthalt in Davos zu bezahlen, was der Vater jedoch zurückwies, genau wie ein Angebot Dahns, das Studium bis zum Referendar zu finanzieren. Morgenstern entschied sich nun, als Schriftsteller zu leben. Nach der dritten Heirat seines Vaters zerbrach das Verhältnis zu diesem weitgehend.

Umzug nach Berlin

Im April 1894 zog Morgenstern nach Berlin, wo er mit Hilfe des zum Teil Versöhnung suchenden Vaters eine Stellung an der Nationalgalerie fand. Er beschäftigte sich mit Friedrich Nietzsche und Paul de Lagarde und arbeitete für die Zeitschriften Tägliche Rundschau und Freie Bühne, er schrieb Beiträge für die Zeitschriften Der Kunstwart und Der Zuschauer.

 

Im Frühjahr 1895 erschien das erste Buch Morgensterns, der Gedichtzyklus In Phanta’s Schloß[1]. Er segelte auf dem Müggelsee und bereiste 1895 und 1896 Helgoland, Sylt und Salzburg.