Ich hoffe, wir haben das bei uns so ziemlich abgestellt.
HAMLET. Oh, stellt es ganz und gar ab! Und die bei euch den Narren spielen, laßt sie nicht mehr sagen, als in ihrer Rolle steht: denn es gibt ihrer, die selbst lachen, um einen Haufen alberne Zuschauer zum Lachen zu bringen, wenn auch zu derselben Zeit irgendein notwendiger Punkt des Stückes zu erwägen ist. Das ist schändlich, und beweist einen jämmerlichen Ehrgeiz an dem Narren, der es tut. Geht, macht Euch fertig!
Schauspieler ab. Polonius, Rosenkranz und Güldenstern kommen.
Nun, Herr, will der König dies Stück Arbeit anhören?
POLONIUS. Ja, die Königin auch, und das sogleich.
HAMLET.
Heißt die Schauspieler sich eilen!
Polonius ab.
Wollt ihr beide sie treiben helfen?
ROSENKRANZ UND GÜLDENSTERN.
Ja, gnädiger Herr.
Beide ab.
HAMLET.
He! Horatio!
Horatio kommt.
HORATIO.
Hier, lieber Prinz, zu Eurem Dienst.
HAMLET.
Du bist grad' ein so wackrer Mann, Horatio,
Als je mein Umgang einem mich verbrüdert.
HORATIO.
Mein bester Prinz –
HAMLET.
Nein, glaub' nicht, daß ich schmeichle:
Was für Beförd'rung hofft' ich wohl von dir,
Der keine Rent' als seinen muntern Geist
Um sich zu nähren und zu kleiden hat?
Weswegen doch dem Armen schmeicheln? Nein,
Die Honigzunge lecke dumme Pracht,
Es beuge sich des Knies gelenke Angel,
Wo Kriecherei Gewinn bringt. Hör' mich an:
Seit meine teure Seele Herrin war
Von ihrer Wahl, und Menschen unterschied,
Hat sie dich auserkoren. Denn du warst,
Als littst du nichts, indem du alles littest;
Ein Mann, der Stöß' und Gaben vom Geschick
Mit gleichem Dank genommen: und gesegnet,
Wes Blut und Urteil sich so gut vermischt,
Daß er zur Pfeife nicht Fortunen dient,
Den Ton zu spielen, den ihr Finger greift.
Gebt mir den Mann, den seine Leidenschaft
Nicht macht zum Sklaven, und ich will ihn hegen
Im Herzensgrund, ja in des Herzens Herzen,
Wie ich dich hege. – Schon zu viel hievon.
Es gibt zu Nacht ein Schauspiel vor dem König;
Ein Auftritt kommt darin dem Umstand nah,
Den ich von meines Vaters Tod dir sagte.
Ich bitt' dich, wenn du das im Gange siehst,
So achte mit der ganzen Kraft der Seele
Auf meinen Oheim: wenn die verborgne Schuld
Bei einer Rede nicht zum Vorschein kommt,
So ist's ein höll'scher Geist, den wir gesehn,
Und meine Einbildungen sind so schwarz
Wie Schmiedezeug Vulkans. Bemerk' ihn recht,
Ich will an sein Gesicht mein Auge klammern,
Und wir vereinen unser Urteil dann
Zur Prüfung seines Aussehns.
HORATIO.
Gut, mein Prinz;
Wenn er was stiehlt, indes das Stück gespielt wird,
Und schlüpfet durch, so zahl' ich für den Diebstahl.
HAMLET.
Man kommt zum Schauspiel; ich muß müßig sein.
Wählt einen Platz!
Ein dänischer Marsch. Trompetenstoß.
Der König, die Königin, Polonius, Ophelia, Rosenkranz, Güldenstern und andre.
KÖNIG. Wie lebt unser Vetter Hamlet?
HAMLET. Vortrefflich, mein' Treu': von dem Chamäleons-Gericht. Ich esse Luft, ich werde mit Versprechungen gestopft: man kann Kapaunen nicht besser mästen.
KÖNIG. Ich habe nichts mit dieser Antwort zu schaffen, Hamlet; dies sind meine Worte nicht.
HAMLET. Meine auch nicht mehr. Zu Polonius. Ihr spieltet einmal auf der Universität, Herr? Sagtet Ihr nicht so?
POLONIUS. Das tat ich, gnädiger Herr, und wurde für einen guten Schauspieler gehalten.
HAMLET. Und was stelltet Ihr vor?
POLONIUS. Ich stellte den Julius Cäsar vor: ich wurde auf dem Kapitol umgebracht; Brutus brachte mich um.
HAMLET. Es war brutal von ihm, ein so kapitales Kalb umzubringen. – Sind die Schauspieler fertig?
ROSENKRANZ. Ja, gnädiger Herr, sie erwarten Euren Befehl.
KÖNIGIN. Komm hieher, lieber Hamlet, setz' dich zu mir!
HAMLET. Nein, gute Mutter, hier ist ein stärkerer Magnet.
POLONIUS zum Könige. O ho, hört Ihr das wohl?
HAMLET. Fräulein, soll ich in Eurem Schoße liegen?
Setzt sich zu Opheliens Füßen.
OPHELIA. Nein, mein Prinz.
HAMLET.
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