Durchaus nicht ... Aber gestatten Sie mir die Bemerkung: Es hat mir bisweilen geschienen – und nicht mir allein –, als ob Sie die Häuser vermieden, in denen die Familie meines Onkels verkehrt.
KELLER. Ah – ah! Nun, daß ich hier bin, beweist wohl das Gegenteil.
MAX. Sehr richtig ... Und darum will ich auch ganz offen mit Ihnen reden. Sie sind der Letzte, der meiner verschollenen Cousine Magda in der Welt draußen begegnet ist.
KELLER verwirrt. Wie meinen – –?
MAX. Nun, Sie selbst haben ja, wie mir gesagt wurde, davon erzählt. Außerdem hat Sie auch mein Freund Heydebrand, der damals auf Kriegsakademie war, mit ihr zusammen getroffen.
KELLER. So, so, allerdings – ja.
MAX. Es war wohl ein Fehler von mir, daß ich Sie niemals offen nach ihr gefragt habe, aber Sie werden diese Scheu erklärlich finden ... Ich fühle mich mit diesem Hause solidarisch und fürchtete, Dinge zu vernehmen, die es beschämen könnten.
KELLER. O – o – nicht doch – nein! Die Sache ist einfach die: Es war in der Zeit, als ich in Berlin das Staatsexamen machte, da sah ich eines Tages in der Leipziger Straße ein bekanntes – wenn ich so sagen darf – heimatliches Gesicht ... Sie wissen ja, wie man sich dann in der Fremde freut. – Na, wir sprachen dann miteinander – ich erfuhr, daß sie sich für die Oper ausbilde und deshalb aus dem elterlichen Hause gegangen sei.
MAX. Ah, das stimmt wohl nicht ganz. Sie verließ das Haus, um bei einer alten Dame Gesellschafterin zu werden. Zögernd. Es gab da ein Zerwürfnis mit ihrem Vater.
KELLER. Wohl eine Heiratsgeschichte?
MAX. So ungefähr ... Der Alte, der auf der Seite des Bewerbers war, sagte einfach: Entweder du parierst Ordre oder du gehst aus dem Hause.
KELLER. Und sie ging.
MAX. Jawohl. Aber erst als sie nach einem Jahre plötzlich schrieb, sie werde zur Bühne gehn, da kam es zu einem vollständigen Bruche. – Ja, aber was wissen Sie nun weiter?
KELLER. Das ist wohl alles.
MAX. Das ist alles?
KELLER. Gott – e! Dann traf ich sie noch hie und da, z.B. im Opernhause, wo sie einen Freiplatz hatte.
MAX.
1 comment