Sie hat übrigens gekündigt. Nachdem sie von hier zurückkam, war sie völlig demoralisiert.“

„Ich habe Calista nicht gezwungen, sich in mich zu verlieben.“

„Liebe?“ Elizabeth rang nach Luft. „Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Sie haben sie verführt. Aus reinem Mutwillen und Langeweile.“

„Sie sehen das völlig falsch, Schwester Hatchet …“, einer seiner Mundwinkel zuckte abfällig. „Sie sind doch Engländerin, oder?“

„Ich lebe in England, ja“, antwortete sie knapp.

„Nun, Miss Hatchet, Sie tun mir unrecht. Ich bin ein Romantiker, kein Kämpfer“, seine Stimme wurde tiefer, rauer. „Ich dränge mich keiner Frau auf. Wenn überhaupt, dann hat die süße Calista sich mir aufgedrängt.“

„Das reicht jetzt, Mr. Koumantaros.“ Elizabeth fasste den Stift fester. Und fester. Und fester. Sie verabscheute sein spöttisches Lächeln, hasste seinen überheblichen Ton. Sie konnte gut nachvollziehen, warum ein junges Ding wie Calista das Handtuch geworfen hatte.

„Sie hatte dieses romantische Bild von mir“, fuhr er fort. „Sie wollte herausfinden, wozu ein Invalide noch fähig ist. Ich kann zwar nicht mehr laufen, aber …“

„Mr. Koumantaros!“ Sie sprang auf. Plötzlich schien ihr der Raum zu stickig, zu erdrückend. Es war später Nachmittag, die Hitze des Tages ließ nach. Ihr war völlig unverständlich, warum die Fenster nicht geöffnet wurden, um die frische Bergluft hereinzulassen. „Die Details können Sie sich sparen.“

„Aber nein, Sie sollten sie hören.“ Kristian schob den Rollstuhl näher auf sie zu. Die aufgerollten Ärmel seines Hemdes gaben sehnige Unterarme frei. Die einstige Sonnenbräune jedoch war längst verblasst. „Sie sind falsch informiert, wenn Sie meinen, ich hätte Calista ausgenutzt. Calista hat nur bekommen, was sie wollte. Und seit sie gegangen ist, schicken Sie mir ganz bewusst nur bissige Xanthippen, die zudem noch bis zum Himmel stinken.“

„Wie bitte?“, schockiert stutzte sie. „Unsere Krankenschwestern sind effizient und kompetent. Eine solche Unterstellung ist beleidigend!“

„Nicht, wenn es der Wahrheit entspricht. Solche Frauen wollte ich nicht in meinem Haus haben, geschweige denn mich von ihnen anfassen lassen.“

So war das also. Er wollte das Klischee der Krankenschwester aus dem nicht jugendfreien Nachtprogramm – wilde Mähne, große Oberweite, enger Minirock.