Man ist wenigstens nicht so allein, man hört jemand atmen; es passiert, daß man unvermittelt laut zu reden beginnt und selber darüber erschrickt, aber zu einer Kuh kann man sprechen: sie wendet den Kopf und hört zu. Gut schläft es sich im Kuhstall.
Leise, leise geht Juraj in den Stall; warmer Kuhgeruch umweht ihn, eine Kette klirrt. Heda, ihr Kühe, heda, ich bin's; gottlob, Stroh genug für einen Menschen.
»Es hat zwölf geschlagen, lobet Gott den Herrn ...« Nein, das gab's in Amerika nicht. »Bewahrt das Feuer und das Licht, daß keinem nicht ein Leids geschieht –«
Tuh – tuh – tuh macht des Nachtwächters Horn, wie wenn eine Kuh muht.
VIII
Stefan spannt die Pferde vor den Wagen. »Guten Tag, Herr«, ruft er, »wollt Ihr Euch nicht die Wiesen drunten anschauen?«
Juraj verfinstert sich ein wenig: bin ich ein Herrschaftsverwalter, daß ich im Wagen die Felder besichtigen soll? Ah was, es gibt keine Arbeit, kein Feld, wohin man mit der Kornsense gehn könnte; warum soll ich mir nicht Polanas Besitz ansehen?
Breite Leinwandhosen hat Stefan und eine blaue Schürze, – man sieht, er ist aus dem Flachland; und schwarz ist er wie ein Zigeuner. »C-c«, schnalzt er den Pferden zu, und schon fliegen sie rasselnd und klirrend dahin, Juraj hält sich mühsam an der Wagenleiter fest; Stefan aber steht, den Hut im Nacken, die Zügel hoch, und spielt mit der Peitsche über den Rücken der Pferde. Na, na, langsam, es ist nicht so eilig.
»Eh du«, sagt Juraj unzufrieden, »warum zerrst du die Pferde so an der Schnauze? Du siehst, wie sie mit den Lefzen mahlen, es tut ihnen weh.«
Stefan wendet sich um und grinst. »Das muß man, Herr«, sagt er. »Damit sie den Kopf hochtragen.«
»Und wozu«, wendet Hordubal ein. »Laß sie den Kopf tragen, wie er ihnen gewachsen ist.«
»Das wird gut bezahlt, Herr«, erklärt Stefan. »Jeder Käufer schaut nach, ob das Pferd den Kopf hochträgt. Seht doch, Herr, seht, jetzt laufen sie gut: auf den Hinterbeinen und mit den vorderen scharren sie nur den Boden. C-c.«
»Hetze sie nicht so!« ruft Hordubal.
»Sie lernen laufen«, sagt Manya gleichgültig. »Laßt sie lernen. Was soll einem ein langsames Pferd, Herr?«
Ob Stefan Polana auch immer so fährt? sinnt Hordubal nach. Der ganze Ort dreht sich nach ihnen um: da fährt Hordubals Weib, nun ja, wie eine Gutsherrin; verschränkt die Arme und fährt dahin. Und warum sollte sie nicht stolz sein? denkt Juraj. Gottlob, sie ist anders als andere Weibsbilder, hart und aufrecht wie eine Säule; sie hat den Gutshof wie ein Kastell hergerichtet, siebentausend hat sie für ein Paar Pferde gelöst, nun denn, sie hat schon, warum den Kopf hoch zu tragen. Das macht sich gut bezahlt, Bruderherz.
»Also da ist die Ebene«, zeigt Stefan mit der Peitsche. »Bis zu den Akazien dort gehört sie der Bäuerin.«
Hordubal klettert wie zerbrochen vom Wagen herunter. Hast mich gut durchgerüttelt, du Teufel. Also das ist die Ebene; wahrhaftig, Gras bis zur Hüfte, aber trocken und hart – sag nicht, es sei Rübenboden, das ist Steppe. Manya kratzt sich im Nacken. »Wenn man noch bis dorthin Land zukauft, Herr, dreißig Pferde könnte man hier weiden.«
»Na – a«, wendet Hordubal ein, »mästen werden sie sich hier nicht gerade.«
»Wieso mästen?« Manya verzieht das Gesicht. »Ein Pferd soll trocken sein, Herr. Oder wollt Ihr die Pferde für den Metzger füttern?«
Hordubal antwortet nicht, geht zu den Pferden und tätschelt ihnen die Stirnen. »Nono – no, Kleiner, nur keine Angst, bist ein Prachtkerl. Was, du spitzt die Ohren? Ach, du bist klug! Was scharrst du, was möchtest du?«
Stefan spannt die Pferde aus, richtet sich auf und sagt mit einer gewissen Schärfe: »Nicht mit den Pferden reden, Herr. Sie werden verweichlicht.«
Hordubal wendet sich heftig nach ihm um: was spielt du dich auf den Gazda auf? Ach was, das tut er wohl nur so, damit sich die Pferde nicht an mich gewöhnen. Und ich werde mich dir nicht in deine Pferde hereinmengen, du Esel; na, na, brauchst keine finstere Miene zu machen.
Stefan läßt die Pferde frei weiden und ergreift die Sense, er wird Heu mähen; der Dummkopf hat nicht einmal eine zweite Sense mitgenommen.
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