Juraj seufzt auf und blickt über die Ebene zu den Anhöhen oberhalb Krivá. Dort gibt es wenigstens richtige Felder – es ist wahr; lauter Gestein, aber es sind Felder: Kartoffeln, Hafer, Korn – an manchen Stellen steht noch das Korn, an manchen werden schon Garben gebunden. – »Und wer, Stefan, hat denn unsre Felder dort oben gekauft?«

»Ein gewisser Pjosa«, sagt Manya.

Aha, der Pjosa, Andrej Pjosa, der Husar; und deshalb hat er sich in der Schenke nicht gemeldet, hat sich wohl geschämt, daß er die Frau um die Felder gebracht hat. Juraj starrt zu den Hügeln empor, seltsam, als liefen die Felder der Hordubals von den Bergen hinunter und setzten sich in die Ebene hinein. –

»Und Rybáry ist hier unten?« fragt Juraj.

»Hier unten«, sagt Stefan. »Auf dieser Seite, drei Wegstunden von hier.«

Drei Wegstunden, siehe da, es ist noch weit nach Rybáry. Hordubal pflückt aus Langerweile einen Grashalm und zerkaut ihn; er schmeckt säuerlich – da schmeckt das Gras dort oben auf den Bergen ganz anders, würzig, nach Quendel. Juraj schlendert immer weiter fort über die Wiesen; welch eine Ebene, nichts anderes als der Horizont zu erblicken, aber es ist kein solcher Horizont wie dort droben, er ist gleichsam verstaubt. Und hier eine Kukuruzhufe, wahrlich so hoch wie ein Mann, lauter Krautblätter; ach Gott, wie kommt's, daß der Kukuruz so unordentlich aussieht – ja: Schweine hineinlassen, das wär' ein Gegrunze! Hingegen Kornfelder, das ist wie ein Pelz. Akazien – Juraj hat Akazien nicht gern; dort oben sind Schlehen und Spindelbäume, Ebereschen, Wacholder und keine solchen nichtsnutzigen Akazien. Jetzt ist Manya in seiner Schürze und den hohen Stiefeln nicht mehr zu sehen. Was heißt das, nicht mit den Pferden sprechen! Ein Pferd ist auch ein kluges Tier, ebenso wie eine Kuh; durch Reden lernt es friedlich sein.

Vor Juraj liegt die Ebene, ein banges Gefühl beschleicht ihn, es ist fast wie das Meer, was dort! Was dort! Er wendet sich gegen die Hügel, eh ihr, auch euch frißt die Ebene auf, macht euch klein und dumm; aber hinaufstapfen, Kamerad, da erkennst du wenigstens, was Erde ist! Und da hält Juraj es nicht mehr aus, er eilt dem Dorf zu und läßt Stefan mit seinem ganzen Gespann hinter sich. Ich werde mir das Korn ansehen, denkt er, aber er rennt schon eine Stunde, und die Hügel sind noch immer weit fort; und diese Hitze hier, kein Lüftchen weht – da hast du deine Ebene! Wer hätte geglaubt, daß Stefan mich so weit weggefahren hat? Nur c-c, und schon waren wir am Rand der Welt. Flinke Pferde hat Polana: was, Herr, mit einem langsamen Pferd?

Hordubal läuft schon gute zwei Stunden, und da ist endlich der Dorfrand: Zigeuner, das elende Pack, wälzen sich zwischen Bilsenkraut und Stechäpfeln herum, und da ist schon die Schmiede an der Landstraße: – Hordubal bleibt stehen, ihm fallt etwas ein, ei, Polana, ich werd's dir zeigen! Und schon drängt er sich in die Schmiede. Hallo, Meister, macht mir einen Haken, na, was für einen Haken: einen Riegelhaken zu einer Tür, einen Haken, ich werde daraufwarten. Der Schmied erkennt Hordubal nicht, es ist hier finster und er sieht wegen der Esse nicht. Wenn's ein Haken sein soll, dann also einen Haken; und er schmiedet einen Haken wie das Donnerwetter. Nun, Schmied, gute Pferde hat die Hordubal? Je nun, Pferde wie die Teufel, aber herrschaftliche; nichts für die Arbeit, Gevatter. Aber die zu beschlagen, aha! Da müssen zwei Kerle so ein Luder halten.

Hordubal blickt auf das glühende Stückchen Eisen. Ich bring' dir was mit, Polana, etwas für den Haushalt. Und was kann so ein Pferd kosten, Schmied? Daß Gott mich nicht strafe, spuckt der Schmied aus, sie wollen angeblich acht Tausender dafür! So viel Geld für Pferde! Der Wildling wird lahm und was hast du dann? Besser ist ein Huzulenpferd, oder so ein schwerer Wallach, das Hinterteil wie ein Altar und die Brust wie 'ne Orgel – ach ja, früher, da hat's Pferde gegeben auf dem Hof! aber jetzt – ein Traktor! Es heißt ja, der Gutsherr verkauft die Wiesen! Wozu denn Heu, wozu Pferde, jetzt gibt es Maschinen. –

Hordubal nickt zustimmend. Ja, Maschinen, wie in Amerika. Ich muß achtgeben, daß Polana keine Dummheiten macht. Da kommen Maschinen, was fängst du dann mit den Pferden an? Aha, siehst du wohl; nein, nein, Polana, für Wiesen gebe ich meine Dollars nicht her. Felder und Kühe, das ist etwas anderes, – an Maschinen essen sich die Leute nicht satt. Naja, aber es trägt doch nichts ein, sagst du. Je nun, vielleicht nicht, aber du hast Milch und Korn. So ist es.

Hordubal kommt wieder heim und trägt ein noch heißes Stück Eisen. Polana – sie kocht wohl das Mittagessen; und Juraj schleicht sich über die Stiege auf den Dachboden und befestigt den Haken an der Innenseite der Tür.