so einen Propeller ...«
»Und was steht hier geschrieben?«
»Das liest du dir ein andermal durch, du kannst doch lesen, nicht wahr?« weicht Hordubal aus. »Und hier, siehst du, da sind zwei cars zusammengestoßen –«
Polana steht in der Vorlaube, die Arme vor der Brust, und blickt mit trockenen, starren Augen in den Hof. Dort hinten in der Stube schmiegen sich zwei Köpfe aneinander, eine langsame Männerstimme bemüht sich zu erklären, was dies und jenes darstelle, »das machen sie halt so in Amerika, Hafia, und das da, schau, das hab' ich selber einmal gesehen«, und dann stockt die Stimme, zögert und brummt: »Geh, Hafia, schau nach, wo die Mutter ist.«
Hafia rennt wie erlöst hinaus.
»Halt«, hält sie Polana auf, »frag ihn, ob er etwas essen will ... oder trinken.«
»Nicht nötig, Seelchen, nicht nötig«, schallt Hordubals Stimme, und er tritt auf die Schwelle. »Lieb von dir, daß du daran gedacht hast, danke vielmals, aber das eilt nicht. Hast wohl was anderes zu tun –«
»Arbeit gibt's immer«, bemerkt Polana unbestimmt.
»Siehst du, Polana, nun, da siehst du es ja, ich werde dich nicht stören; geh nur deinen Sachen nach, ich werde mittlerweile – nun, ich –«
Polana hebt den Blick zu ihm empor, als wollte sie etwas sagen, als wollte sie auf einmal gar viel sagen, so daß es um ihre Lippen zuckt; aber sie schluckt es herunter und geht an ihre Arbeit, denn es gibt immer was zu tun.
Hordubal steht in der Tür und blickt Polana nach; soll ich ihr in den Schuppen nachgehen – noch nicht; der Schuppen ist finster, nun, wohl schickt es sich nicht. Acht Jahre, Bruderherz, sind acht Jahre. Ein vernünftiges Weib ist Polana, fällt dir nicht um den Hals wie ein Mädel; du möchtest sie nach dem und jenem fragen, nach dem Feld, nach dem Vieh, aber Gott mit ihr, wenn sie zu arbeiten hat. Immer war Polana so. Arbeitsam, hurtig, klug.
Nachdenklich betrachtet Hordubal den Hof. Ein sauberer Hof mit Fingerkraut und Kamillen bewachsen, keine Jauchenrinne fließt über. Was das anbelangt, die Wirtschaft besichtigen – noch nicht, noch nicht; Polana wird schon selber sagen, komm, Juraj, sieh dir an, wie ich gewirtschaftet habe; alles gemauert und eisern, alles neu, soundsoviel hat es gekostet. – Und ich werde sagen: Gut, Polana. Auch ich bringe dir was für die Wirtschaft mit.
Gut schafft es Polana; und aufrecht ist sie, aufrecht wie ein junges Mädel, Herrgott, dieser gerade Rücken! Immer hat sie den Kopf so hoch getragen, schon als Mädchen – Hordubal seufzte und kratzte sich am Hinterkopf; wohlan, Polana, es geschehe nach deinem Willen; acht Jahre bist du deine eigene Herrin gewesen, das läßt sich nicht einfach übers Knie brechen; wirst selber sagen, gut ist ein Mann im Haus.
Nachdenklich betrachtet Hordubal den Hof. Alles ist anders und neu, alles ist Polana wohlgeraten; aber der Dünger, meiner Treu, der Dünger will mir nicht gefallen; das ist kein Viehmist; das ist Stalldünger. An der Wand zwei Kummete, auf dem Hof Pferdeäpfel – Polana hat gar nicht erwähnt, daß sie Pferde hat; aber, hör mal, Pferde, das ist doch nichts für ein Weibsbild. In den Stall gehört ein Mann, so ist es. Hordubal runzelt besorgt die Stirn: ja, das ist ein Hufschlag gegen den Bretterverschlag; ein Pferd scharrt mit dem Huf, vielleicht will es trinken; ich könnte ihm Wasser im Leinwandeimer bringen, aber nein: erst wenn Polana sagt, komm Juraj, sieh dich auf unserer Wirtschaft um. In Johnstown hatte man Pferde dort unten in den Stollen; ich ging immer hin, um sie am Maul zu tätscheln – weißt du, Polana, Kühe gab's dort nicht; so eine Kuh am Horn packen und ihr den Kopf rütteln – na – na – na, Alte, heda! heda! Aber ein Pferd – nun, gottlob, wirst jetzt einen Mann hier haben.
Aber jetzt fing etwas Bekanntes und Altes zu duften an, etwas, das hier seit der Kindheit geduftet hatte. Hordubal schnuppert lange und dankbar: Holz, der Pechduft von Holz, der Geruch von Fichtenscheiten in der Sonne. Juraj zieht es zu dem Holzhaufen hin, wohl tut der rauhen Hand die rauhe Rinde, da ist auch der Block mit eingerammter Axt, Holzbock und Säge, seine alte Säge, von seinen Pranken geglättet. Hordubal atmet tief auf, heil wiedergekehrt und schön willkommen daheim, er zieht den Rock aus und rammt einen Klotz in die festen Arme des Bocks.
Verschwitzt und glücklich schneidet Juraj Holz für den Winter.
IV
Juraj richtet sich auf und trocknet den Schweiß. Ja, das ist wahrlich eine andere Arbeit und ein anderer Duft als dort unten im pit; feines, pechiges Holz hat Polana, keine Baumklötze, kein Dürrholz, Entengeschnatter, schreiend watscheln Gänse vorüber, ein Wagen rattert im Galopp heran und biegt triumphierend in das Gäßchen. Polana kommt aus dem Schuppen gelaufen und eilt, eilt (ach, Polana, du trabst ja wie ein Mädchen), reißt das Hoftor weit auf. Wer ist denn das, wer kommt denn da zu uns hereingefahren? Ein Peitschenknall, hüh, hoch fliegt goldener, warmer Staub, in den Hof rast ein Gespann, ein Leiterwagen rasselt und auf ihm steht fein nach magyarischer Art ein Mann, hält die Zügel hoch, hoch singt er: brr, springt vom Wagen herunter und schlägt die Pferde mit der flachen Hand auf den nassen Hals.
Vom Tor nähert sich Polana, bleich und gleichsam entschlossen: »Das ist Stefan, Juraj, Stefan Manya.« Der über die Stränge gebeugte Mensch richtet sich heftig auf und wendet sich gegen Juraj. Wie schwarz du bist, wundert sich Hordubal. Herrgott, so ein Rabe!
»Er hat hier als Knecht gedient«, ergänzt Polana hart und deutlich.
Der Mann murmelt etwas und bückt sich über die Stränge, hakt die Pferde von der Deichsel los und führt sie heraus, er hält beide mit der einen Hand am Maul und reicht die andere unvermittelt Hordubal. »Willkommen daheim, Bauer.«
Hordubal wischt rasch seine Hand an der Hose ab und reicht sie Stefan; er fühlt sich verwirrt und irgendwie sehr geschmeichelt, wird ganz verlegen, brummt etwas und schüttelt Stefan noch einmal auf amerikanische Art die Hand. Stefan ist nicht groß, aber stramm; er reicht Juraj nur bis zu den Schultern, schaut ihm aber dreist und brennend in die Augen.
»Schöne Pferde«, brummt Hordubal und will ihnen über die Nüstern streichen; aber die Pferde bäumen sich und beginnen zu tanzen.
»Achtung, Herr«, warnt Manya und in seinen Augen blitzt es spöttisch auf. »Es sind Ungarrösser.«
O du Schwarzer, meinst wohl, ich kenne mich nicht mit Pferden aus? Naja, wahrlich nicht, aber die Pferde werden sich an den Gazda gewöhnen.
Die Pferde reißen die Köpfe hoch, gleich werden sie ausschlagen: die Hände in die Taschen, Hordubal, und nicht gezuckt, sonst glaubt der Schwarze gar, du fürchtest dich.
»Das ist ein Dreijähriger«, sagt Manya, »von einem Militärhengst, o-o-oj«, und er zerrt das Pferd am Maul, »c-c-c! Geh, du Teufel! Ajda!« Das Pferd schleppt ihn hin und her, aber Stefan lacht nur; Polana tritt zu dem Pferd und reicht ihm ein Stück Brot.
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