»Nun, sauber hast du's hier. Und du, Stefan, bist beim Militär gewesen?«

»Bei der Kavallerie, Herr«, Manya zeigt seine Zähne und tränkt den Dreijährigen. »Seht doch, Bauer, dieser trockene Kopf, dieser Hintern – eida! na also, c-c-c, – Vorsicht, Herr! och, so ein Räuber«, sagt er und schlägt das Pferd mit der Faust auf den Hals. »Ach, Herr, das ist ein Pferd!«

Hordubal fühlt sich nicht heimisch in der scharfen Ausdünstung des Pferdestalls; ja, Bruder, da riecht ein Kuhstall ganz anders, nach Mist und Milch, nach Weide und Heimat – »Wo hast du das Füllen?« fragt er.

Das Füllen ist noch kraushaarig und saugt gerade, man sieht nichts wie lauter Beine; die Stute wendet den Kopf und die klugen Augen Hordubal zu: Na, wer bist denn du? Juraj taut auf und streichelt den Schenkel der Stute; er ist warm und glatt wie Samt.

»Eine gute Stute«, sagt Stefan, »aber schwer. Die Bäuerin will sie verkaufen – Ihr wißt ja, Herr, ein Bauer kann die Pferde nicht bezahlen, und beim Militär wollen sie nur heißes Blut. Kühle Pferde bewähren sich nicht. Besser ein gleichartiger Stall«, meint Stefan. »Ich weiß nicht, wie Ihr darüber denkt, Herr –«

»Nun, Polana versteht sich darauf«, brummt Hordubal schwankend. »Und Ochsen, Ochsen hat Polana keine?«

»Wozu Ochsen, Herr?« sagt Manya verächtlich. »Fürs Feld genügt die Stute und der Wallach – Fleisch wird schlecht bezahlt. Da wäre schon eine Bagaunerzucht besser – habt Ihr gesehen, was für einen Eber die Bäuerin hat? Sechs Säue und vierzig Spanferkel. Spanferkel finden immer ihre Käufer, von weither kommen die Schweinehändler zu uns. Säue wie die Elefanten, schwarzer Rüssel, schwarze Hufe –« Hordubal nickt bedenklich: »Und die Milch – wo schafft ihr die Milch für sie her?«

»Von den Bauern, bitte schön«, lacht Manya. »Eh du, möchtest unsern Eber auf deine schmutzige Sau hetzen? So ein verläßliches Eberchen gibt's in der ganzen Gegend nicht. Wieviel Kannen Milch, wieviel Sack Kartoffeln gibst du dafür? – Je nun, Herr, überflüssig, sich hier zu schinden. Gar weit zur Stadt, schlechter Verkauf. Dummes Volk, Herr. Züchtet alles nur fürs eigne Maul. Die sollen nur hergeben, wenn sie nicht zu verkaufen verstehen.«

Hordubal nickt unbestimmt. Wahr, wahr, wenig hat man hier verkauft, höchstens noch Gänse und Hühner. – Nun ja, das da ist halt eine andere Welt; Polana weiß sich Rat, alles was recht ist.

»Man soll weit verkaufen gehn«, räsoniert Stefan, »und nur das, was sich lohnt. Wer würde mit einem Klumpen Butter auf den Markt laufen? Man sieht's dir an der Nase an, daß du nichts hast, nun, so laß halt etwas nach oder scher dich zum Teufel.«

»Und wo bist du her?« staunt Juraj.

»Von da unten, aus Rybáry, kennt Ihr es, Herr?«

Hordubal kennt es nicht, aber er nickt: so, so, aus Rybáry; was würde so ein Gazda nicht kennen?

»Eine andere Gegend, Herr, reich, und was für eine Ebene! Zum Beispiel unser Sumpf – die ganze Krivá ginge dort hinein wie ein Schnappmesser in die Tasche; und das Gras, Herr, Gras bis an die Brust.« Manya macht eine geringschätzige Geste. »Ech, eine lausige Gegend hier, man ackert und dreht nur die Steine herum. Bei uns, wenn man einen Brunnen gräbt, gibt's lauter schwarze Erde.«

Hordubal schaut finster auf. Was weißt denn du, du Tatare, – ich, ich habe hier geackert und Steine gewendet; aber dafür diese Wälder, Herrgott im Himmel, und diese Weiden! Mißmutig verläßt Juraj den Stall. Lausige Gegend, hat er gesagt – warum, zum Teufel, schleichst du dich dann hier ein? Geht es hier etwa den Herden schlecht? Nun, Gott sei gelobt, jetzt eben ist die Stunde der Herden; schon klingeln sie drunten im Tal und läuten am Dorfrand den Abend ein; heisere, tiefe und langsame Glocken, langsam wie der Gang der Kühe; nur die hohen Glöckchen der Kälber beeilen sich kopfüber – nu, nu, auch du wirst mal eine Kuh und wirst ernst und schwer einherschreiten wie die Herde, wie wir. Das Herdengeläute nähert sich und Juraj möchte den Hut abnehmen wie beim Abendläuten, Vater unser, der Du bist im Himmel; wie ein Strom wälzt sich das Läuten heran, teilt sich in schwere Tröpfchen, ergießt sich über das ganze Dorf; eine Kuh um die andre trennt sich von der Herde ab und trottet ihrem Stall zu, Duft von Staub und Milch, Bimbam im Tor, und mit nickenden Köpfen treten zwei Kühe in Hordubals Hof, Tiere, weise und friedlich, und schreiten auf die Stalltür zu. Hordubal atmet tief auf: nun, auch ich bin schon daheim, gelobt seist Du, o Herr; das ist die Heimkehr. Das Abendgeläute der Herden zerstreut sich im Dorf und verklingt, eine Fledermaus jagt im Zickzack auf den Spuren der Kühe die Fliegen, guten Abend, Gazda; aus dem Stall meldet sich mit gedehntem Muhen eine Kuh. Nu, nu, ich komm schon.