Im Finstern betritt Juraj den Stall, befühlt die Hörner, die harte und zottige Stirn, das feuchte Maul und die Nüstern, die weich gefältelte Haut am Hals; ertastet Blechtopf und Dreibein, setzt sich zu dem vollen Euter und melkt Zitze um Zitze, bis die Milch in den Blechtopf rinnt; dünn und halblaut beginnt Juraj zu singen.

In der Stalltür wird eine dunkle Gestalt sichtbar. Hordubal singt nicht weiter. »Ich bin's, Polana«, brummt er entschuldigend. »Damit das Vieh sich an mich gewöhnt.«

»Kommst du zum Abendessen?« fragt Polana.

»Wenn ich gemolken habe«, sagt Hordubal aus dem Dunkel. »Stefan wird mit uns essen.«

V

Juraj Hordubal setzt sich ans Ende des Tisches, faltet die Hände und spricht ein Gebet. So soll es sein, wenn du jetzt der Gazda bist. Polana preßt die Lippen zusammen, die Hände gefaltet, Hafia macht große Augen und weiß nichts anzufangen, Stefan blickt düster und verbohrt zu Boden – ach ihr, habt ihr denn nicht gebetet, Polana? Nun ja, Stefan wird wohl einen anderen Glauben haben, aber bei Tisch ist es schicklich, zu beten. Sieh da, sie sind verstimmt, essen rasch und schweigsam. Hafia stochert nur so im Teller herum. – »Hafia, iß«, befiehlt Polana trocken, ißt aber selber kaum einen Bissen; bloß Stefan schlürft laut, über den Teller gebeugt.

Nach dem Essen möchte Manya auf und davon. »Bleib noch, Stefan«, fordert ihn Hordubal auf »Was ich sagen wollte – wie ist heuer die Ernte?«

»Das Grummet war gut«, weicht Manya aus.

»Und das Korn?«

Polana wirft Stefan einen raschen Blick zu. »Das Korn«, sagt Manya gedehnt. »Ja, die Bäuerin hat nämlich die Felder dort oben verkauft. Hat nicht die Arbeit gelohnt, Herr. Lauter Steine.«

Hordubal fährt zusammen. »Lauter Steine«, brummt er, »wohl wahr, lauter Steine; aber ein Feld, Polana, ist ja die Grundlage –«

Stefan zeigt selbstsicher die Zähne. »Es hat nichts getragen, Herr. Besser sind Wiesen am Fluß. Dort ist Kukuruz gewachsen, hoch wie ein Mann.«

»Am Fluß«, staunt Hordubal, »du hast Boden in der Ebene gekauft, Polana?«

Polana will etwas sagen, schluckt es aber hinunter.

»Herrschaftliche Wiesen, Herr«, erläutert Manya. »Ein Boden wie eine Tenne, tief Rübenboden. – Aber Rübe wird schlecht bezahlt. Alles wird schlecht bezahlt, Herr. Lieber auf Pferde setzen: wenn ein Pferd richtig gedeiht, kriegt man mehr Geld dafür als für ein Jahr Bauernrobot. Noch ein Stück Ebene dazu kriegen und dort Stallungen bauen –« Stefans Augen blitzen. »Das Pferd gehört in die Ebene, Herr. Das Pferd ist keine Ziege.«

»Der Gutsherr möchte die Wiesen verkaufen«, bemerkt Polana nachdenklich und berechnet laut, was sie kosten würden; aber Hordubal hört nicht zu, Hordubal denkt an die Korn- und Kartoffelfelder, welche Polana verkauft hat. Nun ja, lauter Steine, aber hat es dort nicht seit jeher Gestein gegeben? Das gehört nun einmal zu unsrer Arbeit, Kamerad. Zwei Jahre, bevor ich weggefahren bin, hab' ich ein Stück Brachland in ein Feld umgewandelt – eh, was weißt du von Bauernrobot!

Hafia hat sich zu Stefan geschlichen und den Arm um seine Schulter gelegt. »Onkel Stefan«, flüstert sie.

»Was gibt's?« lacht Manya.

Die Kleine windet sich verschämt: »Ach, nur so.«

Stefan nimmt sie zwischen die Knie und schaukelt sie. »Na also, Hafia, was wolltest du sagen?«

Hafia flüstert ihm ins Ohr: »Du, Onkel Stefan, ich hab' heut' so ein schönes Hündchen gesehn!«

»Aber geh«, staunt Manya mit wichtiger Miene.